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Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Titel: Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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einer jämmerlichen Geste der Demut die Hände. »Er hat mich nur angesehen und wusste es! Es war, als könne er mir in die Seele schauen. Sewolt, sagte er, da ist doch etwas, das du uns verschweigst. Es steht dir auf der Stirn geschrieben, dass du ein Geheimnis hast.« Sewolt schluchzte und schniefte, sein Gesicht war tränennass, er heulte wie ein Kind. »Was hätte ich denn tun sollen? Ihr kennt Jobst nicht, Ihr wisst nicht, was dieser Mann einem antun kann!«
    Johann wusste es sehr gut. Seine Schwester hatte es ihm erzählt. Er hatte sofort losstürmen und Jobst töten wollen, doch sie hatte ihn bei ihrer beider Leben schwören lassen, dass er weder sich noch die Seinen durch blindwütige Handlungen in Gefahr brachte. Er hatte lange gebraucht, um sich zu beruhigen und wieder seinen Verstand zu benutzen, und als er endlich so weit gewesen war, hatte er, kalt bis ins Herz, einen neuen Plan geschmiedet.
    Diesmal würde er anders vorgehen als beim letzten Mal. Sewolt mit dem Tod zu drohen war einfach, aber auch sinnlos, denn seine Widersacher waren darin mindestens ebenso bewandert, und vor ihnen ängstigte sich der Burgvogt offenkundig weit mehr als vor Johann. Aber es gab noch andere Methoden. Im Krieg hatte er viel gelernt, nicht nur über das Kämpfen, sondern auch über das Verlieren. Über das Sterben, über Verzweiflung, über Hoffnungslosigkeit. Es hatte Zeiten gegeben, da war ihm das Leben zur Last geworden, doch er hatte weitergemacht, weil das, was ihn auf Erden hielt, mehr wert war als der Friede, den er sich vom Tod versprach. Bei ihm war es Veit gewesen, der ihn gehalten hatte.
    »Deine Tochter«, sagte er. »Sie heißt Ella, ich erinnere mich. Damals, als ich fortging, war sie erst drei. Ein niedlicher Fratz mit blonden Zöpfen. Jetzt ist sie achtzehn und schon Witwe. Du liebst sie sicher sehr, oder? Du musst sie lieben, denn sonst wärest du nicht sofort wie ein Wilder losgeritten, als der Bote dir auf mein Geheiß die Nachricht überbrachte, dass sie im Sterben liegt. Es wird dich sicher freuen zu hören, dass sie kerngesund ist. Aber ich wette, du hast schon seit Monaten höllische Angst um sie. Ich hörte, dass das Schicksal ihr übel mitgespielt hat. Ihr Mann ist Weihnachten gestorben, und sie steht kurz vor der Niederkunft. Sie hat schon ein Kind verloren und wäre dabei fast verblutet. Es könnte wieder geschehen und diesmal schlecht ausgehen.«
    Sewolt fiel auf die Knie. »Bitte, Domine , Ihr dürft ihr nichts tun! Ich flehe Euch an! Sie ist alles, was ich habe!«
    »Ich habe nicht vor, ihr etwas zu tun, im Gegenteil. Ich wünsche mir, für sie und für dich, dass sie einem gesunden Kind das Leben schenkt, damit du noch viele glückliche Jahre als Vater und Großvater erleben kannst. In Frieden und Sicherheit, ohne Angst im Nacken. Vielleicht weit weg von Köln. Auf einem eigenen Stück Land, wo dich niemand kennt. Ich kann dir dazu verhelfen, wenn du einen gerechten Handel mit mir eingehst. Hältst du deinen Teil ein und gelingt mein Plan, so hast du dafür mein Ehrenwort als Ritter. Du musst dich nie wieder vor Hardefust oder seinen Schergen fürchten.« Er blickte den Burgvogt fest an. »Du hast es in der Hand.«
    Sewolt rang um Fassung, er zitterte immer noch, aber in seinen Augen sah Johann das, was er sich gewünscht hatte. Zaghafte Bereitschaft und einen Anflug verzweifelter Hoffnung.
    »Was soll ich tun?«, fragte der Burgvogt.
    »Das sage ich dir, wenn es so weit ist. Was du nicht weißt, kannst du auch nicht verraten. Niemand wird mehr sterben, weil du den Mund nicht halten kannst oder Lügen erzählst.«
    Sewolt senkte beschämt den Kopf, es schien, als wolle er sich ein weiteres Mal rechtfertigen, doch Johann hatte sich bereits abgewandt und ging davon.
    Kunlein öffnete Jacop die Tür. Sofort spähte er über ihre fleischige Schulter ins Innere des Hauses. Zu seiner Erleichterung war Hermann nicht da, was seine Vorfreude augenblicklich enorm steigerte.
    Beschwingt wollte er zur Stiege laufen, doch Kunlein streckte einen ihrer dicken Arme aus und versperrte ihm dem Weg. »Es ist noch jemand bei ihr, Jacop.«
    »Aber ich bin angemeldet!«, rief er entsetzt. »Wie kann da jemand anderes bei ihr sein?«
    »Manche Besucher werden sofort reingelassen, sie dürfen immer kommen, so oft sie wollen.« Kunlein überdachte kurz, was sie gesagt hatte, und als ihr der schlüpfrige Doppelsinn ihrer Worte aufging, lachte sie laut auf.
    Noch schlimmer wurde diese Demütigung, als kurz darauf

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