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Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Titel: Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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Eilschritt zurück zu Sankt Kolumba.
    »Der Erzbischof gibt nach!«, schrie er. Er verschaffte sich Gehör, indem er auf eines der Pferde stieg, von wo aus er die kriegerische Versammlung gut überblicken konnte.
    »Der Erzbischof hat sich besonnen! Er wird die Zünfte aus den Schöffenämtern jagen und die Geschlechter wieder einsetzen! Das Gericht wird in unserem Sinne entscheiden!«
    Sie glaubten ihm jedes Wort, auch den Rest. Er war schließlich einer der Ihren, und als solcher erläuterte er ihnen auch, was zu tun sei. Voraussetzung für die genannte Zusage des Erzbischofs sei eine waffenlose Zusammenkunft, zu der die Männer der Geschlechter – unter Zusicherung freien Geleits – sofort zu erscheinen und den Friedenseid zu leisten hätten, und im Gegenzug werde alles wieder so sein wie früher. Auch die übrigen Geschlechter, die sich bei Klein Sankt Martin versammelt hätten, seien bereits auf dem Weg zum Palast.
    Die einen oder anderen zögerten ein wenig, viele sahen sich um den ersehnten Kampf gebracht, aber die meisten waren froh, die Waffen strecken und den Zwist auf diese Weise beilegen zu können.
    Und so folgten sie ihm alle zum Palast des Erzbischofs, die Judes und die Overstolzen, die von der Mühlengasse, die Girs, die Kleingedanks, die Grins, die von der Schuren und wie sie alle hießen – zu Dutzenden marschierten sie in ihr Verderben, lauter Mitglieder der Richerzeche und ihre Söhne, Brüder, Vettern, Schwäger.
    Kaum hatten sie sich im Saal des Palastes versammelt, stürzten sich von allen Seiten die Soldaten des Erzbischofs auf sie und überwältigten sie.
    Konrad von Hochstaden hatte sich von seinem Stuhl erhoben und blickte siegestrunken auf sie hinab. Sie hatten gewagt, ihm die Stirn zu bieten, und er hatte sie alle auf einen Streich in seine Gewalt gebracht. Das Schicksal der Geschlechter war besiegelt, ihr Widerstand endgültig gebrochen. Flüchtig sah er zu Wendel Hardefust hinüber, der die Niederlage der Männer, mit denen er seine Macht bisher hatte teilen müssen, im selben Maße genoss wie Konrad von Hochstaden. Für die Dauer eines Atemzugs begegneten sich die Blicke des Erzbischofs und des Hardefust, und einen Moment lang glaubte Wendel Hardefust, ein drohendes Flackern in den Augen seines Gegenübers wahrzunehmen. Dann wandte Konrad von Hochstaden sich ab, um mit seinem Hauskaplan zu sprechen, und Wendel Hardefust verließ den Saal. Für ihn hatte die Zeit des Siegens erst begonnen.
    Unter den Zunft- und Gemeindemitgliedern brach ein Begeisterungssturm los, als die Nachricht von der Niederwerfung der Geschlechter die Runde machte. Statt des erwarteten Kampfs gab es ein Freudenfest, die Leute zogen lachend und jubelnd durch die Straßen, Wein und Bier flossen in Strömen und kühlten so manches eben noch erhitzte Gemüt.
    Jacop nahm am Boden zerstört zur Kenntnis, dass sein Vater mitnichten dem Tode geweiht war; der Erzbischof hatte nur die Edelleute festgenommen. Wie betäubt ließ Jacop sich von Eberhard in die Schänke scheuchen, wo er Freibier für alle zapfen musste.
    Auch in dem Haus, in dem Wendel Hardefust sich aufhielt, wurde gefeiert, er hatte sich bei einer Base am Malzbüchel einquartiert und dorthin einige Vertraute eingeladen, die maßgeblich zum Gelingen des ganzen Plans beigetragen hatten. Von den Geschlechtern war keiner darunter. Nachdem er von denen fast alle dem Erzbischof ans Messer geliefert hatte, würde er auf absehbare Zeit der Einzige sein, der von den alten städtischen Adelsfamilien übrig blieb. Mit den angestammten Rechten eines Herrschers versehen, würde er die Geschicke der Stadt leiten, jedenfalls da, wo es Geld einbrachte. Münze, Silberhandel, Zoll, Akzise, Stapel – seiner Macht waren keine Grenzen gesetzt. Nicht einmal durch Konrad von Hochstaden, der Köln ohnehin bald wieder den Rücken kehren würde. Er blieb nie lange in der Stadt, fast könnte man meinen, er hasste Köln – was vermutlich zutraf –, wogegen er, Wendel Hardefust, dieses Fleckchen Erde liebte. Er wäre nie auf den Gedanken verfallen, die Stadt gegen eine dämliche Burg auf dem Land einzutauschen, wie es Martin von Bergerhausen getan hatte. Doch die Ritterwürde, die der Erzbischof Martin verliehen hatte, die war Wendel ein Dorn im Auge gewesen. Martin war immer alles in den Schoß gefallen, das war schon in ihrer beider Jugend so gewesen. Martin, dessen Vater reicher war als seiner. Martin, der größer und gescheiter und geschickter als Wendel war. Martin, der

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