Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Titel: Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
Vom Netzwerk:
vielleicht für einen Hungerlohn als Söldner verdingen, in Fehden, die andere führten. Oder sie konnten sich mit Gleichgesinnten zusammentun und sich etwas von dem zurückholen, das der Erzbischof ihnen genommen hatte, während sie im Heiligen Land für ihn und seinesgleichen den Kopf hinhielten.
    Johann hatte bei seiner Rückkehr weder Ross noch Waffen besessen, doch Drago hatte ihm beides gegeben. Johanns Handel mit Drago basierte auf einfachen Regeln: Drago kundschaftete die Handelszüge aus, dann sammelte er die Ritter um sich, und gemeinsam führten sie die Überfälle aus. Hinterher teilten sie die Beute; Gold und Silber sofort, den Erlös der Waren später. Drago hatte einen Hehler in Köln, der gut zahlte. Einer der Turmmeister war bestechlich und ließ sie beim Severinstor in die Stadt, der Rest war ein Kinderspiel. Dennoch gab es meist Streit um die Aufteilung. Manche von denen, die Drago mit Pferden und Waffen versorgt hatte, wollten nicht einsehen, dass von ihrem Anteil jedes Mal die Hälfte abgezogen wurde, um diese Schulden auszugleichen. Einige von ihnen hatten sich von ihm abgewendet, um auf eigene Faust auf Raubzug zu gehen – wobei sie darauf achten mussten, ihm nie wieder über den Weg zu laufen –, andere hatten ihre Schulden bei Drago bereits ausgeglichen und bekamen entsprechend höhere Anteile. Bei Johann fehlte nicht mehr viel; die drei Überfälle, an denen er teilgenommen hatte, waren überaus lohnend gewesen.
    Dragos Pferd kam schnaubend vor dem Lagerfeuer zum Stehen. Schweigend betrachtete der gepanzerte Reiter die Umgebung: Veit, der mit gesenktem Kopf beim Feuer saß. Die Reste des erlegten Wildschweins, den halbleeren Weinschlauch. Den Unterstand mit dem Pferd.
    Johann legte unterdessen den schweren, etwas zu engen Lederharnisch an und setzte den Helm auf, ein zerbeultes Monstrum, an dem innen noch das Blut des Vorbesitzers geklebt hatte, als Drago es ihm überreicht hatte. Wenigstens gegen das Pferd war nicht viel einzuwenden. Es war zwar zu alt, um noch als Schlachtross ausgebildet zu werden, aber es scheute nicht in Gefahrensituationen und reagierte auf den leisesten Schenkeldruck. Drago hatte behauptet, er habe es ehrlich gekauft, doch Johann war davon überzeugt, dass er es gestohlen hatte.
    Dragos Männer warteten im Hintergrund, und Johann war froh, dass Veit weder sie noch Drago sehen konnte – verrohte, bis an die Zähne bewaffnete Gestalten, Felle oder zerschlissene Umhänge über den Harnischen, wilde Gesichter, ein Haufen übelster Halunken. Erst als er aufsaß und antrabte, merkte er, dass er sich nicht von ihnen unterschied. Er war ein Raubritter, genau wie sie.
    »Heute wird es sich richtig lohnen«, sagte Drago. Er sprach mit südländischem Akzent, seine Heimat lag irgendwo jenseits der Alpen, aber niemand wusste genau, woher er kam. Seine Stimme war unnatürlich heiser, von einer Halsverletzung, die er im Krieg davongetragen hatte – jemand hatte versucht, ihm die Kehle durchzuschneiden. Er war von bulliger Statur und hatte ein breites, leicht aufgedunsenes Gesicht, das größtenteils unter einem dunklen, krausen Bart verborgen war. Sein Alter war schwer zu schätzen, Johann hielt ihn für Mitte dreißig.
    »Ich habe einen Warentransport von einem Richer aus der Mühlengasse ausgespäht, der nach Aachen zieht. Zwei Wagen voller Seide, die herrlichsten Stoffe. So gut wie kein Geleitschutz.«
    Damit war bereits alles besprochen. Ohne ein weiteres Wort setzte Drago sein Pferd in Trab und ritt davon, und alle anderen hinterdrein. Johann wandte sich noch einmal zum Feuer zurück, wo Veit den Kopf gehoben hatte und in seine Richtung sah, die blinden Augen unverwandt ins Leere gerichtet.
    Es lief nicht ganz so ab, wie Drago es angekündigt hatte – zwar verfügte der Wagentransport, den sie drei Meilen vor der Stadtgrenze angriffen, nur über einen bewaffneten Geleitzug von vier Berittenen, doch es gab unerwarteten Widerstand. Bei den vorangegangenen Überfällen waren die Wachen nach kurzen, halbherzigen Gefechten rasch geflohen; diesmal wehrten sie sich erbittert. Zwei von ihnen waren ausgefuchste Kämpfer mit erkennbarer Kriegserfahrung. Einer stieß Drago bei der ersten Attacke mit der Lanze aus dem Sattel, dann wendete er sein Pferd und ritt erneut mit vorgestreckter Lanze auf seinen am Boden kauernden Widersacher zu. Kurz bevor die tödliche Waffe ihr Ziel treffen konnte, schoss einer von Dragos Leuten den Angreifer mit der Armbrust vom Pferd, und Drago

Weitere Kostenlose Bücher