Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin
rappelte sich hoch, warf sich mit gezücktem Schwert auf den Gestürzten und massakrierte ihn auf übelste Weise.
Johann bekam es nur aus den Augenwinkeln mit, er war vollauf damit beschäftigt, sich gegen den zweiten kampferprobten Ritter zu wehren, der wie er am Rande des Getümmels abgesessen war und sich mit Schwert und Schild in den Kampf gestürzt hatte. Johann parierte die schweren Schläge, dann drängte er den anderen zurück, lockte ihn mit einer Finte aus der Deckung und entwaffnete ihn mit einem harten Hieb seines Schildes. Der Mann fiel sofort auf die Knie und ergab sich.
»Bei den Heiligen, tötet mich nicht. Ich habe Frau und Kinder.«
Die beiden anderen Reiter des Geleitschutzes sowie der Kutscher des zweiten Wagens hatten ihr Heil in der Flucht gesucht. Drago, noch besudelt vom Blut des Mannes, den er niedergemetzelt hatte, tobte vor Wut. Laut brüllend und mit gezücktem Schwert stürzte er sich auf Johanns im Dreck knienden Gegner, doch Johann stellte sich ihm in den Weg.
»Lass das. Er hat die Waffen gestreckt. Und er hat ehrenvoll gekämpft.« Nicht so wie du , lauteten seine unausgesprochenen Worte. Drago starrte ihn an, er war im Blutrausch, seine Augen loderten, Johann kannte diesen Ausdruck nur allzu gut. Wachsam hielt er Schild und Schwert vor sich und beobachtete das angespannte, bärtige Gesicht. Doch dann wandte Drago sich scheinbar gleichmütig ab und ging zu den Fuhrwerken hinüber. Es handelte sich um zwei Planwagen, die bis unters Dach mit feinster Seide bepackt waren. Drago hatte nicht übertrieben, diese Ladung würde ihnen ein Vermögen einbringen. Auch die Kutschpferde und die erbeuteten Reitpferde waren gutes Geld wert, und neben der Seide waren auch reichlich Gold und Silber vorhanden. Mitgeführt wurden die Münzen von einer Frau, die in Begleitung eines ängstlich dreinblickenden Mannes auf dem Kutschbock des ersten Wagens saß. Drago entriss ihr die Kassette, brach sie auf und fing gierig an zu zählen, umringt von den übrigen Männern, die mit Argusaugen darüber wachten, dass alles wie abgesprochen aufgeteilt wurde. Jeder steckte seinen Anteil ein, auch Johann, der spürte, dass Drago sein Einschreiten von vorhin noch nicht verwunden hatte.
»Bitte verschont unser Leben«, flehte die Frau, eine Matrone in mittleren Jahren, allem Anschein nach eine Seidenhändlerin, die ihre Ware selbst nach Aachen hatte bringen wollen, zusammen mit ihrem Mann, der bleich und zitternd neben ihr hockte und immer kleiner wurde. Das Paar war teuer gekleidet, mit schweren, pelzbesetzten Umhängen und edlem Schuhwerk. Der Reichtum der beiden war unübersehbar, sie gehörten dem Meliorat der Geschlechter an. Der Überfall würde ihren Wohlstand kaum schmälern, doch angesichts der ihnen noch drohenden Gefahren war das ihre geringste Sorge.
»Euch wird nichts geschehen«, sagte Johann.
»Ich würde Euch doch niemals töten«, sagte Drago mit breitem Grinsen. Er nahm den Helm ab und wandte sich an seine Männer. »Oder käme einer von euch auf den Gedanken, ein gesundes Weibsbild an Gevatter Tod zu verschwenden? Da wissen wir doch Besseres, oder nicht?«
»Nehmt Euer Bündel und geht«, sagte Johann zu dem Paar.
Doch Drago hatte andere Pläne. Grob packte er die Frau und riss sie vom Kutschbock, und als ihr Mann sich auf ihn werfen wollte, streckte er ihn mit einem brutalen Fausthieb nieder. Die Frau strampelte und kreischte, aber Drago zwang sie mühelos zu Boden, riss ihr die Röcke hoch und drängte ihr die Beine auseinander, während er bereits an seiner Bruche zerrte, um sich zu entblößen.
Die Frau schrie wie von Sinnen.
Die Frauen schreien, und ebenso die Kinder. Schwertschwingende Ritter bahnen sich eine Gasse durch die Menge, hauen alles nieder, was sich ihnen in den Weg stellt. Rechts und links die Häuser, darin die verängstigten Menschen. Alle werden herausgezerrt, und wer sich wehrt, wird sofort abgeschlachtet. Das Blut aus den aufgeschlitzten Kehlen spritzt nach allen Seiten, Gedärme ergießen sich vor den gepanzerten Gestalten in den Staub. Die Mordlust der Sieger ist grenzenlos, und ebenso die besinnungslose Gier, mit der sie auf offener Straße über die Frauen herfallen. Das Kreischen und Wimmern der Geschändeten übertönt das Waffengeklirr und das wilde Gebrüll der Zerstörer.
Johann schüttelte heftig den Kopf, als könnte er auf diese Weise die blutigen Bilder loswerden. Mit rohem Gelächter scharten sich die Raubritter um Drago, gemeinsam mit Johann, der
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