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Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Titel: Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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Sonntagsumhang aus brauner, dicht gewebter Wolle sah sie aus wie ein großes Fass. Ihr Gebende war so straff gewickelt, dass ihr Doppelkinn und ihr feistes, rosiges Gesicht noch mehr betont wurden. Auch sie musterte im Weitergehen den jungen Brauer, und dann warf sie Madlen einen Blick zu, der besagte: Wenn schon einer, dann der da .
    Madlen seufzte unhörbar und wartete, bis die ganze Schar außer Hörweite war.
    »Gott zum Gruße, Meister Barthel«, sagte sie höflich.
    Diesmal machte er noch weniger Umstände als bei seinem ersten Vorstoß im vorigen Jahr. Damals hatte er sein Anliegen wenigstens in eine Frage gekleidet, die da gelautet hatte: Madlen, willst du mich heiraten?
    »M-Madlen«, stammelte er. »Ich w-will dich heiraten.«
    »Ich weiß.« Sie versuchte, den verzweifelten Unterton in ihrer Stimme zu unterdrücken, denn sie wollte ihn nicht damit kränken, dass sie ihren Widerwillen allzu deutlich zeigte. Und dabei konnte sie nicht einmal geltend machen, dass er kein tüchtiger Brauer wäre, denn er war einer. Falls sie sich zusammentaten, könnten sie eine der größten Brauereien in Köln betreiben, beinahe so groß wie die von Onkel Eberhard, der in zwei Brauhäusern sechs Gesellen beschäftigte und leicht die fünffache Menge braute wie Madlen. Barthel war ein anerkanntes Zunftmitglied, fromm und gottesfürchtig, und er wäre ihr sehr ergeben und würde sie gewiss niemals schlagen.
    Doch leider sah er auch aus wie ein kinnloses Wiesel, und durch die Lücke zwischen seinen Vorderzähnen versprühte er beim Sprechen oft Speichel, sodass es ratsam war, einen Schritt Abstand von ihm zu halten. Madlen hatte bereits versucht, sich vorzustellen, von ihm beschlafen zu werden, doch allein bei dem Gedanken hatten sich Pusteln auf ihren Armen gebildet.
    »Barthel, dein Antrag ehrt mich sehr«, begann sie, drauf und dran, ihn rundheraus zurückzuweisen. Doch dann sah sie sich selbst in ihrem Haus sitzen, nach den Richtlinien der Bruderschaft zur Untätigkeit verdammt, während in der Braustube und im Ausschank nebenan keine Hand mehr gerührt wurde. Sie würde die Lehrlinge und den Knecht auf die Straße setzen müssen, wahrscheinlich sogar die Magd, denn ihre Ersparnisse würden nicht lange reichen, um mehrere hungrige Mäuler zu stopfen, vor allem nicht so hungrige wie das von Irmla. Die Bruderschaft würde sie mit einer kleinen Rente unterstützen, doch das wäre kaum genug, um sie und Cuntz vor der Verelendung zu bewahren. Am Ende würde sie alles verkaufen müssen, auch das Haus, und in eine der kläglichen Holzhütten an der Stadtmauer ziehen, wo die Miete nur ein paar Pfennige kostete. Sie würde zusammen mit den zerlumpten und heruntergekommenen Menschen, die dort ihr Leben fristeten, auf den Kohl- und Rübenfeldern schuften und für den Rest ihres Lebens auf verfaultem Stroh schlafen, mit Heerscharen von Flöhen und Läusen als Gesellschaft.
    Bevor ihr vor lauter unangebrachtem Selbstmitleid die Tränen kommen konnten, straffte sie sich und holte tief Luft. »Ich lehne deinen Antrag nicht ab, Barthel.«
    Sein Gesicht leuchtete förmlich. »Oh! Das ist … Das ist … alles, was ich mir erhofft habe!«
    Er spuckte bei diesem Satz mehrfach in ihre Richtung. Madlen wich unmerklich zurück und fügte ergänzend hinzu: »Jedenfalls nicht heute. Barthel, gib mir bitte noch eine Woche Zeit. Am nächsten Sonntag teile ich dir meine Entscheidung mit.« Sie sah seine Enttäuschung und fuhr fort: »Aber ein Ja ist wahrscheinlicher als ein Nein.«
    Er entblößte strahlend seine Zahnlücke. »Das ist schön!«
    Bei diesem Anblick bereute Madlen ihre letzte Aussage schon fast wieder, aber dann dachte sie an das faulige Stroh und die Flöhe, vor allem jedoch daran, dass sie möglicherweise nie wieder brauen durfte. Das half. Tapfer lächelte sie Barthel an. »Nun muss ich aber los! Auf bald, Barthel!« Hastig trat sie den Rückzug in Richtung Schildergasse an.
    Auf dem restlichen Heimweg kam es ihr so vor, als eilte sie unaufhaltsam einem jammervollen Schicksal entgegen.
    Rosenmontag
    Johann hockte im Geäst eines Baumes an der Waldgrenze und beobachtete die Burg. Sie erschien ihm weniger prächtig als in seiner Jugend, was aber daran liegen mochte, dass er sich früher leichter hatte beeindrucken lassen. Beeindruckend war die Burg tatsächlich, ein solides, steinernes Gebäude mit einem wehrhaften Bergfried und einer geräumigen Kemenate, umgeben von weitläufigen Wirtschaftsräumen, Ställen und Höfen. Von einer

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