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Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Titel: Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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fixieren, doch es gelang ihm nur, die ungefähre Richtung zu erfassen. Er wirkte gelöst, beinahe glücklich. Seit Johann ihm versichert hatte, nicht mehr auf Raubzug zu gehen, machte er aus seiner Erleichterung keinen Hehl.
    Johann legte die Axt zur Seite, er hatte genug vom Holzhacken. Er wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht und griff nach dem Surcot, den er abgelegt hatte, weil ihm bei der Arbeit warm geworden war.
    »Wir sollten heute Abend noch zusammenpacken«, sagte er, während er das Gewand überstreifte. »Dann können wir morgen gleich bei Tagesanbruch losreiten.«
    »Mein Bündel ist schon geschnürt.« Veit hob den Kopf. »Jemand kommt.« Seine blinden Augen schlossen sich, er lauschte, dann meinte er besorgt: »Sie wollen dich holen.«
    Gleich darauf hörte auch Johann den Hufschlag. »Keine Sorge. Ich reite nicht mehr mit Drago.«
    »Es sind nur drei Pferde«, sagte Veit.
    Johann reagierte sofort. Er packte Veit bei der Schulter und drängte ihn in Richtung des vorbereiteten Verstecks, dann trat er das Feuer aus. »Ich lenke sie ab. Du bleibst hier.«
    Bevor Veit protestieren konnte, rannte Johann zum Unterstand, wo er das Pferd angepflockt hatte. Er band es los und saß auf, zum Satteln blieb keine Zeit. Rasch trieb er das Pferd an. Als zwischen den Bäumen drei Reiter auftauchten, kreuzte er ihren Weg und fiel gleich darauf in scharfen Trab, weg vom Lager, weg von Veit. Die Berittenen nahmen sofort die Verfolgung auf, aber Johann baute seinen Vorsprung aus. Äste peitschten ihm ins Gesicht, er duckte sich und blickte schwer atmend über die Schulter zurück. Ohne Sattel war das Reiten schwierig, obwohl das Pferd bereitwillig auf den Druck seiner Stiefelabsätze reagierte. Doch da er vorläufig nicht entwischen wollte, spielte es keine Rolle, wie schnell er war. Wenn er sie jetzt schon abhängte, würde sie das nur dazu bringen, zum Lager zurückzureiten und dort in der Hoffnung auf verwertbare Beute herumzuschnüffeln, und dabei würden sie Veit entdecken. Er musste sie folglich so weit wie möglich weglocken, am besten aus dem Wald heraus. Es dämmerte schon, nach Einbruch der Dunkelheit würden sie die Suche bestimmt abbrechen.
    Er dachte nicht darüber nach, was die Männer von ihm wollten, denn daran gab es nicht viel zu deuten, Veit hatte ganz richtig vermutet: Die Berittenen waren städtische Söldner mit dem Auftrag, ihn gefangen zu nehmen. Drago oder einer der anderen hatte dafür gesorgt, dass sie wussten, wo er zu finden war. Das Lager war zu abgelegen und zu gut versteckt, um zufällig darüber zu stolpern.
    Er wechselte beim Reiten die Geschwindigkeit, je nach der Beschaffenheit des Waldbodens und der Dichte des Unterholzes, welches eine raschere Gangart meist verhinderte, aber immer achtete er darauf, dass sie ihn nicht aus den Augen verloren. Irgendwann erreichte er den Waldrand und konnte von der Anhöhe aus den Rhein sehen. Er ritt hügelabwärts und wurde dabei schneller, doch nun holten die Männer rasch auf. Gerade als er sich zu fragen begann, ob er ihnen überhaupt noch entkommen konnte, geschah das Unvorhersehbare: Sein Pferd rutschte mit den Vorderhufen in eine tückische Senke und geriet ins Straucheln. Johann, der ohne Sattel und Steigbügel keinen sicheren Halt hatte, flog kopfüber zu Boden. Der Aufprall trieb ihm die Luft aus den Lungen und war so heftig, dass Johann für einige endlose, benommene Augenblicke überzeugt war, sich alle Knochen gebrochen zu haben. Als er endlich wieder atmen konnte, hob er die Hand und betastete stöhnend seine Rippen.
    Während die Verfolger absaßen und sich ihm unter allerlei wüsten Droh- und Schmährufen näherten, blieb er auf dem Rücken liegen, in der Hoffnung, dass sie einen wehrlosen und womöglich verletzten Mann bestimmt nicht verprügeln würden, oder wenn doch, dann wenigstens nicht so hart.
    Er hatte sich geirrt.
    In derselben Woche musste Jacop, der Sohn von Braumeister Eberhard, sich zum wiederholten Mal von seiner Mutter Anneke auszanken lassen, weil er keine Anstrengungen unternahm, Madlen von der Schildergasse zu umwerben. Im Goldenen Fass , so hob seine Mutter seit Monaten hervor, könne er sich nicht nur ins gemachte Nest setzen, sondern hätte obendrein auch eine unglaublich tüchtige Frau, die sich aufs Brauen verstand wie keine Zweite in Köln, erst recht, wenn man die beiden dicken Witwen mitzählte, die zwischen Heumarkt und Buttermarkt ihre Brauhäuser betrieben und deren Bier nach Pisse roch. Madlen hingegen

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