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Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Titel: Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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ehrbaren Haus unweit der Marspforte, das sogar ihr allein gehörte. Sie hatte es von ihrem Gatten geerbt, der doppelt so alt gewesen war wie sie und vor zwei Jahren das Zeitliche gesegnet hatte. Es hieß, er habe sein Geld mit vielerlei Geschäften verdient; welche das jedoch im Einzelnen waren, hatte Appolonia auf Jacops Fragen hin nicht genau zu sagen vermocht. Jedenfalls musste sie als gut situierte Witwe keine Not leiden.
    Jacop wusste nicht genau, wie alt sie war, denn auch das hatte sie ihm, als er danach gefragt hatte, nicht sagen können, aber keinesfalls war sie älter als er, das hätte er jederzeit beschworen.
    Appolonia war eine betörende Schönheit mit seidigem, onyxschwarzem Haar und Augen, die so grün leuchteten wie die Smaragde im Dreikönigsschrein. Ihre Lippen waren rot wie die süßesten Kirschen, und ihre Zähne so glänzend und rein wie die herrlichsten Perlen. Und erst ihr Körper! Jacop standen nicht genug Vergleiche zur Verfügung, um ihn gebührend zu preisen. Also versuchte er es gar nicht erst, sondern stellte sich einfach nur vor, sie überall zu berühren. Von daher erklärte sich vielleicht auch sein Versagen bei der Arbeit – er war schlicht zu sehr von seinen überbordenden Phantasien abgelenkt. So gesehen war vielleicht etwas dran an den Vorwürfen seiner Mutter. Sie hatte behauptet, sein Herumhuren sei schuld, dass er es beim Brauen auf keinen grünen Zweig bringe, doch davon wollte er nichts wissen.
    Im Gegenteil, gern hätte er jeden zur Rechenschaft gezogen, der Appolonia eine Hure nannte, obwohl er nicht um die Feststellung herumkam, dass Appolonia nicht nur ihm, sondern manchmal auch anderen Männern ihre Gunst erwies. Doch da er der Einzige war, den sie wirklich und von Herzen liebte, musste er sich wohl oder übel damit abfinden. So wie auch damit, dass höchst zwielichtige Männer zu ihrem Bekanntenkreis gehörten, etwa Hermann, der Kölner Scharfrichter. Es erfüllte Jacop mit Unbehagen, dass Appolonia mit Hermann redete und auch sonst mit ihm verkehrte wie mit einem angesehenen Bürger. Als Henker gehörte er zu den Unehrlichen, und zwar zu einer Sorte, vor der man wirklich Angst haben musste. Es brachte Unglück, in die Nähe eines Scharfrichters zu kommen. Der Tod war sein ständiger Begleiter, und was seine Hände berührten, konnte leicht der Verdammnis anheimfallen.
    »Er fasst dich doch nicht an, oder?«, hatte Jacop Appolonia entsetzt gefragt, als er Hermann zum ersten Mal in ihrem Haus gesehen hatte.
    »Ach wo, er braucht nur mal ab und zu jemanden zum Reden, der arme Mann.«
    »Kann er nicht mit anderen Leuten reden?«
    »Mit wem denn? Alle Welt behandelt ihn wie einen Aussätzigen. So viel Hartherzigkeit hat er nicht verdient. Außerdem ist er ein guter Beschützer.«
    »Wieso Beschützer? Wovor soll er dich denn beschützen?«
    Sie hatte geseufzt. »Die Welt ist schlecht, mein lieber Jacop. Sehr schlecht!«
    »Aber ich kann dich doch beschützen!«
    »Etwa, während du bei deinem Vater im Sudhaus stehst und Bier machst?« Sie hatte gekichert, auf diese herzallerliebste Weise, bei der man immer sah, was für schöne Zähne sie hatte. »Oder wenn du demnächst der Gatte der hübschen Brauerin bist?«
    »Ich will sie nicht heiraten!«
    »Aber du wirst, weil sie dich erwählen wird.«
    »Sie wird gewiss den Barthel von der Hahnenstraße wählen. Der liebt die Madlen nämlich schon lange!«
    Das hatte Appolonia erst recht erheitert. »Keine Frau, die bei klarem Verstand ist, würde dieses Wiesel wollen, wenn sie stattdessen dich haben kann.«
    »Ich will sie aber nicht! Ich will dich!«
    »Mein lieber, süßer Jacop.« Sie hatte ihn innig geküsst, bis ihn schwindelte und sein Blut kochte. »Du vergisst, dass du unmündig und daher deinen Eltern zum Gehorsam verpflichtet bist. Glaubst du ernsthaft, dich deiner Mutter widersetzen zu können?«
    Nein, das glaubte Jacop nicht, auch wenn er es gern anders gehabt hätte. Kurzum, seine Lage war belastend und unbefriedigend, und das in mehrfacher Hinsicht. Seit über einem Jahr liebte er Appolonia, und er hatte es immer noch nicht geschafft, sie endgültig zu der Seinen zu machen. An seinem Leben musste sich dringend einiges ändern.
    Er ließ das Brauhaus Zum Schwarzen Hahn hinter sich und ging die Breite Straße hinunter, am Kloster der Minoriten vorbei bis Unter Spormacher, dort bog er nach rechts ab und eilte an den Häuserzeilen entlang, bis er Oben Marspforten erreicht hatte.
    Je näher er dem Marktviertel kam,

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