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Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Titel: Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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missachten!«
    Wendel Hardefust senkte den Kopf, doch er konnte das teils ängstliche, teils zornige Flackern in seinen Augen nicht schnell genug verbergen.
    Die Heimtücke ist ihm angeboren, dachte Konrad von Hochstaden. Er war der ideale Mann für seine Zwecke.
    »Nun gut«, meinte der Erzbischof in geschäftsmäßigem Ton. »Lasst uns zu dem eigentlichen Grund Eures Hierseins kommen. Zu dem, was Uns wirklich am Herzen liegt.«
    Er sprach, was Hardefust entging, im Pluralis Majestatis, denn alles drehte sich allein darum, dem Niedergang seiner Macht Einhalt zu gebieten. Seine Herrschaftsgewalt in Köln drohte zu bröckeln, die mächtigen und reichen Familien der Geschlechter begehrten schon wieder auf, obwohl er im Vorjahr mit drakonischen Maßnahmen eine Reihe von ihnen entmachtet und gefangen gesetzt hatte. Zusätzlich hatte er begonnen, das mächtige Schöffenkollegium auszuhöhlen, indem er Handwerksgenossen in die Ämter brachte und damit den Zünften gegenüber der Richerzeche mehr Einfluss zuschanzte, aber auch das reichte nicht. Es wurden bereits neue Intrigen gesponnen, umstürzlerische Pläne geschmiedet, gegnerische Seilschaften gebildet. Er musste, wenn er nicht jeden Einfluss verlieren wollte, die Geschlechter endgültig entmachten, und dafür brauchte er einen Plan.
    »Lasst hören, was Ihr Euch ausgedacht habt«, sagte er zu Wendel Hardefust.
    Johann stand im Hof und blickte sich um. In der hellen Frühlingssonne sah alles auf anheimelnde Weise idyllisch aus. Hinter dem runden Ziehbrunnen erhob sich der gemauerte Torbogen, der zwischen Wohn- und Schankhaus hindurch zur Gasse führte. Das Sudhaus lag zum Garten hin, durch den grob mit Steinen geschotterten Hof von der Schänke abgetrennt. An der Rückseite des Sudhauses befand sich ein kleiner Holzverschlag, und davor döste der halb gelähmte und blinde Spitz. Der Hund hatte keinen Namen, ebenso wenig wie der Kater, der Stall und Garten von Mäusen frei halten sollte, aber lieber in der Nachbarschaft jagte. Auch das Pferd war namenlos, die Hausherrin nannte es abwechselnd Mistgaul , alte Schindmähre oder einfach nur blödes Biest .
    Johann hatte noch nicht herausgefunden, warum die Tiere keine Namen hatten, es machte ihn auf unbestimmte Weise neugierig, denn er erinnerte sich noch gut daran, dass seine Mutter einen Schoßhund namens Bertrand besessen hatte, und früher war auf der Burg auch eine Katze herumgelaufen, die von seiner Schwester Nocturne gerufen worden war, weil sie so schwarz gewesen war wie die Nacht.
    Er ging zu dem alten Hund und tätschelte ihn, was dankbar angenommen wurde. Johann fühlte sich dem armen Tier verbunden, denn in den ersten Tagen seines Aufenthalts in diesem Haus war auch er kaum hochgekommen, er war schwächer gewesen als der ärmste Krüppel.
    Er betastete die Beulen an seinem Hinterkopf. Die Schwellung unter der rasierten Haut seines Schädels war kaum noch fühlbar, aber in den ersten Tagen war sie mindestens so groß gewesen wie ein Hühnerei. Einer von den Wachleuten in der Hacht hatte ihm diesen mörderischen Schlag auf den Kopf versetzt, und leider hatte Johann nicht mitbekommen, wer den Knüppel geschwungen hatte, sonst würde er den Kerl sicher noch Mores lehren.
    Müßig setzte er seinen Rundgang über das Grundstück fort. Rechter Hand, ein wenig windschief an die Hinterwand des neben dem Wagenhaus befindlichen Vorratsschuppens gelehnt, befand sich der Hühnerstall, der von einem Gockel und einem Dutzend gut genährter Hennen bewohnt wurde, die jetzt pickend im Garten herumstolzierten. In einem weiteren Stall wurden zwei Milchziegen gehalten.
    Hinter Sudhaus und Stallungen lag der Garten, in dem Gemüse und Obst gezogen wurden. Johann betrachtete die sorgfältig gehackten Beete und die sauber beschnittenen Bäume und Sträucher. Es gab sogar einen kleinen Bereich mit Rebstöcken.
    Alles sah gepflegt und ordentlich aus, nur der Zaun, der den rückwärtigen Teil des Grundstücks vom dahinterliegenden Gelände abteilte, war ziemlich morsch. Und die Mauern zu den Nachbargärten hätten deutlich höher sein können, vor allem zur rechten Seite hin. Die Frau nebenan war eine keifende Plage, außerdem hatte sie die Neugier für sich gepachtet. Wenn sie nicht gerade Beleidigungen über die Mauer rief, hatte sie alle Zeit der Welt zum Starren übrig. Johann war in den vergangenen Tagen zwei oder drei Mal zum Luftschnappen im Garten gewesen, und immer war sie kurz darauf aufgetaucht und hatte ihn angegafft. Einmal

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