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Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Titel: Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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wurde, wie einem nässenden Säugling, doch er konnte nichts dagegen ausrichten. Sogar zum Protestieren war er zu schwach. Ein bitterer Saft wurde ihm eingeflößt, dann wurde die Wunde an seinem Kopf genäht, doch die Stiche waren nichts gegen den Schmiedehammer, der von innen gegen seine Schädeldecke hämmerte. Vor seinen Augen kreisten dunkle Wirbel, so lange, bis er wieder ohnmächtig wurde. Als er das nächste Mal zu sich kam, war eine Frau da, die er nicht sehen konnte, weil er die Augen nicht richtig aufbekam. Nur schwach drang ihre Stimme zu ihm vor. »Trinkt das.« Wieder bekam er den bitteren Saft, wurde frisch verbunden, doch das nahm er kaum noch wahr.
    Als er das nächste Mal aufwachte, konnte er wieder richtig sehen. Eine hässliche Frau beugte sich über ihn, die ungefähr in seinem Alter war.
    »Ich habe hier einen Napf mit Eintopf«, informierte sie ihn. »Wenn Ihr nicht verhungern wollt, müsst Ihr davon essen.«
    Er ließ sich die fade Pampe Löffel für Löffel einflößen. Die Frau beobachtete ihn währenddessen, als sei er die Reinkarnation des Leibhaftigen, und als er den Löffel fortschob, wirkte sie sichtlich erleichtert.
    Am nächsten Tag kam erneut die Brauerin an sein Bett.
    »Wir müssen reden«, sagte sie.
    Er unternahm gar nicht erst den Versuch, sich aufzurichten, sein Kopf tat noch zu weh. Innerhalb von einer Woche hatte er mehr und härtere Prügel bezogen als während der meisten Zeit des Krieges. Bei der Festnahme hatten ihn die Schergen des Rats bewusstlos geschlagen, und die nächsten Hiebe hatte es im Bayenturm gesetzt, als die Knechte des Gewaltrichters ihr Mütchen an ihm kühlen mussten. Doch beides zusammen war nicht so schlimm gewesen wie das, was die Büttel des Greven mit ihm angestellt hatten.
    »Redet Ihr, ich höre zu«, murmelte er mit geschlossenen Augen.
    »Ich weiß nicht, ob es Euch klar ist, aber Ihr seid nun mein Gatte.«
    Johann öffnete die Augen. Und schloss sie gleich wieder, denn dies konnte nicht die Wirklichkeit sein. Schon deshalb nicht, weil er im Bett lag und die Brauerin danebenstand und überdies behauptete, seine Frau zu sein. Genauso gut konnte er also einfach weiterschlafen. Vielleicht würde der Traum sich wieder in angenehmere Bilder auflösen. Er hatte schon öfter von der Brauerin geträumt, und es hatte ihm immer gefallen.
    Die Brauerin räusperte sich. »Ich wollte es Euch nur gesagt haben. Wir haben vor einem Mönchspriester vom Deutschorden die Ehe geschlossen. Ihr müsst nun nicht länger fürchten, enthauptet zu werden.«
    Er schlief wieder ein und träumte, diesmal nur angenehme Dinge. Tags darauf erschien wieder die Magd, um ihn mit in Milch eingeweichtem Brot zu füttern und ihm ein frisches Laken unterzulegen. Die peinliche Windel hatte er bereits entfernt und nach einem Nachttopf verlangt.
    Erst am folgenden Tag brachte er genug Kraft auf, sich aus dem Bett hochzustemmen und mühsam wie ein uralter Greis die Treppe hinabzusteigen, wenn auch eher kriechend als gehend. Er fand sich in einer warmen, gemütlichen Stube wieder. An dem großen Eichentisch saß ein alter Mann mit einer Schnitzarbeit. »Ich bin Cuntz, Madlens Großvater. Und du bist wohl Johann, ihr Mann. Willkommen in der Familie.«
    Johann starrte ihn an, dann ließ er sich auf die Bank sinken und stützte seinen hämmernden Schädel in beide Hände. Anscheinend war es doch kein Traum gewesen. Was zum Teufel war geschehen?
    Ein junger Mann betrat die Wohnstube, gefolgt von zwei halbwüchsigen Jungen. Der Mann war vielleicht Mitte zwanzig, er hatte zerzauste braune Locken und ein angenehmes, offenes Gesicht, aus dem blaue Augen strahlten. Die beiden Jungen mochten dreizehn oder vierzehn sein. Der größere der beiden sah mürrisch drein, sein Gesicht war von Pickeln verunstaltet und seine Bewegungen schleppend. Der jüngere, der sich sofort als Berni vorstellte, schien ein fröhlicher Bursche zu sein. Er hatte rotes Haar, und eine Vielzahl von Sommersprossen sprenkelte seine Nase.
    In einer Wolke aus Braudünsten setzten die drei sich zu Tisch, und während die Magd das Vespermahl auftrug, erschien auch die Brauerin. Sie setzte sich neben ihren Großvater, auf den Platz, der am weitesten von Johann entfernt war.
    Schweigend löffelte sie ihren Teller leer, während das Gesinde Johann während des gesamten Essens mit unverhohlener Neugierde anstarrte. Doch alle Versuche der jungen Burschen, ihn auszufragen, wurden von der Brauerin rüde unterbunden.
    »Halt’s Maul«,

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