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Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Titel: Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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hatte sie gegenüber ihrem Mann – den Johann indessen noch nicht gesehen hatte – mit lauter Stimme geäußert, dass die blonde Delilah sich einen Raubmörder ins Bett geholt habe. »Den hat sie dem Henker abgekauft, Hans!« Ihre Stimme hatte mühelos die gesamte Nachbarschaft beschallt. »Wer weiß, vielleicht ist das sogar der Verbrecher, der den armen Konrad erschlagen hat!«
    Johann holte sich die Axt vom Hackklotz, bevor er zum Zaun ging und probeweise an den einzelnen Brettern rüttelte. Einige waren bereits ausgetauscht worden, doch etliche andere waren so verrottet, dass im Grunde der ganze Zaun erneuert werden musste.
    Besagter Konrad war, wie Johann inzwischen wusste, der erste Mann der Brauerin gewesen, und wie es aussah, war er selbst der zweite, auch wenn er es immer noch nicht recht glauben mochte. Sie hatte ihm jedoch ein Papier präsentiert, ausgefertigt von einem Priester des Deutschordens, wonach Madlen von der Schildergasse und Johann von Bergerhausen die Ehe geschlossen hatten. Ihren Schilderungen zufolge hatte sie ihn durch diese Heirat vor dem Henker gerettet, der angeblich drauf und dran gewesen war, ihn zu köpfen. Wie es dazu gekommen war, blieb indessen im Dunkeln.
    An diesem Tag, mehr als zwei Wochen nach besagten Ereignissen, fand Johann, dass sein körperlicher Zustand wieder zufriedenstellend war. Er konnte ohne Schmerzen aufrecht gehen und seine Glieder bewegen, sein Kopf tat nicht länger weh, und er hatte wieder Hunger. Richtigen Hunger, auf Mahlzeiten, die nicht nur aus klumpigem Gemüse- oder Haferbrei oder verkochtem Fisch bestanden. Die Magd war eine grauenhafte Köchin, doch damit schienen sich alle Mitglieder des Haushalts der Brauerin klaglos abzufinden. Nur der alte Cuntz wagte zuweilen, am Essen herumzunörgeln.
    Johann reckte sich, atmete tief durch und befühlte dabei seine Rippen. Wenn er fest drückte, tat es noch weh, aber ansonsten schien alles gut verheilt zu sein. Im Grunde war er fast wieder der Alte. Höchste Zeit, sich einmal eingehend mit seiner Frau zu unterhalten.
    Seine Frau . Was für ein seltsamer Gedanke!
    Noch seltsamer war, dass sie offenbar den gleichen Entschluss gefasst hatte wie er. Sie kam quer durch den Garten auf ihn zu, ganz offensichtlich in der Absicht, mit ihm zu reden.
    Er betrachtete sie neugierig, als sie näher kam. Ihr frisches junges Gesicht war gerötet von der Arbeit, sie hatte wieder den ganzen Morgen im Sudhaus geschuftet. Ab und zu hatte er sie zetern gehört, wenn einer der Lehrjungen nicht schnell genug ihren Befehlen nachgekommen war, und auch der Gaul hatte am Vormittag wieder eine Schimpftirade eingesteckt, weil sie ihm einen spitzen Stein aus dem Vorderhuf pulen wollte, er aber jedes Entgegenkommen verweigert hatte. Ihre lautstarken Bemühungen – »Willst du blöde Mähre wohl das verdammte Bein heben?!« – hatten die Wände wackeln lassen.
    Madlen blieb vor Johann stehen. Ihre ganze Erscheinung zeugte von harter Arbeit. Über ihrem ausgeblichenen Surcot trug sie eine fleckige Schürze, und ihre Hände waren von Narben und frischen Rötungen gezeichnet. Johann erinnerte sich unvermittelt an die Zeiten, in denen er selbst gebraut hatte, er wusste, wie schnell man sich dabei verbrühen konnte.
    Das Gebende hatte sie wie am Tag ihrer ersten Begegnung nur unachtsam angelegt, ein Zipfel baumelte unter ihrem Kinn hervor, ein anderer über ihrem rechten Ohr. Dem leinenen Kopfputz waren etliche Haarsträhnen entwichen, die sich zu einem zerzausten, blondlockigen Heiligenschein aufgeplustert hatten.
    Doch ihr Gesichtsausdruck hatte nichts Engelhaftes, sie blickte ihn mit strenger Miene an.
    »Ihr seid nun seit über zwei Wochen hier«, hob sie an. »Und mir scheint, Ihr seid wieder halbwegs wohlauf.«
    »Denselben Gedanken hatte ich auch gerade«, erwiderte Johann freundlich.
    »Ich habe Euch einige Kleidungsstücke besorgt, sie liegen in der Stube auf dem Tisch. Ich kann Euch auch ein bisschen Geld mitgeben, nicht viel, aber für eine vernünftige Wegzehrung wird es reichen. Und das hier kriegt Ihr selbstverständlich auch zurück.« Sie nestelte in ihrer Gürteltasche herum und förderte einen Gegenstand zutage, den sie ihm überreichte. Es war sein Wappenring.
    »Es gab keinen Ehering, und da nahmen wir diesen«, erklärte sie.
    »Ich nehme an, ich erhob keine Einwände.«
    Sie wurde flammend rot. »Ihr wart ja gar nicht richtig bei Euch. Es war nicht zu ändern. Die ganze Zeremonie war …« Sie suchte nach einem

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