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Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Titel: Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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ganze Zeit fort!«
    »Es war höchstens eine Stunde.«
    Ihr lag eine Zurechtweisung auf den Lippen, jeder Grund kam ihr recht, ihre Gereiztheit an ihm auszulassen, doch im Augenblick musste sie es sich verkneifen, obwohl es sie noch wütender machte. Sie konnte sich nicht erlauben, ihn gegen sich aufzubringen.
    »Stört es dich, wenn ich zwischendurch weg bin?«, fragte er höflich.
    Anstelle einer Antwort presste sie die Lippen zusammen.
    »Welche Laus ist dir über die Leber gelaufen?«, wollte er wissen.
    Mit mehr Schwung als nötig zerrte sie den vollen Eimer aus dem Brunnen nach oben. »Jacop war hier«, sagte sie.
    »Der Sohn des Braumeisters Eberhard?«
    Sie nickte. »Er war auf der Sitzung der Bruderschaft. Sein Vater will heute noch herkommen und sich davon überzeugen, dass du ein richtiger Brauer bist.«
    »Nun, ich bin einer und kann jeder Überprüfung standhalten.«
    Sie rang mit sich, ob sie ihm auch den Rest erzählen sollte. Es fiel ihr schwer, mit ihm darüber zu sprechen, zumal das Ganze ihr immer absurder vorkam. Vielleicht hatte Jacop einfach nur maßlos übertrieben. Bei ihm wusste man nie, was wahr und was erdichtet war.
    »Steht noch mehr Ärger ins Haus?«, wollte Johann wissen.
    »Nein«, sagte sie. Dann platzte sie heraus: »Vielleicht doch. Jacop meinte, Barthel suche nach Zeugen, dass unsere Ehe nur zum Schein eingegangen wurde, um die Bedingung der Bruderschaft zu unterlaufen.«
    Sie beugte sich über den Brunnen, um nach dem Kübel zu greifen, doch Johann kam ihr zuvor und nahm ihn ihr ab.
    »Warum macht dieser Barthel das? Und wer ist er überhaupt?«
    »Er ist einer von denen, die …« Sie stockte. »Er wollte mich heiraten.«
    »Aber du wolltest ihn nicht.« Es war eine Feststellung, keine Frage.
    Madlen nickte stumm. Sie wollte ihm den Kübel aus der Hand nehmen, doch er hielt ihn fest. »Es gäbe ein Mittel, die Bestrebungen dieses Barthels ins Leere laufen zu lassen«, sagte er.
    »O nein. Vergiss das sofort. Das kommt auf keinen Fall infrage!«
    »Keine Sorge, ich dachte nicht daran, eheliche Rechte einzufordern. Niemals käme ich auf den Gedanken, dir mehr zuzumuten, als du meinetwegen schon auf dich genommen hast. Außerdem gehörst du nicht zu der Art Frauen, die mich reizen.«
    Sie schoss einen wütenden Blick auf ihn ab. »Warum fängst du dann überhaupt davon an?«
    »Weil die Gelegenheit gerade günstig ist.« Er blickte über ihre Schulter in den Torbogen. »Bleib so stehen.«
    »Warum?«, wollte sie irritiert wissen.
    Er zog ihre Hände von dem Eimer und stellte ihn auf den Boden. »Ich werde jetzt etwas machen, bei dem du stillhalten musst. Es tut nicht weh und ist schnell vorbei.«
    »Was denn?«, wollte sie perplex wissen.
    »Etwas, das uns Glaubwürdigkeit verschafft.« Mit einer raschen Bewegung zog er sie in seine Arme. Sie wollte erschrocken zurückweichen, doch er hielt sie fest an sich gedrückt und sprach in ihr Ohr. »Einfach stillhalten. Es ist nur Theater. Soeben ist der Braumeister vorn in der Toreinfahrt aufgetaucht. Er kann uns sehen.« Er drehte sich mit ihr herum, sodass er dem Schöffen den Rücken zuwandte und Madlen mit seiner großen Gestalt abschirmte, dann neigte er den Kopf. Mit dem Mund dicht vor Madlens Lippen flüsterte er: »Jetzt sieht es für ihn so aus, als würden wir uns küssen. So wie es Jungvermählte für gewöhnlich tun.«
    Sie versteifte sich in seinen Armen, völlig überrumpelt von dem unerwarteten Übergriff.
    »Wehr dich nicht«, raunte er. »Das hier ist nicht nur für deine Zwecke wichtig, sondern auch für meine, denn du hast selbst gesagt, dass du mich beim Henker nur dank der Eheschließung auslösen konntest. Was würde der wohl mit mir tun, wenn die Spatzen von den Dächern pfeifen, dass diese Ehe gar keine ist?«
    Sie rührte sich nicht vom Fleck, obwohl alle Instinkte sie dazu trieben, ihn fortzustoßen und wegzurennen, um so viel Entfernung wie möglich zwischen sich und ihn zu legen. Seine Lippen so dicht vor den ihren, die feste Umarmung, die Wärme, die sein großer, harter Körper ausstrahlte – sie fühlte sich wie ein Tier in der Falle. Ihr Herz jagte, sie konnte kaum atmen.
    »Was macht der Schöffe jetzt?«, fragte er.
    Madlen schluckte angestrengt und blickte über seine Schulter. »Er schaut zu uns her. Es scheint ihm peinlich zu sein, uns so zu sehen.«
    »Dann war die Vorstellung erfolgreich.«
    Johann drückte sie ein letztes Mal fest an sich, streifte mit den Lippen ihre Stirn und ließ sie

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