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Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Titel: Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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gewesen war. Doch als er kommentarlos die Stiege hinaufkletterte und in seiner Kammer verschwand, warf sie die verhasste Näharbeit zur Seite und stand auf. Sie holte Käse und Brot aus der Speisekammer, richtete beides zusammen mit einem Apfel auf einem Brett an und füllte nach einigem Nachdenken auch noch einen Becher mit Apfelmost. Sie trug das verspätete Vespermahl nach oben und stieß mit der Schulter die Tür zu Johanns Kammer auf. Er fuhr überrascht zu ihr herum, und beinahe hätte sie alles fallen lassen. Er hatte sich bis auf die Bruche entkleidet. Im Licht der Kerze, die auf dem Schemel neben dem Bett brannte, erschien Madlen seine Gestalt wie die eines urtümlichen Kriegers, die Muskeln vom vielen Reiten und vom Schwertkampf gestählt, die Haut vernarbt und immer noch von den Schlägen der Schergen verfärbt. Seine Miene war ernst, und für einen Augenblick glaubte Madlen Zorn in seinem Blick wahrzunehmen. Sie bekämpfte die Furcht, die sie anfliegen wollte, mit allem ihr zu Gebote stehenden Trotz.
    »Du warst beim Essen nicht da«, sagte sie knapp. »Ich habe dir deinen Teil aufgehoben. Hier ist er.«
    Er kam auf sie zu, was Madlen um ein Haar veranlasst hätte, vor ihm zurückzuweichen, doch das wäre angesichts ihrer Vorsätze ebenso dämlich wie feige gewesen.
    Dicht vor ihr blieb er stehen, und wieder fühlte sie den Drang zu fliehen, doch auf eine Weise, die mit Angst nichts zu tun hatte. Unwillkürlich fragte sie sich, ob er wohl auch so vor dieser Grete gestanden hatte. Ob ihr gefallen hatte, was sie sah? Die breite Brust. Die massiven Schenkel, die mit ebenso vielen Narben übersät waren wie der Oberkörper. Die sehnigen Füße, die so fest auf dem Boden standen, als könne auch meilenweites Laufen sie nicht ermüden.
    Ob Grete auch seinen Geruch eingesogen hatte, diese unverwechselbare Ausdünstung nach Mann? Wie er wohl im Bett war, eher sanft und zärtlich, oder holte er sich einfach was er wollte, heftig und grob und ohne Rücksicht auf die Empfindungen der Frau?
    Johann nahm ihr das Brett mit dem Essen und den Becher aus den Händen. Er trank einen Schluck, ohne Madlen dabei aus den Augen zu lassen. Seine Blicke bannten sie und machten ihr unmöglich, sich zu bewegen. Nur ihre Brust hob und senkte sich heftig. Ihr Atem klang in ihren eigenen Ohren viel zu laut.
    Nur mit Mühe entsann sie sich, warum sie ihm überhaupt das Essen gebracht hatte. Ganz sicher nicht, um ihn zu füttern, dazu war er bestens allein imstande.
    Sie räusperte sich, dann fragte sie rundheraus: »Warst du in der Glockengasse?«
    Er zögerte, dann nickte er langsam.
    »Hast du … hast du mit Juliana gesprochen?«
    »Nein. Ich war nur dort, weil ich wissen wollte, wo sie lebt. Ob sie es gut hat.«
    »Es ist ein ordentlicher Konvent. Ich war selbst schon da. Ein sauberes, schönes Haus. Jede Begine hat eine eigene Kammer. Sie haben einen wunderbaren Garten, in dem sie nicht nur Gemüse und Obst, sondern auch Blumen anpflanzen. Juliana ist glücklich dort, das weiß ich.«
    »Du hast sie wohl gern, oder?«
    »Sehr. Sie ist meine beste Freundin. Ich kann mit ihr über alles sprechen.«
    »Auch über mich?«
    Sie merkte, wie sie rot wurde und schüttelte widerwillig den Kopf. Wieder wurde sie sich bewusst, dass er fast nackt war. Sie war nicht schamhaft, und er war es gewiss auch nicht, doch ihm in dieser engen Kammer so dicht gegenüberzustehen und dabei gelassen dreinzuschauen erforderte einige Anstrengung.
    »Was hast du ihr erzählt?«, wollte er wissen.
    »Was meinst du?«, fragte sie verwirrt. Sie merkte, dass sie auf seine Brust gestarrt hatte. Rasch senkte sie den Blick auf die Bodendielen.
    Er erweiterte seine Frage. »Was hast du zu ihr gesagt, wie du auf einmal an einen neuen Ehemann gekommen bist?«
    »Dasselbe, was ich auch den anderen gesagt habe.« Es war ja nicht einmal die Unwahrheit – Johann war zum Tode verurteilt worden, und er war Brauer und daher ein geeigneter Ehemann. Sie hatte ein Leben retten können und hatte es getan. Das waren die entscheidenden Gründe. Alles Weitere, etwa ihre Absprache mit Johann oder die Wahrheit über seine Begnadigung – bei der, wie Madlen nachträglich gehört hatte, sogar der Erzbischof persönlich die Hand im Spiel gehabt haben sollte –, spielte keine Rolle. Wozu hätte sie Juliana mit solchen beunruhigenden Einzelheiten belasten sollen? Zumal sie ihr dann folgerichtig auch hätte erzählen müssen, dass Johann von Bergerhausen ihr Bruder war.
    Er stellte

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