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Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Titel: Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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Bewegung über ihre Schultern und untermalten ihre empörten Gesten. An ihrer Schürze, die viel zu groß war für den schmalen Körper, war die Rückenschleife aufgegangen, die Bändel hingen bis auf den Boden und flatterten im Rhythmus ihrer ausholenden Gesten.
    »Ich werde euch mit Schlägen Verstand einbläuen!«, rief Madlen. »Und eure Köpfe in den Sud tunken, bis ihr es endlich begriffen habt! Nicht die Zauberschen verderben das Bier, sondern ihr selber! Weil ihr mit euren Gedanken in den Wolken seid statt beim Brauen!«
    »Aber wie kann es unsere Schuld sein, wenn ein Fass verdorben ist und ein anderes nicht?« Caspar, der diesen Widerspruch gewagt hatte, zog den Kopf ein, als Madlen mit dem Holz in seine Richtung ausholte. Er stand zu weit weg, als dass sie ihn damit hätte treffen können, und gewiss hätte sie ihn damit nicht geschlagen, daran gab es trotz aller entgegenstehenden Androhungen keinen Zweifel, doch der Schwung, mit dem sie das Werkzeug durch die Luft schwenkte, hatte etwas durchaus Beängstigendes.
    »Du dämlicher Esel!«, schrie Madlen den eingeschüchterten Caspar an. »Das fragst du noch? Hättest du das Fass gründlich genug mit heißem Wasser ausgespült und es von der nutzlosen Neige befreit, bevor du es mit frischem Sud befüllt hast, hätte sich das Bier nicht in diese widerwärtige Jauche verwandelt!«
    Johann merkte, wie sich ein beträchtlicher Teil seiner inneren Anspannung löste und milder Belustigung wich, als Madlen mit Macht gegen das zu ihren Füßen stehende Fässchen trat, um das sich offenbar die leidige Debatte drehte. Sie hatte zu fest ausgeholt, was dem Fässchen indes weniger ausmachte als ihrem Fuß, doch ihr unterdrückter Wehlaut hinderte sie nicht, sofort ihre Schimpftirade fortzusetzen. Offenbar war ihr Ärger nicht allein auf den verdorbenen Inhalt des Fasses zurückzuführen. Sie schlug mit dem Maischholz gegen den Bottich, es dröhnte dumpf und unheilverkündend.
    »Es gibt eine ganze Reihe von Gründen, aus denen ein Sud verderben kann, aber keiner davon hat mit den Zauberschen zu tun! Das wisst ihr genauso gut wie ich! Denn wäre es so einfach, müsste dieser dämliche Schutzzauber ja helfen, oder nicht?« Sie machte eine bedeutungsvolle Pause, während der sie mit spitzen Fingern einen Gegenstand aus der trüben Suppe im Maischbottich fischte. Johann erkannte darin ein von Willi gebasteltes Amulett, das im Wesentlichen aus einer Schnur mit Holzperlen bestand, wobei weiteren zerrupften Bestandteilen ihre genaue Herkunft nicht unbedingt anzusehen war. Sie sahen wie die Überreste von Gänsefedern aus, was immerhin nicht ganz so widerlich war wie der in ein Stoffsäckchen gewickelte Finger eines Braumeisters, den Caspar unlängst auf dem Friedhof hatte mitgehen lassen.
    »Er war über Nacht aus der Erde gewachsen und hat genau in meine Richtung gezeigt, es war ein göttliches Zeichen«, hatte er Johann beteuert, der den Knecht gerade noch daran hindern konnte, das Ding in den frischen Sud zu tunken. »Bloß kurz, dann wirkt es schon!«, hatte Caspar versichert, nur um im nächsten Augenblick, als Madlen die Braustube betrat, rasch den abscheulichen Talisman hinter seinem Rücken verschwinden zu lassen.
    Johann konnte den jungen Burschen ansehen, was sie dachten. Alle drei waren Madlen trotz der zahlreichen Zurechtweisungen sehr zugetan, sie ließen sich mehr oder weniger geduldig von ihr auszanken, aber insgeheim behielten sie sich vor, in manchen Belangen besser Bescheid zu wissen als ihre Meisterin. Etwa, wenn es um die Bierhexen ging. Kein vernünftiger Mensch konnte nach Caspars Ansicht daran zweifeln, dass sie existierten. Schließlich hatte sogar schon Madlens Vater Amulette benutzt. Und er hatte um den Kessel herum Kräuter ausgelegt, von denen bekannt war, dass sie gegen bösen Zauber halfen. Angeblich hatte er auch lebendige Frösche in den Sud gehalten, weil sie nicht nur dazu taugten, bösen Zauber fernzuhalten, sondern zugleich dafür herhielten, die richtige Temperatur des Gebräus festzustellen – lebten sie hinterher noch, war die Abkühlung ausreichend. Er hatte sogar, weil es Glück brachte, regelmäßig in den Sud gespuckt, weshalb ihm nur ganz selten einer misslungen war.
    Das zumindest hatte Caspar Johann erzählt. »Man sollte gute alte Gebräuche nicht aufgeben. Auch wenn Madlen nichts davon hält.«
    Madlen schleuderte Willi das Amulett vor die Füße. »Wenn ich noch einmal so etwas hier finde, werde ich dich zwingen, es

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