Das Erbe der Carringtons
Ihr schlimmster Alptraum war gerade wahr geworden.
„Sarah!
Wach auf“, sagte die gleiche Stimme beharrlicher.
Wach
auf? Wovon redete die Stimme? Sarah würde wirklich liebend gern aufwachen,
bezweifelte aber, dass sich das alles als Traum herausstellen konnte. So viel
Glück hatte sie bestimmt nicht!
„Wolltest
du nicht einkaufen gehen?“ fragte die Stimme, und Sarah erkannte, dass sie zu
Kelly gehörte. Sie drehte sich um und blinzelte. Das Pandora verschwand samt
Lorraine und Ryan aus ihrem Blickfeld. Licht blendete sie. Trotz der
unangenehmen Sonnenstrahlen riss Sarah ihre Augen weit auf. Sie war in ihrem
Bett. Es war doch nicht passiert! Noch nie war sie so froh darüber gewesen,
einen Alptraum gehabt zu haben.
„Morgen“,
sagte Kelly. „Oder besser Mittag.“ Stirnrunzelnd kam sie näher. „Lange Nacht
oder schlecht geschlafen?“
Sarah
stöhnte und schloss ihre Augen wieder. „Beides?“
Kelly
lachte. „Wenn du willst, gehe ich die Grillsachen kaufen. Du könntest
stattdessen einen Salat und Bowle machen“, schlug sie vor.
Erneut
blinzelnd sah Sarah sie an und nickte. „Klingt gut.“ Sie musste sowieso zuerst
duschen gehen und diesen Traum richtig abschütteln. Außerdem war da noch die
Möglichkeit, dass draußen eine Horde Dämonen auf sie wartete. Sie seufzte und
fragte sich, ob ihr Helfer in diesem Moment mit einem oder mehreren Teycra
kämpfte, um sie zu beschützen. Sie hoffte, dass es ihm gut ging und dass die
Dämonen nicht irgendwann beschlossen, sie in der Öffentlichkeit anzugreifen. Das
würde gerade noch fehlen.
„Okay,
dann mache ich mich auf den Weg. Bis nachher“, verkündete Kelly und verließ
das Zimmer.
Sarah
nahm sich ein Kissen und hielt es sich vor ihr Gesicht, um die Sonne
auszublenden. Sie wünschte, sie könnte die Bilder von Lorraine und Ryan, als
sie sich küssten, genauso leicht verbannen, hatte aber das Gefühl, dass sie die
Szene noch eine Weile mit sich herumschleppen würde.
„Schönen
Tag noch“, rief Ariana den Prima Vista Kunden nach, die ein paar Ketten und
anderen Schmuck gekauft hatten. Als sie den Laden verließen, holte sie ein Buch
über Dämonen unter der Ladentheke hervor und suchte weiter nach allem, das sie
über die Teycra finden konnte. Wie immer war nicht viel im oberen Teil des
Magie-Ladens los, was ihr Zeit zum Recherchieren gab. Leider hatte sie noch
nichts darüber gefunden, wie diese Ungetüme getötet werden konnten. Es stand
immer nur überall, dass sie schwer umzubringen seien und es am besten wäre,
einen Zaubertrank herzustellen, der sie in ihre eigene Dimension verbannte. Das
war zwar besser als nichts, aber da die Dämonen es einmal hierher geschafft
hatten, bezweifelte Ariana, dass sie in Zukunft wegbleiben würden. Wenn sie
wirklich hinter Sarah her waren, würden sie wahrscheinlich einen Weg
zurückfinden. Das konnte Ariana nicht zulassen. Sarah war mittlerweile ihre
beste Freundin. Davon abgesehen wollte sie ohnehin keine menschenfressenden
Dämonen auf der Erde haben.
Sie
hatte kaum einen Abschnitt gelesen, als die Türglocke einen weiteren Kunden
ankündigte. Ariana sah von dem Buch auf und seufzte.
„Leo“,
murmelte sie leise, als er auf sie zukam. Den konnte sie heute gerade noch
gebrauchen. Letzte Nacht war nervenaufreibend genug gewesen. Nachdem Matteo
Lunar sie so grob behandelt hatte, hatte sie endgültig die Schnauze voll von
Werwölfen. Sie war zwar gegen deren übernatürliche Stärke genauso immun wie
gegen Zauberei, das bedeutete aber nicht, dass es spaßig war, von einem
herumgeschubst zu werden. Sie war klein und nicht besonders stark. Gegen einen
großen, breitschultrigen Mann kam sie nicht an, übernatürliche Stärke oder
nicht.
„Du
erinnerst dich also noch an mich“, erwiderte er, als er sich mit seinen
muskulösen Armen auf der Theke abstützte und zu ihr beugte. Mit seinem
Werwolfgehör hatte er sie anscheinend verstanden. Ariana seufzte erneut und
wich einen Schritt zurück.
„Was
willst du?“, fragte sie und versuchte, sich auf ihre Wut zu konzentrieren, um
nicht noch weiter zurückzuweichen und dadurch als leichte Beute rüberzukommen.
Das könnte in Gegenwart eines Werwolfs gefährlich werden. Außerdem war sie kein
ängstliches, kleines Mädchen!
„Das
fragst du noch? Dich natürlich“, antwortete er mit einem Grinsen, bei dem es
Ariana kalt den Rücken hinunterlief. Gegen Anfang ihrer Beziehung hätte ihr
eine solche Aussage, zusammen mit seinem intensiven, lüsternen
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