Das Erbe der Carringtons
Blick,
vermutlich aus einem anderen Grund eine Gänsehaut gegeben. Nun kannte sie Leo
besser. So sexy er auch aussah, sein Charakter war alles andere als
liebenswert. Er war herrisch, egoistisch und zum Teil sogar kaltblütig. So toll
Sex mit ihm auch sein konnte, das war es nicht wert, sich von ihm wie ein
Stückchen Dreck behandeln zu lassen.
„Ich
dachte, ich hätte mich klar ausgedrückt, als wir uns das letzte Mal gesehen
haben“, entgegnete sie und war erfreut, zu hören, dass ihre Stimme nicht
zittrig klang. „Es ist aus zwischen uns.“
Leo
schnaubte verächtlich und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Das hast du
schon mehr als einmal behauptet und wir wissen beide, dass du immer wieder zu
mir zurückkommst.“ Er lächelte selbstsicher.
„Diesmal
nicht. Ich bin fertig mit dir und außerdem habe ich jemand anderen
kennengelernt.“
„Du
redest doch nicht von der Mietze, mit der du im Pandora gesehen wurdest? Ihr
habt ein paar meiner Freunde mit euren öffentlichen Küssen ganz heiß gemacht.
Aber von dir habe ich auch nichts anderes erwartet.“ Er grinste verschmitzt.
„Und die Kleine hast du sowieso für einen flotten Dreier aufgerissen, oder?“
Ariana
starrte ihn ungläubig an. Wie hatte sie sich nur je zu ihm hingezogen fühlen
können? Ja, er sah gut aus und wirkte auf mysteriöse Weise anziehend, aber
sobald er den Mund aufmachte, war er einfach nur abtörnend.
„Verschwinde.
Ich will dich hier nie wieder sehen! Und woanders auch nicht“, warf sie ihm an
den Kopf.
Leo
lachte höhnisch. „Du glaubst doch nicht, dass du mich herumkommandieren
kannst, kleine Beraterin?“ Er beugte sich weiter über den Ladentisch und
betrachtete sie mit leuchtenden Augen.
Ariana
schluckte, ballte aber ihre Fäuste. „Ich meine es ernst. Zwischen uns ist es
aus. Je eher du das begreifst, desto besser.“
Wütend
starrte Leo sie an, holte mit einer Hand aus und fegte einen Ständer mit
Schlüsselanhängern von der Theke. Mit Wucht prallte dieser gegen die Wand.
Ariana
zuckte zusammen und überlegte fieberhaft, was sie tun sollte. Hatte jemand den
lauten Aufprall gehört und würde ihr zu Hilfe kommen? Aber wer konnte es mit
einem Werwolf wie Leo aufnehmen? Ihre Mutter auf keinen Fall. Julian
vielleicht? Es war allerdings nicht die Stimme ihres besten Freundes, die sie
einen Moment später vernahm.
„Das
reicht.“
Die
Stimme war ihr unbekannt und hatte einen leichten, südländischen Akzent, den
Ariana nicht zuordnen konnte. Die Worte waren nicht besonders laut gesprochen,
aber voller Selbstsicherheit und Autorität. Leo drehte sich blitzschnell um.
Ariana folgte seinem Beispiel. In dem Laden, der eben noch bis auf sie und Leo
leer gewesen war, stand nun ein weiterer Mann… nein, Werwolf. Sie erinnerte
sich, ihn schon einmal im Pandora gesehen zu haben, an dem Abend, als Sarah und
Lorraine ihre erste Auseinandersetzung gehabt hatten. Schon damals war es für
Ariana offensichtlich gewesen, dass er ein sehr dominanter und mächtiger
Werwolf sein musste. Dies bestätigte sich nun. Nicht viele würden sich mit Leo
anlegen oder ihm auch nur widersprechen. Dass der Fremde es wagte, sprach
Bände.
„Ich
glaube, die junge Dame hat ihre Meinung klar vertreten“, fügte er gelassen
hinzu. „Es ist Zeit, zu gehen.“
Wie
gebannt starrte Ariana den Unbekannten an. Dann drehte sie sich zu Leo, der aussah,
als könnte er jeden Moment die Kontrolle verlieren und sich verwandeln. Das
schien den Fremden nicht zu beunruhigen, was darauf hindeutete, dass er davon
ausging, mindestens genauso schnell seine Tiergestalt annehmen zu können. Er
musste ebenfalls ein geborener Werwolf sein. Menschen, die zu Werwölfen gemacht
wurden, brauchten beim Verwandeln länger. Außer den Lunar lebten nicht viele
geborene Werwölfe in Lunadar. Ariana kannte die meisten zumindest vom sehen
her. Den Fremden hatte sie vor dem Abend im Pandora noch nie erblickt. Wer war
er?
Leo
knurrte ärgerlich, was sich noch verstärkte, als sein Gegenüber auf die Tür
deutete. Ariana erwartete, dass er ausrasten und angreifen würde, musste aber
überrascht mit ansehen wie Leo sich wegdrehte und schnaubend den Laden verließ.
Die Tür knallte er so stark zu, dass sie wackelte. Das Glas in der Mitte bebte
und zerbrach. Der Fremde knurrte verärgert und folgte Leo aus dem Laden.
Ariana
starrte ihnen nach und sah verdutzt zu den Glasscherben auf dem Boden. Sie
wüsste zu gern, was draußen vor sich ging, wagte es aber nicht
Weitere Kostenlose Bücher