Das Erbe der Carringtons
das sie nicht wollen, oder Ereignisse vergessen lassen.“
„Nein,
nicht nur Vampire können es, Julian. Ich habe es recherchiert“, mischte Ariana
sich ein. „Unter Hexen ist Kompulsion eine sehr seltene Fähigkeit, aber es gibt
Berichte darüber, dass es schon vorgekommen ist. Die Auswirkungen sind nicht so
drastisch, wie bei Vampiren. Hexen können niemanden dazu zwingen, Dinge zu tun,
das sie überhaupt nicht wollen. Es ist eher wie eine subtile, unterbewusste
Beeinflussung. Aber es ist auf jeden Fall möglich.“
Julian
starrte sie an. „Das glaubst du wirklich? Und ich meine nicht, dass es
Kompulsion unter Hexen gibt, sondern, dass Lorraine es kann?“
„Es
würde doch Sinn machen, oder? Selbst du hast ihr, als du klein warst, jeden
Wunsch von den Augen abgelesen.“
Julian
schien einen Moment nachzudenken und Ariana seufzte erleichtert. Sie wollte
wirklich nicht länger mit ihm streiten. Sie hätte ihm ohnehin längst von Ira
und ihr erzählen sollen, dann wäre die Situation nicht so ausgeartet.
„Wenn
du endlich dazu bereit bist, mir zuzuhören, ist es vielleicht möglich, dass ich
euch sage, warum ich überhaupt ohne Vorwarnung hier aufgetaucht bin?“, meldete
sich Nadira zu Wort.
Ariana
drehte sich überrascht zu ihrer Freundin. Die Hexe klang beunruhigt, und als
sie auch noch ihren Gesichtsausdruck sah, überkam sie ein ungutes Gefühl.
„Was
ist passiert?“
„Ich
habe mit Elaine telefoniert, weil ich ihr vor einer Weile ein Buch über
Heiltränke ausgeliehen habe und es wiederhaben wollte“, fing Nadira an zu
berichten und zeigte als Erklärung auf Damien. „Elaine war nicht begeistert,
dass ich nichts mehr mit ihnen unternehme, meinte ich hätte die falsche Seite
gewählt und dass ich das schon bald merken würde.“
„Sie
hat dir gedroht?“, hakte Ariana aufgebracht nach.
„Nein,
ich glaube nicht, dass sie mich gemeint hat. Ich hatte eher das Gefühl, dass es
um Sarah ging.“
„Um
Sarah? Was genau hat sie gesagt?“, wollte Ariana wissen, als die unbehagliche
Vorahnung in ihr stärker wurde. Schon seit Stunden hatte sie sich so komisch
gefühlt, war aber davon ausgegangen, dass es sich um eine Magenverstimmung
handelte. Das machte am meisten Sinn. Was wenn es aber etwas anderes war? Sie
hörte die Worte ihrer Mutter durch ihren Kopf hallen, die sie gesagt hatte, als
Ariana ihr davon erzählt hatte, dass sie Sarahs Beraterin werden würde. Du
und Beraterin? Das hätte ich im Leben nicht gedacht. Du warst immer so dagegen.
Du… du wirst doch kein Beraterband entwickeln? Ariana hatte gelacht und es
abgetan. Ein Beraterband! Das war lächerlich. So etwas kam selten vor und würde
nicht ausgerechnet ihr passieren. Sie wusste nicht einmal, wie es zustande kam.
„Ich
weiß nicht mehr genau“, antwortete Ira und holte Ariana dadurch aus ihren
Gedanken. „Sie sagte ungefähr, dass ich bald an einem Beispiel sehen würde, was
passiert, wenn man sich gegen Lorraine stellt. Und ich kenne außer Sarah
niemanden, der das je getan hat.“
Ariana
atmete tief ein und aus, um ruhig zu bleiben. Sie musste Sarah warnen!
„Was
sie vorhaben hat Elaine nicht erwähnt?“, fragte sie, als sie ihr Smartphone
holte und Sarah anrief.
Nadira
schüttelte den Kopf.
Ariana
seufzte und wartete ungeduldig, dass Sarah abnahm.
„Sie
geht nicht ran. Ich hab es vorhin schon probiert und auch nur ihre Mailbox
erwischt“, berichtete sie besorgt.
„Du
meinst doch nicht, dass Lorraine sie schon…“, fing Ira an.
„Wir
müssen sie finden!“, rief Ariana aufgebracht dazwischen. „Wo könnte Lorraine
sie gefangen halten?“
„Immer
mit der Ruhe“, beschwichtigte Julian. „Wir wissen nicht einmal, was Lorraine
vor hat.“
Langsam
nickend sah Ariana zu ihm. Vielleicht hatte Lorraine Sarah gar nicht entführt.
Aber wieso ging ihre Freundin dann nicht an ihr Handy? Und wenn Lorraine Sarah
nicht gefangen hielt, was hatte sie dann mit ihr vor? Ariana erinnerte sich,
wie Lorraine mit Feuerbällen geworfen hatte und schluckte. Es hatte an dem
Abend nicht ausgesehen, als wolle sie Sarah einfangen. Aber wenn sie das nicht
plante, würde das bedeuten, dass… Nein, Lorraine konnte Sarah nicht umgebracht
haben! Dass sie kaltblütig genug war, hatte sie zwar bewiesen, aber Ariana
konnte, oder wollte, nicht glauben, dass sie Sarah bereits getötet haben
könnte, denn das würde bedeuten, dass es zu spät war, um ihrer Freundin zu
helfen. Die einzige Möglichkeit, die ihr blieb, war davon auszugehen,
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