Das Erbe der Carringtons
junge Mann, der mit ihr kollidiert
war, entschuldigte sich und verschwand eilig. Er wirkte verängstigt. Ariana
ließ ihren Blick durch die Menge schweifen und entdeckte im Flur den Grund
dafür. Ein großer, breitschultriger Mann mit muskulösem Körper, südländischem
Aussehen und langen, dunkelbraunen Haaren ging in Richtung Treppe zum
Untergeschoss. Die Leute in seiner Nähe entwichen zu allen Seiten, um ihn
durchzulassen. Bestimmt wussten sie nicht einmal wieso. Für Ariana war es
offensichtlich. Ein Blick genügte und sie wusste, was der Mann war. Werwolf. Das Wort schien förmlich durch ihren Kopf zu hallen, zusammen mit ‚ Gefahr’ .
Werwölfe lösten fast immer diese Reaktion in Menschen aus, aber bei diesem war
es noch extremer als bei den meisten. Wenn sie sich nicht irrte, war er sogar
noch dominanter als Leo. Einen großen Bogen um ihn zu machen, wäre auf jeden
Fall am besten. Sie konnte ihre Augen jedoch nicht von ihm abwenden. Auch diese
Reaktion auf einen Werwolf seines Kalibers war nicht ungewöhnlich. Ariana hatte
den unangenehmen Verdacht, dass das aber nicht der einzige Grund war, warum sie
ihn anstarrte. Er sah unverschämt gut aus. Sie stöhnte leise. Über ihre
Dummheit, nicht aus einem anderen Grund! Dann zwang sie sich, sich abzuwenden.
Sie war erst vor kurzem den letzten Werwolf, auf den sie sich eingelassen
hatte, losgeworden und hatte sich geschworen, nie wieder einen auf diese Weise
anzusehen. Und was machte sie? Sie schmachtete dem nächsten schon wieder nach.
Das musste aufhören! Sie hatte kein Interesse an Werwölfen, egal wie
faszinierend sie waren oder wie sexy sie aussahen. Sie stand auf nette,
freundliche Menschen , die sie gut behandeln würden und sie auf keinen
Fall herumkommandierten wie eine Sklavin oder eine Putzfrau!
Ein
Tumult hinter ihr riss Ariana aus ihren Gedanken und erinnerte sie daran,
weshalb sie hier war. Schockiert darüber, dass sie sich hatte ablenken lassen,
drehte sie sich um. Mit weit aufgerissenen Augen beobachtete sie, wie ein
junger Mann eine Bierflasche auf einem Billardtisch zerschlug und mit dem
Stück, das er noch in der Hand hielt, auf Sarah losging. Ariana hatte mit
vielem gerechnet, aber nicht damit. Aus einem Augenwinkel sah sie, wie Julian
auf die beiden zueilte, wusste aber, dass er nicht schnell genug sein würde.
Sie selbst war auch zu weit weg und was konnte sie in einer Situation wie
dieser schon ausrichten? Gegen Hexen und magische Angriffe könnte sie helfen.
Sie brauchte sich ihnen nur in den Weg zu stellen und sie durch ihre Immunität
aufzuhalten. Gegen Handgreiflichkeiten wie diese war sie machtlos.
Bevor
Ariana einen weiteren Gedanken fassen konnte, machte Sarah einen Schritt nach
vorn, schnappte sich die Arme ihres Angreifers, presste sie gegen seinen Oberkörper
und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht. Ariana starrte sie mit offenem Mund
an. Wo hatte sie denn das gelernt? Im nächsten Moment traten mehrere Leute in
ihr Blickfeld und sie verlor die beiden aus den Augen.
Ryan
schlenderte auf der Suche nach Lorraine durch das Pandora. Nach langem
Überlegen hatte er beschlossen, mit ihr zu reden. Er würde ihr eine Chance
geben sich zu verändern. Sie sollte ihn und alle anderen Menschen in Ruhe
lassen. Falls das nichts brachte, würde er sie dazu zwingen und genau das würde
er ihr sagen. Sie bekam eine Chance, nicht mehr. Danach würde sie mit
den Konsequenzen leben müssen. Je nachdem, wie sie reagierte, bedeutete das für
sie den Tod oder dass er dafür sorgen würde, dass sie nie wieder zaubern
konnte. Ein Jäger, mit dem Ryan schon ein paar Mal zusammengearbeitet hatte,
besaß ein Amulett, mit dem man die Zauberkräfte von Hexen neutralisieren
konnte. Da er mittlerweile im Ruhestand war, würde er Ryan das Amulett
hoffentlich verkaufen. Es war die einzige Alternative, die er zu Mord hatte.
Denn egal, wie oft sein Vater ihm eingetrichtert hatte, dass es kein Mord
sondern Gerechtigkeit war, wenn man ein übernatürliches Wesen tötete, Ryan sah
es als solchen an, solange er nicht selbst attackiert wurde und sich verteidigen
musste. Für manche waren Liebeszauber vielleicht Angriffe. Er war sich darüber
nicht sicher. Warum konnte Lorraine nicht versuchen, ihn umzubringen? Das würde
die Sache einfacher machen. Seufzend versuchte er, die Gedanken beiseite zu
schieben. Noch länger darüber nachzudenken, würde nichts ändern. Er musste mit
Lorraine reden, um zu wissen, was er tun sollte.
Als
Ryan zu dem Raum mit
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