Das Erbe der Drachen Teil 1 - Der brennende Traum
dauerte, sie zu verdauen? So habt ihr viel Langweile und trockene Themen verpasst. Aber nun ist fast Mittag und wir sollten in die Stadt gehen, wo das Fest beginnt, wenn die Sonne am Zenit steht.«
Er stand auf und wirkte lebendig und stark. Seine langen Haare glühten in der Mittagssonne, die durch die Öffnungen in der Wand fiel.
So liebte Darius ihn. Ein Mann, der nicht zu viele Worte machte, sondern handelte. Er war froh, den Gesprächen entronnen zu sein. Letztendlich waren es stets nur Worte, solange nichts schriftlich vereinbart wurde. Worte, die Völker einander näherbrachten, aber nicht mehr. Darius hingegen hatte das Blut des Advokaten in sich und forderte Ergebnisse.
Und die würde man heute erzielen, falls alles so ablief, wie man geplant hatte.
Man hatte das Zentrum von Dandoria verändert. Mit emsigem Fleiß hatte man eine Arena geschaffen. Holzbohlen waren auf Steine gesetzt worden, und es entstand ein Rund, wie man es in Dandoria noch nicht gesehen hatte.
Die ganze Stadt war im Taumel der Vorfreude. Fleißige Schneider hatten im Auftrag des Königshauses zu Ehren der Gäste deren Wimpel gefertigt, die munter und farbenfroh im Wind flatterten. Wohin man blickte, drehten sich Wildschweine am Spieß, es roch nach Fett, welches in die Glut tropfte, Zuckerbäcker boten ihre Kunst an, feine Stangen am Stiel, die man lutschen konnte oder weiche Pralinen, die das Drachenzeichen trugen.
Maronen und Mandeln boten den Besuchern des Südens ein heimisches Aroma, schwere Weine und Bier schwappten in Krügen. Barden sangen, und kleine Gruppen, mit Fideln und aus Knochen geschnitzten Flöten, musizierten.
Frauen und Frauen scherzten und lachten, Elfen flanierten Seite an Seite, Trolle hopsten umher , und irgendwer meinte, einen Barb gesehen zu haben, was aber vermutlich ein Gerücht war.
Darius erkannte Teile der Stadt nicht wieder. So schillernd und ausgelassen hatte er Dandoria noch nie erlebt. Seit zwanzig Jahren herrschte Frieden in Mittland und nicht deutete mehr auf den Überfall des Riesen hin oder auf den Golem, der über die Stadt gekommen war. Niemand sprach mehr von Marcosa Lightgarden, der ein Vampir geworden war oder über den roten Dämon, der aus Unterwelt aufstieg. Seit zwanzig Jahren war friedvolle Gleichmut über die Stadt gekommen.
Wie am gestrigen Abend, wurden die Könige und ihr Gefolge von Bediensteten des Königshauses in die Arena geführt. Man hatte für die Könige und ihre Begleitung beste Stühle reserviert, die mit Lammfell gepolstert waren und im Halbrund standen, sodass man nach unten blickte, sich aber dennoch gegenseitig anschauen konnte.
Darius nahm neben Bluma Platz, die sich von der Freude anstecken ließ und verstohlen seine Hand nahm und drückte.
»So sollte es immer sein«, sagte sie.
» Und doch wird gleich alles anders«, gab er zurück.
» Miesmacher.«
Ja, da s war er. Obwohl er Bluma über alles liebte, hatte der Verrat seiner Frau, die als Hexe verbrannt worden war, einen Teil seines Herzens gekostet. Ein kleiner Rest war übrig und den teilte er mit Bluma. Der junge Mann, der für einen Kuss der Liebe fast alles tat – der war er nicht mehr. Auch Bluma mit ihrer warmen Liebe hatte daran nichts ändern können. Die Verhärtung blieb. Er war verraten worden, auf eine grausame Weise, die ihn fast das Leben gekostet hätte, und das würde er niemals verarbeiten. Es war stets präsent. Und wenn er träumte, darüber nachdachte, wenn er ganz ehrlich zu sich war, musste er bitter erkennen, dass seine Liebe zu dieser Frau, einer grausamen Hexe, nie ganz verloschen war.
Er lächelte, obwohl ihm nicht danach war, denn nach wie vor war in ihm ein Sturm, den es nicht gegeben hatte. Er versuchte, diese dumpfen Gedanken zu verdrängen und beugte sich zu Bluma. Er küsste sie, aber es war kein wahrer Kuss. Es war wie eine Ablenkung, und sie merkte das und sah ihn traurig an.
Tanzgruppen kamen in die Arena und schwenkten die Wappen der Könige.
» Wunderbar!«, sagte Rod Cam.
» Großartig, wer hätte das gedacht?«, sagte Nj’Akish.
Connor lächelte zufrieden.
»Ihr wisst, wie man Gästen eine Freude macht und sie beehrt«, sagte Akish.
» Ein wahrer König, der so etwas vollbringt«, fügte Cam hinzu.
» He, was meint Ihr?«, rief Akish zu Darius herüber.
Darius beugte sich vor und lächelte. »Es sieht wunderbar aus, nicht wahr?«
Connor, in der Mitte zwischen ihnen, sagte nichts. Seine Augen hinter den G läsern wirkten wie kalte Steine, wie ein
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