Das Erbe der Drachen Teil 1 - Der brennende Traum
aufmerksamer Beobachter gesehen hätte.
Es wurde getanzt.
Man reichte Wein.
Man reichte gebratenes Fleisch.
Man reichte Platten mit süßen Spezereien.
Das Volk jubelte, wenn einem Akrobaten etwas Besonderes gelungen war.
Tierdressuren wurden vorgeführt. Narren machten Späße.
Die Stimmung war großartig.
Die Sonne ging unter, und es blieb mild, obwohl der Herbst nahte.
Es war ein schöner Abend.
Mannshohe Fackeln, gewiss zwei Dutzend, wurden in einem Halbkreis aufgestellt. Ihre Flammen loderten feierlich.
Connor erhob sich , und das Volk schwieg. Alle blickten zu ihm. Er nickte dankbar und sprach so laut er konnte, damit alle ihn hörten: »Vergnügen entsteht dadurch, dass es ist. Doch schon Kleinigkeiten können aus dem Vergnügen eine andere Realität schaffen.«
» Er redet wie ein Philosoph«, flüsterte Bluma, und Darius nickte erstaunt.
» Deshalb bitte ich alle zur Ruhe, denn nun folgt der Höhepunkt des Tages.«
Eine ganze Stadt schwieg und lauschte.
Darius hatte den Eindruck, er quäle Connor sich die folgenden Worte heraus.
» Wir lieben den Frieden.«
Dandoria jubelte.
»Trotzdem gibt es Männer, die diesen Frieden stören.«
Empörtes Raunen.
»Piraten, die unsere Schiffe überfallen und ausrauben.«
Dandoria keuchte und Stimmen erhoben sich.
»Zwei dieser Piraten, zwei Kapitäne, haben wir gefangen. Sie haben zahlreiche dandorianische Schiffe gekapert. Ich bin sicher, jeder der hier Anwesenden wird dieses Tun verdammen.«
Darius sah, wie die beiden Gastkönige auffuhren. Wer nicht darauf achtete, dem fiel es nicht auf. Noch nicht.
» Liebe Bürger von Dandoria!«, rief Connor. »Wir verabscheuen die Todesstrafe, doch nun habe ich beschlossen, dass einer dunklen Tat nur eine dunkle Strafe folgen kann. Heute, jetzt und hier, werden wir die Kapitäne hinrichten.«
Entsetztes Schweigen. Geraune.
»Das tun wir deshalb, um zu zeigen, dass wir unsere Schiffe nicht kapern lassen. Dass wir unseren Frieden nicht stören lassen. Und ... » Er machte eine Pause und blinzelte Bluma an. »Und wir wollen damit deutlich machen, dass wir jeden, der unsere Schiffe angreift, genauso behandeln werden. Ohne Gnade!«
Applaus brandete auf.
»Verdeckt den Kleinen die Augen, schaut weg und haltet euch die Ohren zu. Niemand muss zusehen.«
Connor setzte sich und lächelte zu den Königen. Jeder von ihnen zu einer Seite.
Nur wenige verließen das Rund, vor allen Dingen Frauen mit Kindern, wohingegen die Männer blieben, weil es sich so gehörte.
Darius kniff die Augen zusammen, als ihm bewusst wurde, was man während seiner Abwesenheit geplant hatte. Warum hatte ihm Bluma nichts davon gesagt? Liebe Güte, warum hatten sie nicht gewartet, bis er wieder in Dandoria war? Er überlegte, ob er diese Entscheidung tragen konnte, aber als er in die Gesichter von Rod Cam und Nj’Akish blickte, wusste er, dass Connor s Plan richtig war.
Unter allgemeinem Grummeln wurden die Delinquenten in die Arena gebracht. Sie standen auf einem Podest, welches man auf Karren gesetzt hatte, der von vier Ochsen gezogen wurde.
Zwei Männer, die gefesselt waren und in das Rund starrten, als erwachten sie aus einem Alptraum.
Man hat ihnen keinen Mohnsaft gegeben!, dachte Darius erschüttert. Das würde es ihnen leichter machen.
Er wandte sich an Bluma. »Liebe Güte, das sind nicht wir. So etwas darf in Dandoria nicht geschehen. Nicht mehr.«
» Nein, Liebster. Aber wir müssen das tun.« Sie wirkte ruhig und entspannt.
» In Dandoria gibt es keine Todesstrafe«, sagte Darius.
» Du hast recht. Aber nur so werden wir einen Krieg vermeiden«, gab Bluma zurück.
» Indem wir Bestien sind?«
» Es ist besser, wir sind für ein paar Atemzüge Bestien, als das unsere Söhne auf See sterben!«
Darius schwieg.
Die Könige wurden nervös.
Connor wandte sich zu ihnen und machte einen Scherz, den Darius zwar nicht hörte, denn zu laut war das Volk, aber er begriff, dass Dandorias König seine Gäste beruhigte.
Das Gerüst war vorbereitet, und die Todgeweihten zappelten und jammerten. Sie begriffen, dass sie grausig sterben würden.
Darius war kurz davor, aufzuspringen und Connor zu schütteln, um ihm klarzumachen, das so etwas in Dandoria nicht zu geschehenen hatte, doch Bluma legte ihm ihre warme Hand auf den Arm. Sie sagte: »Er kann nicht anders.«
Sein Vertrauen in Bluma und ihre Intelligenz war größer als seine Verwirrung, also versuchte er, ruhig zu atmen und sich zu konzentrieren.
»Nein?«
» Connor spricht
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