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Das Erbe der Elfen

Das Erbe der Elfen

Titel: Das Erbe der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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wegfangen lassen, der auf dem Markt in Vengerberg solches Zeug geschrien hat, und der Henker hat ihn lange höflich gefragt, wie viel Gold der Prophet dafür von Emhyr gekriegt hat  ... Aber der Prediger faselte immer nur von der Weißen Flamme und der Weißen Königin  ... bis zum Schluss.«
    »Vorsichtig, Demawend.« Wisimir verzog das Gesicht. »Mach keine Märtyrer, denn genau darum geht es Emhyr. Fang die Nilfgaarder Agenten, aber die Priester darfst du nicht anrühren, die Folgen können unabsehbar sein. Sie haben beim Volk immer noch Einfluss und Achtung. Ich habe genug Probleme mit den Eichhörnchen, als dass ich Aufstände in den Städtchen oder Bauernkriege riskieren könnte.«
    »Zum Teufel!«, platzte Foltest heraus. »Dieses tun wir nicht, jenes riskieren wir nicht, das dürfen wir nicht  ... Haben wir uns dazu versammelt, um darüber zu reden, was wir nicht tun können? Hast du uns dazu hierher nach Hagge kommen lassen, Demawend, dass wir uns ausweinen und über unsere Schwäche und Ohnmacht jammern? Schreiten wir doch endlich zur Tat! Wir müssen etwas tun! Wir müssen Schluss machen mit dem, was vorgeht!«
    »Das schlage ich schon die ganze Zeit vor.« Wisimir straffte sich. »Ich schlage ja gerade vor, etwas zu tun.«
    »Was?«
    »Was können wir tun?«
    Wieder breitete sich Schweigen aus. Der Wind pfiff, die Fensterläden schlugen gegen die Schlossmauer.
    »Warum«, fragte Meve plötzlich, »schauen alle mich an?«
    »Wir sind von deiner Schönheit gefesselt«, murmelte Henselt.
    »Das auch«, sprang ihm Wisimir bei. »Meve, wir alle wissen, dass du aus jeder Lage einen Ausweg zu finden vermagst. Du hast weibliche Intuition, bist eine kluge Frau  ...«
    »Hör auf, mir zu schmeicheln.« Die Königin von Lyrien faltete die Hände auf dem Schoß, betrachtete die dunkel gewordenen Gobelins mit den Jagdszenen. Jagdhunde, im Sprung gestreckt, reckten die Schnauzen zu den Flanken eines fliehenden weißen Einhorns hin. Nie im Leben habe ich ein lebendiges Einhorn gesehen, dachte Meve. Niemals. Und ich werde wohl auch keins mehr sehen.
    »Die Lage, in der wir uns befinden«, sagte sie nach einer Weile und riss den Blick von dem Wandteppich los, »erinnert mich an solche langen Winterabende im Schloss von Riva. Damals lag immer etwas in der Luft. Mein Mann dachte darüber nach, wie er sich an die nächste Hofdame heranmachen könnte. Der Marschall rechnete sich aus, wie er einen Krieg anzetteln könnte, in dem er Ruhm ernten würde. Der Zauberer stellte sich vor, er sei der König. Das Gesinde wollte nicht dienen, der Narr war traurig, trübsinnig und entsetzlich langweilig, die Hunde heulten vor Melancholie, die Katzen schliefen und pfiffen auf die Mäuse, die auf dem Tisch herumliefen. Alle warteten auf etwas. Alle schauten mich unter gesenkten Brauen hervor an. Und ich  ... Ich hab ihnen damals  ... Hab’s ihnen gezeigt. Ich habe ihnen gezeigt, wozu ich imstande bin, dass die Wände wackelten und die Bären in der Gegend in ihren Höhlen erwachten. Und augenblicklich waren die dummen Gedanken wie weggeblasen. Plötzlich wussten alle, wer hier das Sagen hat.«
    Niemand gab Antwort. Der Wind begann lauter zu heulen. Die Wachposten auf den Mauern riefen einander voller Unlust an. Das Trommeln der Tropfen an den bleigefassten Fensterscheiben ging in ein Stakkato über.
    »Nilfgaard schaut zu und wartet ab«, fuhr Meve langsam fort, während sie mit ihrem Halsschmuck spielte. »Nilfgaard beobachtet. Etwas liegt in der Luft, in vielen Köpfen entstehen dumme Gedanken. Zeigen wir also allen, wozu wir imstande sind. Zeigen wir, wer hier wirklich König ist. Lassen wir die Mauern des in Winterstarre verfallenen Schlosses erbeben!«
    »Die Eichhörnchen ausmerzen«, sagte Henselt rasch. »Eine große gemeinsame Militäroperation beginnen. Den Nichtmenschen ein Blutbad bereiten. Dass Pontar, Gwenllech und Buina von den Quellen bis zu den Mündungen voll sind vom Elfenblut!«
    »Mit einer Strafexpedition die freien Elfen von Dol Blathanna an die Kandare nehmen«, fügte Demawend mit gerunzelter Stirn hinzu. »Eine Interventionsarmee nach Mahakam entsenden. Endlich Ervyll von Verden erlauben, dass er sich die Dryaden im Brokilon vornimmt. Ja, ein Blutbad! Und die Überlebenden ab in Reservationen!«
    »Crach an Craite gegen die Küste von Nilfgaard in Marsch setzen«, griff Wisimir den Faden auf. »Ihn mit der Flotte Ethains von Cidaris verstärken – sollen sie von der Jaruga bis nach Ebbing alles in

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