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Das Erbe der Elfen

Das Erbe der Elfen

Titel: Das Erbe der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Köpfe. Die Schafotte schwammen vor Blut. Das sind sichere Informationen, keine Gerüchte. Acht feierliche Exekutionen, viel mehr bescheidenere Hinrichtungen. Ein paar scheinbar natürliche, aber rätselhafte Todesfälle, reichlich plötzliche Versetzungen in den Ruhestand. Ich sage euch, Emhyr ist in Raserei verfallen und hat praktisch den eigenen Führungskader ausgerottet. Wer also soll jetzt ihre Armeen führen? Die Wachtmeister?«
    »Nein, keine Wachtmeister«, sagte Demawend von Aedirn kalt. »Das werden junge und fähige Offiziere tun, die lange auf so eine Gelegenheit gewartet haben und die Emhyr seit langem ausbildet. Diejenigen, die die alten Marschälle nicht an die Führung ließen, denen sie den Aufstieg verbaut hatten. Junge, fähige Heerführer, von denen man schon gehört hat. Die die Aufstände in Metinna und Nasair niedergeschlagen haben, die in kurzer Zeit die Rebellen in Ebbing aufgerieben haben. Heerführer, die die Rolle von Umfassungsmanövern zu schätzen wissen, von weiten Kavallerievorstößen, blitzartigen Verschiebungen der Infanterie, Anlandungen von See. Die die Taktik konzentrierter Schläge in ausgewählten Richtungen verwenden, die bei der Belagerung von Festungen moderne Technik anstelle unsicherer Magie einsetzen. Man darf sie nicht unterschätzen. Sie brennen darauf, die Jaruga zu überschreiten und zu beweisen, dass sie aus den Fehlern der alten Marschälle gelernt haben.«
    »Wenn sie etwas gelernt haben« – Henselt zuckte mit den Schultern  –, »dann werden sie die Jaruga nicht überschreiten. Die Flussmündung an der Grenze von Cintra und Verden hat noch immer Ervyll mit seinen drei Festungen unter Kontrolle: Nastrog, Rosrog und Bodrog. Diese Festungen kann man nicht aus der Bewegung heraus erobern, da hilft auch keine moderne Technik. Unsere Flanke wird auch durch die Flotte Ethains von Cidaris gedeckt, dank ihm beherrschen wir die Küste. Auch dank den Piraten von Skellige. Jarl Crach an Craite hat, wie ihr euch erinnert, den Waffenstillstand mit Nilfgaard nicht unterschrieben, er lässt ihnen keine Ruhe, überfällt Küstensiedlungen und Forts in den Provinzen. Die Nilfgaarder haben ihm den Namen Tirth ys Muire gegeben, der Meereber. Sie verwenden ihn als Kinderschreck!«
    »Nilfgaarder Kinder zu erschrecken« – König Wisimir lächelte schief  –, »garantiert nicht unsere Sicherheit.«
    »Nein«, stimmte Henselt zu. »Die garantiert uns etwas anderes. Nämlich, dass Emhyr var Emreis ohne die Herrschaft über Fluss und Küste, mit einer offenen Flanke, nicht imstande sein wird, die Einheiten zu versorgen, die er gern aufs rechte Ufer der Jaruga werfen würde. Was für Eilmärsche, was für Kavallerievorstöße? Lachhaft. Drei Tage, nachdem sie den Fluss überquert hat, wird die Armee steckenbleiben. Die Hälfte belagert die Festungen, der Rest verläuft sich, um zu rauben, Viehfutter und Verpflegung zu suchen. Und wenn ihre berühmte Reiterei schon den Großteil der eigenen Pferde aufgegessen hat, bereiten wir ihnen ein zweites Sodden. Zum Teufel, ich wünschte, sie würden den Fluss überschreiten! Aber keine Angst, sie werden es nicht tun.«
    »Angenommen«, sagte Meve von Lyrien plötzlich, »dass sie die Jaruga nicht überschreiten. Angenommen, Nilfgaard wartet einfach ab. Aber lasst uns bedenken, wem das nützt, uns oder ihnen? Wer kann es sich erlauben, tatenlos abzuwarten, und wer nicht?«
    »Genau!«, pflichtete ihr Wisimir bei. »Wie üblich spricht Meve wenig, trifft aber ins Schwarze. Emhyr hat Zeit, meine Herren, aber wir haben keine. Seht ihr nicht, was vor sich geht? Nilfgaard hat vor drei Jahren ein Steinchen am Berghang losgetreten und wartet jetzt in aller Ruhe auf die Lawine. Wartet einfach ab, und den Hang rollen immer neue Steine hinab. Denn dieses erste Steinchen schien ein Felsbrocken zu sein, den man nicht bewegen kann. Doch bald zeigte sich, dass man ihn nur anzurühren braucht, um ihn in Bewegung zu bringen, und sofort fanden sich andere, denen eine Lawine gelegen kommt. Von den Blauen Bergen bis nach Bremervoord streifen Elfenkommandos durch die Wälder, das ist schon keine Partisanenguerilla mehr, das ist ein Krieg. Ehe wir’s uns versehen, werden die freien Elfen von Dol Blathanna sich in den Kampf stürzen. In Mahakam sind die Zwerge in Aufruhr, die Dryaden vom Brokilon werden immer dreister. Das ist ein Krieg, ein ausgewachsener Krieg. Ein Krieg im Inneren. Ein Bürgerkrieg. Unserer. Und Nilfgaard wartet ab  ... Für wen

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