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Das Erbe der Elfen

Das Erbe der Elfen

Titel: Das Erbe der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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arbeitet die Zeit, was meint ihr? In den Kommandos der Scioa’tael kämpfen dreißig-, vierzigjährige Elfen. Aber sie werden über dreihundert Jahre alt! Sie haben Zeit, wir nicht!«
    »Die Scioa’tael«, räumte Henselt ein, »sind ein wahrer Dorn im Fleische geworden. Sie lähmen mir Handel und Verkehr, terrorisieren die Bauern  ... Damit muss Schluss sein!«
    »Wenn die Nichtmenschen Krieg wollen, sollen sie ihn haben«, warf Foltest von Temerien ein. »Ich bin immer für Eintracht und Koexistenz eingetreten, aber wenn sie auf eine Kraftprobe aus sind, dann wollen wir sehen, wer stärker ist. Ich bin bereit. In Temerien und Sodden werden wir versuchen, die Eichhörnchen binnen sechs Monaten auszurotten. Diese Länder sind schon einmal von Elfenblut getränkt worden, das unsere Vorfahren vergossen haben. Ich halte das für eine Tragödie, aber ich sehe keinen Ausweg, die Tragödie wird sich wiederholen. Die Elfen müssen befriedet werden.«
    »Dein Heer zieht gegen die Elfen, wenn du den Befehl erteilst.« Demawend nickte. »Aber wird es gegen Menschen ziehen? Gegen die Bauern, aus denen du dein Fußvolk rekrutierst? Gegen die Zünfte? Gegen die freien Städte? Als Wisimir von den Scioa’tael sprach, hat er nur einen Stein in der Lawine genannt. Ja, ja, meine Herrschaften, starrt mich nicht so an! In den Dörfen und Städtchen fangen sie schon an zu reden, dass in den von Nilfgaard unterworfenen Ländern die Bauern, Gutsbesitzer und Handwerker besser, freier und wohlhabender leben, dass die Kaufmannsgilden mehr Privilegien haben  ... Die Nilfgaarder Manufakturen überschwemmen uns mit Waren. In Brugge und Verden verdrängt ihre Währung die einheimische. Wenn wir tatenlos dasitzen, werden wir untergehen, zerstritten, in Konflikte verstrickt, mit der Niederschlagung von Rebellionen und Unruhen beschäftigt, nach und nach von Nilfgaarder Wirtschaftshilfe abhängig. Wir werden untergehen, im eigenen engen Winkel erstickt, denn ihr müsst auch verstehen, dass Nilfgaard uns den Weg nach Süden versperrt; wir aber müssen uns entwickeln, müssen expansiv sein, denn sonst werden unsere Enkel hier nicht genug Platz haben!«
    Die Versammelten schwiegen. Wisimir von Redanien holte tief Luft, griff nach einem der auf dem Tisch stehenden Kelche, trank lange. Das Schweigen zog sich hin, der Regen trommelte gegen die Fenster, Windstöße heulten und klapperten mit den Fensterläden.
    »Alle Scherereien, von denen hier die Rede ist«, sagte Henselt schließlich, »sind das Werk von Nilfgaard. Es sind die Abgesandten von Emhyr, die die Nichtmenschen aufwiegeln, immer mehr Propaganda betreiben und zu Aufständen anstacheln. Sie sind es, die mit Gold um sich werfen und den Zünften und Gilden Privilegien versprechen, den Baronen und Grafen hohe Posten in den Provinzen in Aussicht stellen, die sie anstelle unserer Reiche errichten wollen. Ich weiß nicht, wie es bei euch aussieht, aber in Kaedwen gibt es auf einmal jede Menge Priester, Prediger, Wahrsager und andere beschissene Mystiker, die das Ende der Welt verkünden  ...«
    »Bei mir ist es genauso«, bestätigte Foltest. »Verdammt, so viele Jahre lang war Ruhe. Seit der Zeit, da mein Großvater den Priestern gezeigt hat, wo ihr Platz ist, indem er ihre Reihen kräftig lichtete, haben sich die Übrigen nützlichen Beschäftigungen zugewandt. Sie haben Bücher studiert und den Kindern Wissen beigebracht, sich um die Armen, Kranken und Obdachlosen gekümmert. Und sich nicht in die Politik eingemischt. Aber jetzt sind sie plötzlich aufgewacht und schreien dem Pöbel Blödsinn in die Ohren, und der Pöbel hört zu und weiß endlich, warum es ihm so schlecht geht. Ich dulde das, weil ich weniger impulsiv als mein Großvater bin und weniger empfindlich, was meine königliche Autorität und Würde angeht. Was wäre das auch für eine Würde und was für eine Autorität, wenn das Gezeter irgendeines verrückten Fanatikers sie ins Wanken bringen könnte. Aber meine Geduld geht allmählich zu Ende. Neuerdings ist das Hauptthema der Predigten ein Erlöser, der aus dem Süden kommen soll. Aus dem Süden, wohlgemerkt. Von jenseits der Jaruga!«
    »Die Weiße Flamme«, murmelte Demawend. »Es wird kommen die Weiße Kälte und danach das Weiße Licht. Und dann wird die Welt wiedergeboren durch die Weiße Flamme und die Weiße Königin  ... Das habe ich auch gehört. Es ist eine Verballhornung der Weissagung von Ithlinne aep Aevenien, der Elfenprophetin. Ich habe einen Pfaffen

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