Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erbe der Elfen

Das Erbe der Elfen

Titel: Das Erbe der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
Vom Netzwerk:
für sie machen! In der Küche und auch im Garten! Schau, Iola, was sie für Händchen hat! Wie eine Prinzessin!«
    »So ist das nun mal!«, konterte Ciri. »Die einen haben ein bisschen Verstand, für die sind die Bücher! Die anderen haben nur Flausen im Kopf, für die sind die Besen!«
    »Während du den Besen nur zum Fliegen nimmst, ja? Armselige Zauberin!«
    »Du bist dumm!«
    »Selber dumm!«
    »Eben nicht!«
    »Eben doch! Komm, Iola, beachte sie nicht. Zauberinnen sind keine Gesellschaft für uns.«
    »Ganz bestimmt nicht!«, schrie Ciri und warf den Korb mit dem Getreide zu Boden. »Die Hühner sind die richtige Gesellschaft für euch!«
    Die Adeptinnen rümpften die Nasen und gingen fort, vom aufgeregten Hühnervolk umringt.
    Ciri fluchte laut, indem sie eine von Vesemirs liebsten Redensarten wiederholte, deren Bedeutung ihr nicht vollends klar war. Dann fügte sie noch ein paar Worte hinzu, die sie von Yarpen Zigrin gehört hatte und deren Bedeutung ihr ganz und gar rätselhaft war. Mit einem Fußtritt jagte sie die Glucken auseinander, die sich um das verstreute Korn drängten. Sie hob den Korb auf, nahm ihn in beide Hände, worauf sie sich in einer Hexerpirouette drehte und den Korb wie einen Diskus über die Strohdächer der Hühnerställe hinweg warf. Sie machte auf dem Absatz kehrt und begann durch den Tempelpark zu laufen.
    Sie lief weich und kontrollierte routiniert ihren Atem. Bei jedem zweiten Baum, an dem sie vorbeikam, vollführte sie einen geschickten Sprung mit Halbdrehung, wobei sie einen Hieb mit einem gedachten Schwert markierte und gleich darauf wie eingeübt Volte und Finte folgen ließ. Leicht sprang sie über den niedrigen Zaun, landete sicher und weich auf federnden Füßen.
    »Jarre!«, schrie sie und reckte den Kopf zum Fensterchen in der Steinmauer des Turms. »Jarre, bist du da? He! Ich bin es!«
    »Ciri?« Der Bursche lehnte sich heraus. »Was machst du hier?«
    »Kann ich zu dir hochkommen?«
    »Jetzt gleich? Hmm  ... Ja doch, bitte  ... Bitte sehr.«
    Sie lief wie ein Wirbelwind die Treppe hinauf und überraschte den jungen Adepten dabei, wie er eilig seine Kleidung in Ordnung brachte und mit Pergamenten andere Pergamente zudeckte, die auf dem Tisch lagen. Jarre fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, räusperte sich und verbeugte sich ungeschickt. Ciri steckte die Daumen in den Gürtel, schüttelte den aschblonden Schopf.
    »Was ist das für ein Krieg, von dem alle reden?«, platzte sie heraus. »Ich will es wissen!«
    »Bitte, setz dich.«
    Sie schaute sich im Zimmer um. Darin standen vier große Tische, mit Büchern und Pergamentrollen überhäuft. Es gab nur einen Stuhl. Ebenfalls belegt.
    »Krieg?«, meinte Jarre dann. »Ja, ich habe die Gerüchte gehört  ... Interessiert dich das? Dich, ein Mäd  ... Nein, setz dich nicht auf den Tisch, bitte, ich habe mit Mühe Ordnung in diese Dokumente gebracht  ... Setz dich auf den Stuhl. Warte, ich nehme die Bücher herunter  ... Weiß Frau Yennefer, dass du hier bist?«
    »Nein.«
    »Hmm  ... Und Mutter Nenneke?«
    Ciri verzog das Gesicht. Sie wusste, worum es ging. Der sechzehnjährige Jarre war ein Zögling der Erzpriesterin, den sie zum Priester und Chronisten heranzog. Er wohnte in Ellander, wo er als Schreiber beim Stadtgericht arbeitete, doch im Tempel der Melitele verbrachte er mehr Zeit als im Städtchen, ganze Tage und manchmal auch Nächte, in denen er Werke aus der Tempelbibliothek studierte, abschrieb und illuminierte. Ciri hatte es nie aus dem Munde Nennekes gehört, doch es war bekannt, dass es der Erzpriesterin absolut nicht passte, wenn Jarre sich in der Nähe der jungen Adeptinnen herumtrieb. Und umgekehrt. Die Adeptinnen indes warfen des Öfteren ein Auge auf den Burschen und tuschelten ungeniert, erörterten die verschiedenen Möglichkeiten, die die häufige Anwesenheit von jemandem in Hosen auf dem Gebiet des Tempels eröffnete. Ciri wunderte sich über alle Maßen, denn Jarre widersprach allem, was ihrer Ansicht nach einen attraktiven Mann ausmachen sollte. In Cintra, erinnerte sie sich, reichte ein attraktiver Mann mit dem Kopf bis zur Decke und mit den Schultern von einem Türpfosten zum anderen, stahl wie ein Zwerg, brüllte wie ein Ochse und stank auf dreißig Schritt nach Pferd, Schweiß und Bier, und das zu jeder Tages- und Nachtzeit. Männer, auf die diese Beschreibung nicht passte, waren den Hofdamen von Königin Calanthe keinen Seufzer und kein Gerücht wert. Ciri hatte auch genug andere

Weitere Kostenlose Bücher