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Das Erbe der Elfen

Das Erbe der Elfen

Titel: Das Erbe der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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niemanden durchlassen. Auch die Nilfgaarder nicht  ...«
    »Hmm  ...« Ciri beugte sich über die Karte. »Hier ist Aedirn  ... und die Stadt Vengerberg  ... Jarre! Hör sofort auf!«
    Der Busche zog mit einem Ruck seinen Mund von ihren Haaren zurück, wurde rot wie eine Pfingstrose.
    »Ich möchte nicht, dass du das mit mir machst!«
    »Ciri, ich  ...«
    »Ich bin in einer wichtigen Angelegenheit zu dir gekommen, als Zauberin zum Gelehrten«, sagte sie kalt und würdevoll, wobei sie den Tonfall Yennefers exakt nachahmte. »Benimm dich also!«
    Der »Gelehrte« wurde noch verlegener und machte ein so dummes Gesicht, dass die »Zauberin« sich nur mit Mühe das Lachen verkneifen konnte, als sie sich wieder über die Karte beugte.
    »Aus deiner ganzen Geographie«, fuhr sie fort, »ergibt sich so weit überhaupt nichts. Du erzählst mir vom Fluss Jaruga, aber die Nilfgaarder sind ja schon einmal auf die andere Seite gekommen. Was sollte sie diesmal hindern?«
    »Damals« – Jarre räusperte sich, wischte den Schweiß ab, der ihm plötzlich auf die Stirn getreten war – »hatten sie nur Brugge, Sodden und Temerien gegen sich. Jetzt sind wir in einem Bündnis vereint. Wie in der Schlacht von Sodden. Die Vier Königreiche. Temerien, Redanien, Aedirn und Kaedwen  ...«
    »Kaedwen«, sagte Ciri gewichtig. »Ja, ich weiß, worauf dieses Bündnis beruht. König Henselt von Kaedwen schickt dem König Demawend von Aedirn eine geheime Sonderhilfe. Diese Hilfe wird in Fässern transportiert. Und wenn König Demawend den Verdacht hat, dass jemand ein Verräter ist, legt er Steine in die Fässer. Er stellt eine Falle ...«
    Sie verstummte, als ihr einfiel, dass Geralt ihr verboten hatte, über die Ereignisse in Kaedwen zu sprechen. Jarre betrachtete sie misstrauisch.
    »Wirklich? Und woher kannst du das alles wissen?«
    »Ich habe davon in einem Buch gelesen, das Marschall Pelikan geschrieben hat«, schnaubte sie. »Und in anderen Analogien. Erzähl, was in diesem Dol Angra passiert ist, oder wie das heißt. Aber zuerst zeig mir, wo das ist.«
    »Hier. Dol Angra ist ein breites Tal, der Weg, der von Süden her zu den Königreichen Lyrien und Rivien führt, nach Aedirn und weiter nach Dol Blathanna und Kaedwen  ... Und durchs Pontartal zu uns, nach Temerien.«
    »Und was ist da geschehen?«
    »Es ist zu Kämpfen gekommen. Anscheinend. Ich weiß darüber nicht viel. Aber so heißt es im Schloss.«
    »Wenn es zu Kämpfen gekommen ist« – Ciri runzelte die Stirn  –, »dann ist das schon der Krieg! Was also erzählst du mir hier?«
    »Es ist nicht zum ersten Mal zu Kämpfen gekommen«, erklärte Jarre, doch das Mädchen sah, dass er sich seiner Sache längst nicht mehr so sicher war. »An der Grenze kommt es sehr oft zu Zwischenfällen. Aber sie haben keine Bedeutung.«
    »Wieso denn nicht?«
    »Es gibt ein Gleichgewicht der Kräfte. Weder wir noch die Nilfgaarder können etwas unternehmen. Und keine Seite kann dem Gegner einen Casus belli geben  ...«
    »Was geben?«
    »Einen Grund zum Krieg. Verstehst du? Darum sind die Zwischenfälle in Dol Angra mit Sicherheit zufällige Vorgänge, am ehesten Überfälle von Räubern oder Geplänkel mit Schmugglern  ... Auf gar keinen Fall können das Aktionen regulärer Truppen sein, weder unserer noch der Nilfgaarder  ... Denn das wäre eben ein Casus belli  ...«
    »Aha. Hör zu, Jarre, und sage mir  ...«
    Sie unterbrach sich. Sie hob plötzlich den Kopf, legte rasch die Finger an die Schläfen, runzelte die Stirn.
    »Ich muss gehen«, sagte sie. »Frau Yennefer ruft mich.«
    »Du kannst sie hören?«, fragte der junge Mann neugierig. »Aus der Entfernung? Auf welche Weise  ...«
    »Ich muss gehen«, wiederholte sie, stand auf und klopfte sich den Staub von den Knien. »Hör zu, Jarre. Ich werde mit Frau Yennefer in sehr wichtigen Angelegenheiten abreisen. Ich weiß nicht, wann wir zurückkehren. Ich warne dich, dass es um geheime Sachen geht, die nur Zauberinnen etwas angehen, stell also keine Fragen.«
    Jarre stand ebenfalls auf. Er zupfte seine Kleidung zurecht, wusste aber immer noch nicht, wohin mit den Händen. Sein Blick wurde unangenehm schmalzig.
    »Ciri  ...«
    »Was ist?«
    »Ich  ... ich  ...«
    »Ich weiß nicht, was du meinst«, sagte sie ungeduldig und fixierte ihn aus ihren großen smaragdgrünen Augen. »Du weißt es ganz offensichtlich selber nicht. Ich gehe. Mach’s gut, Jarre.«
    »Auf Wiedersehen  ... Ciri. Glückliche Reise. Ich

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