Das Erbe der Elfen
Veränderungen und Funktionsstörungen der Hirnanhangsdrüse. Manche – und größtenteils Frauen – gelangen zur Magie und behalten dabei das Funktionsvermögen der Keimdrüsen. Sie können zeugen und gebären – und haben die Stirn, das für ein Glück und einen Segen zu halten. Doch ich wiederhole: Niemand wird als Zauberer geboren. Und niemand darf als Zauberer geboren werden! Im vollen Bewusstsein dessen, was ich schreibe, antworte ich auf die Frage, die auf der Zusammenkunft in Cidaris gestellt wurde: Jede von uns muss sich entscheiden, was sie sein will – Zauberin oder Mutter.
Ich fordere, dass alle Adeptinnen sterilisiert werden. Ohne jede Ausnahme.
Tissaia de Vries,
Die vergiftete Quelle
Das siebte Kapitel
Ich fordere, dass alle Adeptinnen sterilisiert werden. Ohne jede
Ausnahme.
Tissaia de Vries, Die vergiftete QuelleEins sage ich euch«, ließ sich Iola die Zweite plötzlich vernehmen und stemmte den Korb mit Getreide gegen die Hüfte. »Es wird Krieg geben. Das hat der Verwalter des Fürsten gesagt, der den Käse holen gekommen ist.«
»Krieg?« Ciri strich sich die Haare aus der Stirn. »Mit wem? Mit Nilfgaard?«
»Das habe ich nicht mehr gehört«, gab die Adeptin zu. »Aber der Verwalter hat gesagt, dass unser Fürst einen Befehl von König Foltest selbst erhalten hat. Der schickt Aufgebote herum, und die Straßen sind schon schwarz vor Soldaten. Oje! Was soll das werden?«
»Wenn Krieg«, sagte Eurneid, »dann gewiss mit Nilfgaard. Mit wem sonst? Wieder! Götter, ist das schrecklich!«
»Übertreibst du nicht mit diesem Krieg, Iola?« Ciri streute den Hühnern und Perlhühnern, die sich rings um sie in einem unruhigen, lauten Schwarm drängten, Korn hin. »Vielleicht ist es wieder nur eine Treibjagd auf die Scioa’tael?«
»Dasselbe hat Mutter Nenneke den Verwalter gefragt«, teilte Iola die Zweite mit. »Aber der Verwalter hat gesagt, nein, diesmal geht es nicht um die Eichhörnchen. Die Schlösser und Kastelle sollen Befehl haben, Vorräte für den Fall einer Belagerung anzulegen. Und die Elfen machen ja Überfälle in den Wäldern, sie belagern keine Schlösser! Der Verwalter hat gefragt, ob der Tempel mehr Käse und andere Dinge abgeben kann. Für die Vorräte in den Schlössern. Und er hat Gänsefedern verlangt. Es werden viele Gänsefedern gebraucht, hat er gesagt. Für die Pfeile. Zum Bogenschießen, versteht ihr? O Götter! Wir werden viel zu tun bekommen! Arbeit bis über die Ohren!«
»Nicht alle«, sagte Eurneid anzüglich. »Manche von uns werden sich nicht die Händchen schmutzig machen. Manche arbeiten nur zweimal in der Woche. Sie haben keine Zeit zur Arbeit, weil sie angeblich Zauberkunststückchen lernen. Aber in Wahrheit halten sie wahrscheinlich Maulaffen feil oder laufen durch den Park und köpfen mit einem Stock Blumen. Du weißt, von wem ich rede, Ciri, nicht wahr?«
»Ciri wird sicherlich in diesen Krieg ziehen.« Iola die Zweite kicherte. »Sie soll ja die Tochter eines Ritters sein! Eine große Kriegerin mit einem schrecklichen Schwert! Endlich wird sie Köpfe abhauen können anstatt Brennnesseln!«
»Nein, sie ist doch eine mächtige Zauberin!« Eurneid zog das Näschen kraus. »Sie wird alle Feinde in Feldmäuse verwandeln. Ciri! Zeig uns irgendeinen schrecklichen Zauber. Mach dich unsichtbar oder lass die Mohrrüben früher wachsen. Oder mach etwas, damit die Hühner sich selber füttern. Komm schon, lass dich nicht bitten! Sag irgendeinen Zauberspruch!«
»Magie ist nichts zum Vorführen«, sagte Ciri wütend. »Magie – das sind keine Jahrmarktskunststückchen.«
»Natürlich, natürlich.« Die Adeptin lächelte. »Nichts zum Vorführen. Was, Iola? Es ist ganz so, als ob ich diese Hexe Yennefer reden höre!«
»Ciri wird ihr immer ähnlicher«, befand Iola und schniefte demonstrativ. »Sie riecht sogar ähnlich. Ha, das ist bestimmt ein magischer Riechstoff, aus Mannwurz oder aus Ambra gemacht. Benutzt du magische Riechstoffe, Ciri?«
»Nein! Ich benutze Seife! Etwas, was du zu selten benutzt!«
»Oho!« Eurneid verzog das Gesicht. »Wie kratzbürstig sie ist, wie böse! Wie sie sich aufplustert!«
»Früher war sie nicht so«, sagte Iola die Zweite herablassend. »Sie ist so geworden, seit sie ständig mit dieser Hexe zusammen ist. Sie schläft bei ihr, weicht dieser Yennefer nicht von der Seite. Zum Unterricht im Tempel kommt sie kaum noch, und für uns hat sie überhaupt keinen Augenblick Zeit mehr!«
»Und wir müssen die ganze Arbeit
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