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Das Erbe der Elfen

Das Erbe der Elfen

Titel: Das Erbe der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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atmen und roch den Gestank alten Schweißes. Es war dieser Zweite, Stinkende, der an der Leine zog, die an den Handgelenken des Dichters befestigt war und über einen Balken lief.
    Rittersporns Füße lösten sich vom Boden. Der Dichter wimmerte laut durch die Nase, zu etwas anderem war er nicht imstande.
    »Genug«, sagte Rience endlich, fast sofort, doch Rittersporn kam es wie eine Ewigkeit vor. Er berührte den Boden, doch niederknien konnte er beim besten Willen nicht – die straffe Leine hielt ihn weiter gespannt wie eine Saite.
    Rience trat näher. Sein Gesicht zeigte keinerlei Regung, die tränenden Augen hatten nicht im Mindesten ihren Ausdruck verändert. Auch die Stimme, mit der er sprach, war ruhig, leise, geradezu ein wenig gelangweilt.
    »Du lausiger Versschmied. Du Abschaum. Du Stück Dreck. Du eingebildete Null. Mir wolltest du entkommen? Mir ist noch niemand entkommen. Wir sind mit unserem Gespräch noch nicht am Ende, du Witzfigur, du Hornochse. Ich habe dich etwas gefragt, unter weitaus angenehmeren Bedingungen. Jetzt wirst du meine Fragen beantworten, aber unter weitaus weniger angenehmen Umständen. Du wirst doch antworten?«
    Rittersporn nickte heftig. Erst jetzt lächelte Rience. Und gab ein Zeichen. Der Barde wimmerte verzweifelt, als er spürte, wie sich die Leine spannte und die nach hinten verdrehten Arme in den Gelenken knirschten.
    »Du kannst nicht sprechen«, stellte Rience fest, noch immer mit seinem falschen Lächeln. »Das tut weh, was? Du musst wissen, dass ich dich vorerst zum eigenen Vernügen hochziehe, ich schaue schrecklich gern zu, wie es jemandem wehtut. Na, noch ein bisschen höher.«
    Fast wäre Rittersporn an seinem Wimmern erstickt.
    »Genug«, befahl Rience schließlich, worauf er an den Dichter herantrat und ihn beim Jabot packte. »Pass auf, Hähnchen. Ich werde jetzt den Bann lösen, damit du reden kannst. Aber wenn du versuchst, deine hübsche Stimme lauter als notwendig zu erheben, wird es dir leidtun.«
    Er machte ein Handbewegung, berührte mit seinem Ring die Wange des Dichters, und Rittersporn spürte, wie das Gefühl in Kinnlade, Zunge und Gaumen zurückkehrte.
    »Jetzt«, fuhr Rience leise fort, »werde ich dir ein paar Fragen stellen, und du wirst darauf antworten, fließend, rasch und erschöpfend. Wenn du aber auch nur einen Augenblick lang zögerst oder stockst, wenn du mir den geringsten Anlass gibst, an der Wahrheit deiner Worte zu zweifeln  ... Schau nach unten.«
    Rittersporn gehorchte. Entsetzt stellte er fest, dass von den Fesseln um seine Fußgelenke eine kurze Schnur zu einem Eimer führte, der mit Kalk gefüllt war.
    »Wenn ich Anweisung gebe, dich höher zu ziehen«, sagte Rience mit grausamem Lächeln, »und zusammen mit dir diesen Eimer, dann wirst du die Hände gewiss nicht mehr gebrauchen können. Ich bezweifle, dass du danach noch imstande sein wirst, die Laute zu spielen. Ich bezweifle es wirklich. Daher nehme ich an, dass du reden wirst. Habe ich recht?«
    Rittersporn bestätigte es nicht, weil er vor Angst weder den Kopf bewegen konnte noch ein Wort herausbrachte. Rience machte nicht den Eindruck, dass er auf eine Bestätigung Wert legte.
    »Ich, versteht sich«, teilte er mit, »werde sofort wissen, ob du die Wahrheit sagst, ich durchschaue auf der Stelle jede Ausflucht, lasse mich weder von poetischen Kunststückchen noch von verquaster Allgemeinbildung täuschen. Das ist eine Kleinigkeit für mich, wie es eine Kleinigkeit war, dich auf der Treppe zu lähmen. Ich rate dir also, Halunke, wäge jedes Wort. Aber schade um die Zeit, fangen wir an. Wie du weißt, interessiert mich die Heldin einer deiner schönen Balladen, die Enkelin der Königin Calanthe von Cintra. Die Fürstentochter Cirilla, mit Kosenamen Ciri genannt. Nach Augenzeugenberichten ist dieses Persönchen vor zwei Jahren bei der Eroberung der Stadt ums Leben gekommen. In der Ballade hingegen schilderst du anschaulich und rührend ihre Begegnung mit jenem sonderbaren, geradezu legendären Individuum, diesem  ... Hexer Geralt. Wenn man das poetische Gefasel von der Vorherbestimmung und den Wegen des Schicksals außer Acht lässt, folgt aus der Ballade, dass das Kind den Kampf um Cintra heil überstanden hat. Ist das wahr?«
    »Ich weiß nicht  ...«, ächzte Rittersporn. »Bei den Göttern, ich bin nur ein Dichter! Ich habe dies und jenes gehört, und den Rest  ...«
    »Ja?«
    »Den Rest habe ich mir ausgedacht. Ausgesponnen! Ich weiß nichts!«, heulte der Barde

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