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Das Erbe der Elfen

Das Erbe der Elfen

Titel: Das Erbe der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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dort warten zwei von meinen Inspirationen, im Ungewissen, für welche ich mich entscheiden werde.«
    Rience schwieg lange und schickte sich keineswegs zum Gehen an. Er betrachtete den Dichter mit seinem unsympathischen, feuchten Blick, und der Dichter spürte eine wachsende Unruhe. Von unten her, aus dem Gemeinschaftssaal des Bordells, drang ein fröhliches Stimmengewirr herauf, hin und wieder durchsetzt von hohem Damenkichern. Rittersporn wandte den Kopf, wie um hochmütigen Ekel zu demonstrieren, schätzte aber in Wahrheit die Entfernung ab, die ihn von der Zimmerecke und dem Gobelin trennte, der eine Nymphe zeigte, die sich aus einem Krug Wasser über die Brüste rinnen ließ.
    »Rittersporn«, ließ sich Rience schließlich vernehmen und steckte eine Hand in die Tasche der sepiabraunen Jacke. »Beantworte meine Fragen, ich bitte sehr. Ich muss die Antwort wissen. Das ist für mich unermesslich wichtig. Und glaube mir, für dich auch, denn wenn du im Guten antwortest  ...«
    »Was dann?«
    Auf den dünnen Lippen erschien ein widerwärtiges Grinsen. »Dann werde ich dich nicht zum Reden zwingen müssen.«
    »Pass auf, du Galgenstrick.« Rittersporn stand auf und tat so, als mache er eine drohende Miene. »Ich verabscheue Gewalt und Zwang. Aber gleich werde ich Madame Lantieri rufen, und sie wird einen gewissen Klumpner kommen lassen, der in diesem Etablissement die ehren- und verantwortungsvolle Funktion des Rausschmeißers innehat. Das ist ein wahrer Künstler auf seinem Gebiet. Er tritt dich in den Hintern, und schon fliegst du über die Dächer dieser Stadt, so schön, dass die wenigen Passanten um diese Zeit dich für den Pegasus halten.«
    Rience machte eine kurze Bewegung mit der Hand, und etwas blitzte darin auf. »Bist du sicher«, fragte er, »dass du noch rufen kannst?«
    Rittersporn gedachte nicht herauszufinden, ob er es noch konnte. Auch zu warten gedachte er nicht. Noch ehe das Stilett in Riences Hand wirbelte und klickte, setzte er mit einem langen Sprung in die Zimmerecke, tauchte unter den Wandteppich mit der Nymphe, öffnete mit einem Fußtritt die Geheimtür und stürzte Hals über Kopf die gewundene Treppe hinab, geschickt dem glattgescheuerten Geländer folgend. Rience setzte ihm nach, doch der Dichter war sich seiner Sache sicher – er kannte den Geheimgang wie seine Westentasche, er hatte ihn so manches Mal auf der Flucht vor Gläubigern benutzt, vor eifersüchtigen Ehemännern und vor gewaltbereiten Konkurrenten, denen er hin und wieder Reime und Noten stahl. Er wusste, dass sich in der dritten Biegung eine Drehtür befand, hinter der eine Leiter in den Keller führte. Er war sich sicher, dass der Verfolger wie viele vor ihm nicht würde bremsen können, sondern weiterlaufen und auf die Falltür treten, worauf er im Schweinestall landen würde. Er war sich sicher, dass der schmerzhaft gefallene, mit Mist beschmierte und von den Schweinen bedrängte Verfolger keine Lust mehr haben würde, die Jagd fortzusetzen.
    Rittersporn irrte sich, wie üblich, wenn er sich einer Sache sicher war. Hinter seinem Rücken blitzte plötzlich etwas bläulich auf, und der Dichter spürte, wie ihm ein Krampf durch Hände und Füße lief, dass sie taub und steif wurden. Er schaffte es nicht, vor der Drehtür zu bremsen, die Beine versagten ihm den Dienst. Er schrie auf und stürzte die Treppe hinab, prallte gegen die Wände. Mit trockenem Knacken öffnete sich unter ihm die Falltür, der Troubadour fiel hinab in Dunkelheit und Gestank. Noch ehe er auf dem Boden aufschlug und das Bewusstsein verlor, fiel ihm ein, dass Madame Lantieri etwas von einer Reparatur des Schweinestalls gesagt hatte.
     
    Zu sich kam er vom Schmerz in den gefesselten Händen und in den Armen, die man ihm grausam in den Schultergelenken verdreht hatte. Er wollte schreien, konnte es aber nicht; ihm war, als habe man ihm die Mundhöhle mit Lehm zugeschmiert. Er kniete auf einem Lehmboden, und eine knirschende Leine zog ihn an den Armen in die Höhe. Um den Schmerz in den Armen zu mildern, versuchte er aufzustehen, doch seine Beine waren ebenfalls gefesselt. Atemlos gelang es ihm trotzdem, auf die Füße zu kommen, wobei ihm die Schnur, die ihn gnadenlos nach oben zog, eine große Hilfe war.
    Vor ihm stand Rience, und seine bösen, feuchten Augen glänzten im Licht der Laterne, die ein daneben stehender, fast zwei Meter großer, unrasierter Kerl hielt. Ein zweiter Kerl, sicherlich nicht kleiner, stand hinter ihm. Rittersporn hörte ihn

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