Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erbe der Elfen

Das Erbe der Elfen

Titel: Das Erbe der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
Vom Netzwerk:
mit einer runden, eng anliegenden Mütze. Das Mädchen zögerte einen Augenblick, trat dann über die Schwelle. Der Stinkende fiel sie an, stieß schwungvoll mit dem Messer zu. Und stürzte auf die Knie, denn er traf auf keinen Widerstand, fuhr der Gestalt durch die Gurgel wie durch Rauch. Denn die Gestalt war tatsächlich eine Rauchschwade, die schon zu zerfließen begann. Doch ehe sie ganz zerstoben war, stürmte eine andere Gestalt in den Stall, undeutlich, dunkel und flink wie ein Wiesel. Rittersporn sah, wie sie den Mantel dem mit der Laterne entgegenwarf und über den Stinkenden sprang, sah, wie etwas in ihrer Hand aufblitzte, hörte, wie der Stinkende zu keuchen begann und wild aufheulte. Der andere Kerl befreite sich von dem Mantel, sprang, holte mit einem Messer aus. Aus der Handfläche der dunklen Gestalt schoss zischend ein feuriger Blitz hervor, ergoss sich mit gespenstischem Knistern wie brennendes Öl über Gesicht und Brust des Mannes. Der Kerl brüllte durchdringend auf, im Stall breitete sich der widerwärtige Gestank verbrannten Fleisches aus.
    Da griff Rience an. Der Zauber, den er wirkte, zerriss die Dunkelheit mit einem grellen blauen Licht, in dem Rittersporn eine schlanke Frau in Männerkleidung erblickte, die mit beiden Händen sonderbar gestikulierte. Er sah sie kaum eine Sekunde lang, denn der blaue Lichtschein verschwand abrupt inmitten von Getöse und blendenden Blitzen, und Rience fiel mit einem Wutschrei rückwärts, stürzte auf eine hölzerne Trennwand und durchbrach sie krachend. Die Frau in der Männerkleidung setzte ihm nach, in ihrer Hand blitzte ein Stilett auf. Abermals erfüllte Licht den Stall, diesmal gelbes, das aus einem leuchtenden Oval hervorströmte, welches plötzlich in der Luft erschienen war. Rittersporn sah, wie Rience vom Lehmboden auf- und in das Oval sprang, wo er augenblicklich verschwand. Das Oval verlor an Helligkeit, doch ehe es vollends erlosch, war die Frau bei ihm und schrie mit ausgestreckten Händen etwas Unverständliches. Etwas begann zu knistern und zu rauschen, und das verlöschende Oval flammte für einen Moment in lodernden Flammen auf. Von weitem, aus sehr weiter Ferne drang ein undeutliches Geräusch an Rittersporns Ohr, etwas, das sehr nach einem Schmerzensschrei klang. Das Oval erlosch vollends, im Stall herrschte wieder Dunkelheit. Der Dichter fühlte, wie die Kraft schwand, die ihm den Mund knebelte.
    »Zu Hilfe!«, schrie er auf. »Hilfe!«
    »Nimm dich zusammen, Rittersporn«, sagte die Frau, während sie sich neben ihn kniete und ihm mit Riences Stilett die Fesseln löste.
    »Yennefer? Du bist es?«
    »Du wirst doch wohl nicht behaupten, du wüßtest nicht mehr, wie ich aussehe. Und meine Stimme dürfte deinem musikalischen Ohr nicht fremd sein. Kannst du aufstehen? Haben sie dir keine Knochen gebrochen?«
    Rittersporn erhob sich mit Mühe, stöhnte, rieb sich die eingeschlafenen Arme. »Was ist mit denen?« Er zeigte auf die am Boden liegenden Körper.
    »Das stellen wir fest.« Die Zauberin ließ das zusammengeklappte Stilett aufschnappen. »Einer muss leben. Ich hätte ein paar Fragen an ihn.«
    »Der da« – der Troubadour blieb vor dem Stinkenden stehen – »scheint zu leben.«
    »Das glaube ich nicht«, konstatierte Yennefer gleichmütig. »Dem habe ich den Kehlkopf und die Halsschlagader durchgetrennt. Vielleicht ist noch etwas Leben in ihm, aber nicht mehr lange.«
    Rittersporn erschauderte. »Du hast ihm den Hals durchgeschnitten?«
    »Wenn ich nicht aus angeborener Vorsicht eine Illusion vorausgeschickt hätte, würde ich jetzt dort liegen. Sehen wir uns den anderen an  ... Verdammt. Schau, so ein Trumm von einem Kerl, und hat es nicht ausgehalten. Schade, schade  ...«
    »Er lebt auch nicht mehr?«
    »Hat den Schock nicht überstanden. Hmm  ... Ich habe ihn etwas zu heftig geröstet  ... Schau, sogar die Zähne sind verkohlt  ... Was hast du, Rittersporn? Musst du dich übergeben?«
    »Muss ich«, antwortete der Dichter undeutlich, krümmte sich und lehnte den Kopf an die Wand des Stalles.
     
    »Ist das alles?« Die Zauberin stellte den Becher hin, langte nach dem Bratenspieß mit den Hühnchen. »Hast du nirgends geschwindelt? Nichts ausgelassen?«
    »Nichts. Außer dem Dank. Ich danke dir, Yennefer.«
    Sie schaute ihm in die Augen, deutete ein Nicken an, ihre schwarz glänzenden Locken wogten, fielen auf die Schultern herab. Sie legte ein gebratenes Hühnchen auf den Holzteller und begann es geschickt zu

Weitere Kostenlose Bücher