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Das Erbe der Elfen

Das Erbe der Elfen

Titel: Das Erbe der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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bis  ...«
    »...  bis dieses Weib hier auftauchte, das den Anblick von geschmackloser und schlecht sitzender Kleidung nicht erträgt? Du hast recht, Lambert. Aber das Weib ist aufgetaucht und die Ordnung zusammengebrochen, es ist eine Zeit großer Veränderungen. Komm, Ciri.«
    Das Mädchen zögerte, schaute zu Geralt. Geralt nickte zustimmend, lächelte. Hübsch. So, wie er einst zu lächeln verstanden hatte, damals, als  ...
    Triss wandte den Blick ab. Dieses Lächeln galt nicht ihr.
     
    Ciris Zimmerchen war eine getreue Kopie der Quartiere der Hexer. Wie in jenen fehlten Gerätschaften und Möbel. Es gab praktisch nichts außer dem aus Brettern zusammengezimmerten Bett, einem Schemel und einer kleinen Truhe. Wände und Türen ihrer Quartiere dekorierten die Hexer mit den Fellen der von ihnen bei der Jagd erlegten Tiere – von Hirschen, Luchsen, Wölfen, sogar Vielfraßen. An der Tür von Ciris Zimmerchen hing stattdessen das Fell einer riesigen Ratte mit widerwärtig geschupptem Schwanz. Triss musste sich beherrschen, um nicht das stinkende Stück Unrat abzureißen und aus dem Fenster zu werfen.
    Das Mädchen, das beim Bett stand, schaute sie erwartungsvoll an.
    »Wir wollen versuchen«, sagte die Zauberin, »dieses dein  ... Futteral ein bisschen passender zu machen. Ich hatte immer eine glückliche Hand beim Schneidern, also müsste ich auch mit diesem Ziegenfell zurechtkommen. Und du, Hexerin, hast du jemals eine Nadel in der Hand gehabt? Hat man dir irgendetwas anderes beigebracht, als mit dem Schwert Strohpuppen zu durchlöchern?«
    »Als ich im Flussland war, in Kagen, musste ich spinnen«, murmelte Ciri widerwillig. »Näharbeiten haben sie mir nicht gegeben, weil ich nur die Leinwand verdarb, sie mussten alles auftrennen. Dieses Spinnen war schrecklich langweilig, och!«
    »Stimmt.« Triss kicherte. »Etwas Langweiligeres findet man kaum. Ich hab’s auch nicht ausstehen können.«
    »Du musstest spinnen? Ich schon, weil  ... Aber du bist doch eine Zaube  ... eine Magierin. Du kannst doch alles herbeizaubern! Dieses schöne Kleid – hast du dir das gezaubert?«
    »Nein.« Triss lächelte. »Aber ich habe es auch nicht eigenhändig geschneidert. So geschickt bin ich nun wieder nicht.«
    »Und wie machst du meine Kleidung? Zauberst du sie?«
    »Das wird nicht notwendig sein. Es genügt eine magische Nadel, der wir mit einem Spruch etwas auf die Sprünge helfen. Und wenn es sein muss  ...«
    Triss fuhr mit der Hand langsam über ein ausgefranstes Loch im Ärmel des Wamses, murmelte einen Spruch und aktivierte gleichzeitig das Amulett. Das Loch verschwand spurlos. Ciri quietschte vor Freude.
    »Das ist Zauberei! Ich kriege ein verzaubertes Wams! Ha!«
    »So lange, bis ich dir ein gewöhnliches, aber ordentliches nähe. Aber jetzt zieh das alles aus, Fräulein, und was anderes an. Das wird doch nicht deine einzige Kleidung sein?«
    Ciri schüttelte den Kopf, hob den Deckel der Truhe, zeigte einen verschlissenen weiten Rock, ein dunkelgraues Leibchen, ein linnenes Unterhemd und eine Wolljacke, die an ein Büßerhemd erinnerte.
    »Das ist meins«, sagte sie. »Darin bin ich hier angekommen. Aber jetzt trage ich es nicht. Das sind Weibersachen.«
    »Verstehe.« Triss verzog spöttisch das Gesicht. »Weibersachen oder nicht, vorerst musst du sie anziehen. Na, mach schon, zieh dich aus. Warte, ich helfe dir  ... Verdammt? Was ist das? Ciri?«
    Die Arme des Mädchens waren von großen, blutunterlaufenen blauen Flecken bedeckt. Die meisten waren schon gelb geworden, ein paar waren frisch.
    »Was ist das, zum Teufel?«, wiederholte die Zauberin zornig. »Wer hat dich so geschlagen?«
    »Da?« Ciri schaute auf ihre Arme, als sei sie von der Anzahl der blauen Flecke überrascht. »Ach, das  ... Das war die Windmühle. Ich war zu langsam.«
    »Was für eine Windmühle, zum Kuckuck?«
    »Die Windmühle«, wiederholte Ciri. »Das ist so ein  ... na  ... Ich lerne damit, Angriffen auszuweichen. Sie hat solche Arme aus Knüppeln, dreht sich und fuchtelt mit diesen Armen. Man muss sehr schnell springen und ausweichen. Gute Lefrexe haben. Wenn man keine Lefrexe hat, haut einen die Windmühle mit einem Knüppel um. Am Anfang hat mich diese Windmühle ganz schlimm verprügelt. Aber jetzt  ...«
    »Zieh die Hose und das Hemd aus. Oh, ihr guten Götter! Mädchen! Wie kannst du überhaupt gehen? Laufen?«
    Beide Hüften und der linke Oberschenkel waren blauschwarz von Blutergüssen und Schwellungen. Ciri

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