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Das Erbe der Elfen

Das Erbe der Elfen

Titel: Das Erbe der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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helfen, Eskel?«
    Eskel rieb sich abermals die Narbe, schaute zu Geralt hin. Der weißhaarige Hexer senkte den Kopf, bedeckte die Augen mit der Hand. Vesemir räusperte sich geräuschvoll.
    In diesem Augenblick knarrte die Tür, und Ciri trat in den Saal. Vesemirs Räuspern wurde zu einer Art röchelndem, lautem Seufzer. Lambert sperrte den Mund auf. Triss unterdrückte ein Kichern.
    Ciri, mit geschnittenem und frisiertem Haar, kam mit kleinen Schrittchen auf sie zu, wobei sie vorsichtig das dunkelblaue Kleid anhob, das gekürzt und enger gemacht worden war, aber noch Spuren des Transports in einer Satteltasche zeigte. Am Hals des Mädchens funkelte das andere Geschenk der Zauberin – eine kleine schwarze Schlange aus lackiertem Leder mit einem Rubinauge und einer goldenen Spange.
    Ciri blieb vor Vesemir stehen. Sie wusste nicht recht, wohin mit den Händen, und steckte die Daumen hinter den Gürtel.
    »Ich kann heute nicht trainieren«, sagte sie langsam und exakt in der vollkommenen Stille auf, »denn ich bin  ... ich bin  ...« Sie schaute zur Zauberin. Triss zwinkerte ihr zu, zog eine Grimasse wie ein mit seinem Streich zufriedener Lausejunge und bewegte die Lippen, um ihr das auswendig gelernte Wort vorzusagen.
    »Indisponiert!«, vollendete Ciri laut und stolz den Satz und reckte die Nase fast bis zur Decke.
    Vesemir begann wieder zu krächzen. Aber Eskel, der liebe Eskel, verlor nicht den Kopf, sondern verhielt sich abermals so, wie es sich gehörte.
    »Natürlich«, sagte er ungezwungen und lächelte. »Das ist verständlich und gar keine Frage, dass wir die Übungen aussetzen, bis die Indisposition vorüber ist. Die theoretischen Lektionen werden wir auch kürzen und, falls du dich schlecht fühlen solltest, ganz verschieben. Falls du Medikamente brauchst oder  ...«
    »Darum kümmere ich mich«, warf Triss ebenso ungezwungen ein.
    »Aha  ...« Erst jetzt errötete Ciri ein wenig und blickte den alten Hexer an. »Onkel Vesemir, ich habe Triss  ... dass heißt Frau Merigold gebeten, dass sie  ... weil  ... na, dass sie bei uns bleibt. Länger. Lange. Aber Triss hat gesagt, dass du auch dein Einverständnis geben musst. Onkel Vesemir! Sei bitte einverstanden!«
    »Ich bin einverstanden«, krächzte Vesemir. »Natürlich bin ich einverstanden  ...«
    »Wir freuen uns sehr.« Erst jetzt nahm Geralt die Hand von seiner Stirn. »Es ist uns ungeheuer lieb, Triss.«
    Die Zauberin nickte leicht in seine Richtung und klapperte unschuldig mit den Wimpern, wobei sie eine kastanienbraune Locke um den Finger wickelte.
    Geralts Gesicht wirkte wie aus Stein. »Das war sehr schön und höflich von dir, Ciri«, sagte er, »dass du Frau Merigold einen längeren Aufenthalt in Kaer Morhen angeboten hast. Ich bin stolz auf dich.«
    Ciri wurde rot, lächelte breit. Die Zauberin gab ihr das nächste vereinbarte Zeichen.
    »Und jetzt«, sagte das Mädchen und reckte die Nase noch höher, »lasse ich euch allein, damit ihr mit Triss verschiedene wichtige Angelegenheiten erörtern könnt. Frau Merigold, Onkel Vesemir, meine Herren  ... Ich verabschiede mich. Vorerst.«
    Sie machte einen anmutigen Knicks, worauf sie den Saal verließ, langsam und würdevoll über die Treppe schritt.
    »Verdammt«, brach Lambert das Schweigen. »Wenn ich daran denke, wie ich nicht geglaubt habe, dass sie wirklich eine Prinzessin ist.«
    »Habt ihr verstanden, ihr Tölpel?« Vesemir blickte in die Runde. »Wenn sie am Morgen das Kleid anzieht  ... Dass es mir dann keinerlei Übungen gibt  ... Ihr versteht?«
    Eskel und Coën bedachten den Alten mit Blicken, denen es gänzlich an Ehrerbietung fehlte. Lambert prustete unverhohlen los. Geralt schaute die Zauberin an, und die Zauberin lächelte.
    »Ich danke dir«, sagte er. »Danke, Triss.«
    »Bedingungen?«, sagte Eskel sichtlich berunruhigt. »Triss, wir haben doch schon gelobt, dass wir Ciris Training erleichtern. Was willst du uns noch für Bedingungen stellen?«
    »Na, ›Bedingungen‹ ist vielleicht keine besonders schöne Bezeichnung. Ich werde euch drei Ratschläge erteilen, und ihr werdet euch an diese Ratschläge halten. Vorausgesetzt natürlich, euch liegt daran, dass ich hierbleibe und euch bei der Erziehung der Kleinen helfe.«
    »Wir hören«, sagte Geralt. »Rede, Triss.«
    »Vor allem«, begann sie mit einem boshaften Lächeln, »muss Ciris Speiseplan vielfältiger werden. Will sagen, die geheimen Pilze und rätselhaften Gemüse müssen eingeschränkt

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