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Das Erbe der Elfen

Das Erbe der Elfen

Titel: Das Erbe der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Brust, schaute Lambert herausfordernd an. »Das Zeichen Aard«, stellte sie ruhig fest. »Wolltest du mir imponieren? Mit Hilfe derselben Geste, verstärkt durch Konzentration, Willensanspannung und einen Spruch, kann ich im Handumdrehen die Scheite zum Kamin hinauswerfen, so hoch, dass du sie für Sterne hältst.«
    »Du kannst das«, gab er zu. »Aber Ciri nicht. Sie ist nicht imstande, das Zeichen Aard zu bilden. Noch irgendein anderes. Sie hat es Hunderte von Malen versucht – vergebens. Und du weißt selber, dass man für unsere Zeichen nur minimale Fähigkeiten braucht. Also hat Ciri nicht einmal das Minimum. Sie ist ein absolut normales Kind. Sie hat nicht die geringsten magischen Fähigkeiten, sie ist geradezu ein Antitalent. Du aber erzählst uns hier von einer 
Quelle
, versuchst uns Angst zu machen  ...«
    »Eine 
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«, erläuterte sie kalt, »hat keine Kontrolle über ihre Fähigkeiten, beherrscht sie nicht. Sie ist ein Medium, eine Art Übermittler. Sie tritt unwissentlich in Kontakt mit der Energie, formt sie unwissentlich um. Wenn sie aber versucht, sie zu kontrollieren, wenn sie sich anstrengt wie etwa beim Versuch, Zeichen zu formen, wird nichts daraus. Selbst wenn sie es nicht nur Hunderte, sondern Tausende von Malen versucht. Das ist typisch für eine 
Quelle
. Doch eines Tages kommt der Moment, da die
Quelle
 sich nicht anstrengt, sich keine Mühe gibt, ins Blaue hinein träumt oder an Wurst mit Sauerkraut denkt, Würfel spielt, sich mit jemandem im Bett vergnügt, sich in der Nase bohrt  ... und plötzlich geschieht etwas. Zum Beispiel geht ein Haus in Flammen auf. Manchmal auch die halbe Stadt.«
    »Du übertreibst, Merigold.«
    »Lambert.« Geralt ließ das Medaillon los, legte die Hände auf den Tisch. »Erstens, nenn Triss nicht ›Merigold‹, sie hat dich des Öfteren gebeten, es nicht zu tun. Zweitens übertreibt Triss nicht. Ich habe mit eigenen Augen Ciris Mama in Aktion gesehen, die Prinzessin Pavetta. Ich sage euch, da war was zu sehen. Ich weiß nicht, ob sie eine 
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war, aber niemand hat bei ihr Fähigkeiten vermutet, bis sie um ein Haar die königliche Burg von Cintra in Schutt und Asche gelegt hätte.«
    »Man muss also annehmen«, erklärte Eskel, während er die Kerze im nächsten Leuchter anzündete, »dass Ciri immerhin genetisch veranlagt sein kann.«
    »Sie kann es nicht nur«, sagte Vesemir. »Sie hat die Gabe. Einerseits hat Lambert recht. Ciri vermag keine Zeichen zu formen. Andererseits  ... wir alle haben gesehen  ...«
    Er verstummte und blickte zu Ciri hin, die gerade mit einem freudigen Quietschen ihren Sieg beim Spiel quittierte. Triss sah das Lächeln auf dem Gesicht Coëns und zweifelte nicht daran, dass er sie hatte gewinnen lassen.
    »Ach so«, sagte Triss spöttisch. »Ihr alle habt es gesehen. Was habt ihr gesehen? Unter welchen Umständen habt ihr es bemerkt? Findet ihr nicht, Jungs, dass es an der Zeit ist, sich deutlicher zu offenbaren? Zum Teufel, ich wiederhole, ich werde das Geheimnis bewahren. Mein Wort darauf.«
    Lambert schaute Geralt an, der nickte zustimmend. Der jüngere Hexer stand auf, nahm von einem hohen Bord eine große, vierkantige Kristallkaraffe und ein kleineres Flakon. Er gab den Inhalt des Flakons in die Karaffe, schüttelte sie ein paarmal, schenkte die durchsichtige Flüssigkeit in die auf dem Tisch stehenden Pokale ein.
    »Betrink dich mit uns, Triss.«
    »War die Wahrheit etwa so schrecklich«, spottete sie, »dass man nüchtern nicht davon reden kann? Dass man sich erst volllaufen lassen muss?«
    »Lass die klugen Sprüche. Trink. Du wirst es besser verstehen.«
    »Was ist das?«
    »Weiße Möwe.«
    »Was?«
    »Ein leichtes Mittel« – Eskel lächelte – »für angenehme Träume.«
    »Verdammt! Ein Hexer-Halluzinogen? Davon also leuchten euch abends die Augen so!«
    »Die weiße Möwe ist sehr sanft. Die schwarze ist das Halluzinogen.«
    »Wenn in dieser Flüssigkeit Magie steckt, darf sie mir nicht über die Lippen kommen!«
    »Ausschließlich natürliche Bestandteile«, beruhigte Geralt sie, doch sein Gesichtsausdruck, bemerkte sie, war angespannt. Er hatte sichtlich Angst, sie könnte nach der Zusammensetzung des Elixiers fragen. »Und mit einer großen Menge Wasser verdünnt. Wir würden dir nichts anbieten, was schädlich sein könnte.«
    Die moussierende Flüssigkeit mit dem sonderbaren Geschmack traf kalt auf ihre Kehle, dann verströmte sie im Körper Wärme. Die Zauberin fuhr sich mit der Zunge

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