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Das Erbe der Elfen

Das Erbe der Elfen

Titel: Das Erbe der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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werden.«
    Geralt und Coën hatten ihre Gesichter hervorragend unter Kontrolle. Lambert und Eskel etwas schlechter. Vesemir überhaupt nicht. Na ja, dachte sie, als sie seine komisch verlegene Miene betrachtete, zu seiner Zeit war die Welt besser. Damals war Heuchelei ein Makel, dessen man sich schämen musste. Offenheit brachte keine Schande.
    »Weniger Extrakte aus geheimnisumwobenen Kräutern«, fuhr sie fort, bemüht, nicht zu kichern, »und mehr Milch. Ihr habt hier Ziegen. Melken ist überhaupt keine Kunst, du wirst sehen, Lambert, das lernst du im Handumdrehen.«
    »Triss«, begann Geralt, »hör zu  ...«
    »Nein, du sollst zuhören. Ihr habt Ciri keiner gewaltsamen Mutation unterzogen, die Hormone nicht angegriffen, die Elixiere und Kräuter nicht ausprobiert. Und dafür verdient ihr Lob. Das war vernünftig, verantwortungsbewusst, menschlich. Ihr habt ihr nicht mit Giften Schaden zugefügt, umso weniger dürft ihr sie jetzt zum Krüppel machen.«
    »Wovon redest du?«
    »Die Pilze, deren Geheimnis ihr so hütet«, erklärte sie, »halten das Mädchen tatsächlich bei guter Kondition und stärken die Muskeln. Die Kräuter sichern einen idealen Stoffwechsel und beschleunigen die Entwicklung. Alle zusammen aber, verstärkt durch das mörderische Training, bewirken gewisse Veränderungen im Körperbau. Im Fettgewebe. Ciri ist eine Frau. Wenn ihr sie nicht in puncto Hormone zum Krüppel macht, dann tut es auch nicht physisch. Sie könnte euch eines Tages vorwerfen, dass ihr sie derart achtlos um ihre  ... weiblichen Attribute gebracht habt. Versteht ihr, wovon ich spreche?«
    »Ja doch«, murmelte Lambert und starrte unverhohlen ihren Busen an, um den sich der Stoff des Kleides spannte. Eskel räusperte sich und schoss Blicke wie Pfeile auf den jungen Hexer ab.
    »Gegenwärtig«, fragte Geralt langsam, während er ebenfalls den Blick über dieses und jenes gleiten ließ, »hast du nichts Unumkehrbares festgestellt, hoffe ich?«
    »Nein.« Sie lächelte. »Zum Glück nicht. Sie entwickelt sich gesund und normal, ist gebaut wie eine junge Dryade, ein erfreulicher Anblick. Aber haltet Maß bei der Anwendung von Beschleunigern, ich bitte euch.«
    »Werden wir«, versprach Vesemir. »Danke für die Warnung, Kindchen. Was noch? Du erwähntest drei  ... Ratschläge.«
    »Gewiss. Der zweite: Man darf nicht zulassen, dass Ciri hier verwildert. Sie muss Kontakt zur Welt haben. Zu Gleichaltrigen. Sie muss eine anständige Bildung erhalten und auf ein normales Leben vorbereitet werden. Soll sie vorerst mit dem Schwert fuchteln. Eine Hexerin macht ihr ohne Mutation sowieso nicht aus ihr, aber das Hexertraining wird ihr nicht schaden. Die Zeiten sind schwer und unsicher, sie wird sich verteidigen können, wenn es sein muss. Wie eine Elfe. Aber ihr könnt sie hier nicht lebendig begraben, in dieser Einöde. Sie muss in ein normales Leben eintreten.«
    »Ihr normales Leben ist zusammen mit Cintra verbrannt«, murmelte Geralt. »Aber was soll’s, Triss, du hast wie üblich recht. Wir haben schon daran gedacht. Wenn es Frühling wird, bringe ich sie in die Tempelschule. Zu Nenneke, nach Ellander.«
    »Das ist ein sehr guter Gedanke und eine kluge Entscheidung. Nenneke ist eine außergewöhnliche Frau und der Tempel der Göttin Melitele ein außergewöhnlicher Ort. Sicher, verlässlich, und er garantiert die passende Erziehung für das Mädchen. Weiß Ciri es schon?«
    »Ja. Sie hat ein paar Tage lang gebockt, es aber schließlich zur Kenntnis genommen. Gegenwärtig wartet sie sogar ungeduldig auf den Frühling, sie reizt die Aussicht auf einen Ausflug nach Temerien. Sie ist neugierig auf die Welt.«
    »Wie ich in ihrem Alter.« Triss lächelte. »Und dieser Vergleich bringt uns in gefährliche Nähe zu meinem dritten Ratschlag. Dem wichtigsten. Und ihr wisst, welcher das ist. Macht keine dummen Gesichter. Ich bin Magierin, habt ihr das vergessen? Ich weiß nicht, wie lange es gedauert hat, bis ihr Ciris magische Fähigkeiten erkannt habt. Ich habe dazu eine halbe Stunde gebraucht. Danach wusste ich schon, wer oder besser was dieses Kind ist.«
    »Und was ist sie?«
    »Eine 
Quelle
 .«
    »Unmöglich!«
    »Möglich. Sogar gewiss. Ciri ist eine 
Quelle
, sie hat mediale Fähigkeiten. Mehr noch, es sind sehr, sehr beunruhigende Fähigkeiten. Ihr habt diese Fähigkeiten bemerkt, euch haben sie auch beunruhigt. Einzig und allein deswegen habt ihr mich nach Kaer Morhen kommen lassen, nicht wahr? Habe ich recht? Einzig und

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