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Das Erbe der Elfen

Das Erbe der Elfen

Titel: Das Erbe der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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lange die Beritte nicht zurück sind, werdet ihr euch hier nicht wegrühren! Ihr werdet nicht auf den Landstraßen herumziehen!«
    »Ich muss in zwei Tagen in Daevon sein!«, ließ sich der Vogt vernehmen und hielt dem Ritter einen kurzen eingekerbten Stab mit einem eingebrannten Zeichen unter die Nase. »Ich führe einen Geleitzug! Wenn ich mich verspäte, reißt mir der Hofkämmerer den Kopf ab! Ich werde mich beim Kreishauptmann beschweren!«
    »Beschwer dich, beschwer dich«, spottete der Ritter. »Aber ich rate dir, stopf dir vorher die Hosen mit Stroh aus, denn der Kreishauptmann versteht kräftig zuzutreten. Doch vorerst befehle 
ich
 hier, denn der Kreishauptmann ist weit, und dein Hofkämmerer ist mir schnuppe. Schau an! Wen bringst du da, Wachtmeister? Noch einen Kaufmann?«
    »Nein«, antwortete der Angesprochene zögernd. »Das ist ein Hexer, Herr. Sein Name ist Geralt von Riva.«
    Zu Geralts Überraschung lächelte der Ritter breit, kam heran und streckte die Hand zur Begrüßung aus. »Geralt von Riva«, wiederholte er noch immer lächelnd. »Ich habe von Euch gehört, und das nicht aus dem erstbesten Munde. Was führt Euch hierher?«
    Geralt erklärte, was ihn herführte. Der Ritter hörte auf zu lächeln. »Ihr habt die Zeit ungünstig getroffen. Und die Umstände. Wir haben hier einen Krieg, Herr Hexer. Durch die Wälder streift eine Bande von Scioa’tael, erst gestern haben wir uns mit ihnen geschlagen. Ich warte hier auf Verstärkung, und wir beginnen eine Treibjagd.«
    »Ihr führt Krieg mit Elfen?«
    »Nicht nur mit Elfen. Was denn, Hexer, habt Ihr nicht von den Eichhörnchen gehört?«
    »Nein. Habe ich nicht.«
    »Wo wart Ihr dann die letzten zwei Jahre über? Jenseits des Meeres? Denn bei uns, in Kaedwen, haben die Scioa’tael von sich reden gemacht, und das gründlich. Die ersten Banden sind aufgetaucht, kaum dass der Krieg mit Nilfgaard ausbrach. Sie haben sich, die verdammten Nichtmenschen, unsere Schwierigkeiten zu Nutze gemacht. Wir haben im Süden gekämpft, und sie haben in unserem Rücken eine Guerilla angefangen. Sie haben damit gerechnet, dass Nilfgaard uns zerschlägt, haben angefangen, vom Ende der menschlichen Herrschaft zu schreien, von der Rückkehr der alten Zustände. Ins Meer mit den Menschen! Das ist ihre Losung, unter der sie morden, brennen und rauben!«
    »Das ist eure Schuld und jetzt euer Problem«, erwiderte missmutig der Vogt und schlug sich mit dem ausgekerbten Stab, dem Zeichen seines Amtes, auf den Schenkel. »Die Schuld von euch großen und edlen Herren. Alle habt ihr die Nichtmenschen bedrückt, sie nicht leben lassen, und nun habt ihr es. Wir aber haben hier immer Geleitzüge geführt, und niemand hat uns behelligt. Das Heer brauchten wir nicht.«
    »Was wahr ist, ist wahr«, sagte einer von den bisher schweigsamen auf der Bank sitzenden Kaufleuten. »Die Eichhörnchen sind nicht schlimmer als die Räuber, die hier die Straßen unsicher machten. Und wen haben sich die Elfen als Erstes vorgeknöpft? Ebendiese Räuber.«
    »Aber was kümmert es mich, wer mir einen Pfeil durch die Gurgel schießt, ein Räuber oder ein Elf?«, sprach plötzlich der Zöllner mit dem bandagierten Kopf. »Das Dach, das sie mir nachts über dem Kopf anzünden, brennt so und so, ihm ist es egal, wer den Zunder hält. Ihr sagt, Herr Kaufmann, dass die Scioa’tael nicht schlimmer als Räuber sind? Das ist eine Lüge. Den Räubern geht es um die Beute, den Elfen um Menschenblut. Dukaten hat nicht jeder, wohl aber Blut in den Adern. Ihr sagt, das sei ein Problem der großen Herren? Eine noch größere Lüge. Und die Holzfäller, die sie bei der Arbeit erschossen haben, die Köhler, die sie in Buchdorf abgeschlachtet haben, die Bauern in den niedergebrannten Dörfern – womit haben die sich gegen die Nichtmenschen versündigt? Sie haben zusammen gelebt, gearbeitet, wie Nachbarn, und auf einmal – einen Pfeil in den Rücken  ... Und ich? Ich habe mein Lebtag keinem Nichtmenschen etwas zuleide getan, und schaut, die Stirn haben sie mir mit einem Zwergensäbel aufgehauen. Und wenn nicht die Krieger gewesen wären, die Ihr schlechtmacht, läge ich schon unter einer Elle Rasen  ...«
    »Genau!« Der Ritter mit dem gelben Überwurf hieb abermals mit der Faust auf den Tisch. »Wir beschützen Eure lausige Haut, mein Herr Vogt, vor diesen, wie es Euch beliebt, unterdrückten Elfen, die wir, wie Ihr behauptet, nicht haben leben lassen. Aber ich sage Euch etwas anderes: Wir haben ihnen zu

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