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Das Erbe der Elfen

Das Erbe der Elfen

Titel: Das Erbe der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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sehr die Zügel schießen lassen. Haben sie toleriert, sie wie Menschen behandelt, wie Gleichrangige, und sie versetzen uns jetzt einen Stoß in den Rücken. Nilfgaard bezahlt sie dafür, da wette ich meinen Kopf, und die wilden Elfen aus den Bergen versorgen sie mit Waffen. Aber ihren wahren Rückhalt haben sie bei denen, die ständig unter uns leben – bei Elfen, Halbelfen, Zwergen, Gnomen und Halblingen. Die bieten ihnen Unterschlupf, ernähren sie, liefern Freiwillige  ...«
    »Nicht alle«, ließ sich der zweite Kaufmann vernehmen, ein hagerer Mann mit einem fein geschnittenen Gesicht und edlen Zügen, die gar nicht zu einem Händler passten. »Die Mehrheit der Nichtmenschen verurteilt die Eichhörnchen, Herr Ritter, und will mit ihnen nichts zu tun haben. Die Mehrheit ist loyal und bezahlt für diese Loyalität mitunter einen hohen Preis. Denkt an den Burggrafen von Ban Ard. Er war ein Halbelf und rief zu Frieden und Zusammenarbeit auf. Er starb durch den Pfeil eines Meuchelmörders.«
    »Den gewiss ein Nachbar abgeschossen hat, ein Halbling und Zwerg, der auch Loyalität mimte«, spottete der Ritter. »Ich halte keinen von denen für loyal! Jeder von ihnen ... He! Und wer bist du?«
    Geralt wandte sich um. Gleich hinter seinem Rücken stand Ciri, die allen smaragdgrüne Blicke aus ihren großen Augen schenkte. Was die Fähigkeit betraf, sich lautlos zu bewegen, machte sie wirklich große Fortschritte.
    »Sie gehört zu mir«, erklärte er.
    »Hmm  ...« Der Ritter musterte Ciri, worauf er sich wieder dem Kaufmann mit dem edlen Gesicht zuwandte, in dem er offensichtlich den ernstesten Diskussionspartner sah. »Redet mir also nicht von loyalen Nichtmenschen, mein Herr. Sie sind allesamt unsere Feinde, wobei die einen besser, die anderen schlechter den Anschein erwecken, es nicht zu sein. Halblinge, Zwerge und Gnomen leben seit Jahrhunderten unter uns, man sollte meinen, da sei es zu einer gewissen Übereinkunft gekommen. Aber es brauchten nur die Elfen das Haupt zu erheben, und jene anderen griffen zu den Waffen und gingen in die Wälder. Ich sage euch, es war ein Fehler, freie Elfen und Dryaden zu tolerieren, ihre Urwälder und Bergenklaven. Das hat ihnen nicht gereicht, und jetzt verkünden sie: ›Das ist unsere Welt, verschwindet, ihr Hergelaufenen.‹ Bei den Göttern, wir werden ihnen zeigen, wer verschwinden, von wem hier keine Spur bleiben wird. Wir haben den Nilfgaardern das Fell gegerbt, und jetzt nehmen wir uns die Banden vor.«
    »Ein Elf im Wald ist nicht leicht zu stellen«, warf der Hexer ein. »Ich würde auch keinen Gnom oder Zwerg in den Bergen verfolgen. Wie groß sind diese Abteilungen?«
    »Banden«, berichtigte der Ritter. »Banden, Herr Hexer. Sie zählen bis zu zwanzig Köpfe, manchmal mehr. Sie nennen so eine Zusammenrottung ›Kommando‹. Das ist ein Wort aus der Zwergensprache. Aber dass sie nicht leicht zu stellen sind, da habt Ihr recht, man sieht, dass Ihr Euch auskennt. Es hat keinen Sinn, ihnen in Wäldern und Röhrichten nachzujagen. Die einzige Möglichkeit ist, sie von ihrem Rückhalt zu trennen, sie zu isolieren, sie auszuhungern. Diejenigen Nichtmenschen hart an der Gurgel packen, die ihnen helfen. Die aus den Siedlungen, den Dörfern, von den Bauernhöfen  ...«
    »Das Problem dabei«, sagte der Kaufmann mit den edlen Gesichtszügen, »ist, dass man ja nicht weiß, wer von den Nichtmenschen ihnen hilft und wer nicht.«
    »Also muss man sie alle bei der Gurgel packen!«
    »Aha.« Der Kaufmann lächelte. »Ich verstehe. Das habe ich schon irgendwo gehört. Alle bei der Gurgel packen und ab in die Bergwerke, in eingezäunte Lager, in die Steinbrüche. Alle. Die Unschuldigen auch. Frauen, Kinder. Meint Ihr es so?«
    Der Ritter riss den Kopf hoch, hieb mit der Hand auf den Schwertgriff. »Genau so und nicht anders!«, sagte er scharf. »Um die Kinder tut es Euch leid, dabei seid Ihr selbst wie ein Kind auf dieser Welt, mein Herr. Die Waffenruhe mit Nilfgaard ist brüchig wie eine Eierschale, jederzeit kann der Krieg wieder beginnen, wenn nicht heute, dann morgen, und im Krieg kann alles passieren. Wenn wir geschlagen würden, was meint Ihr, was dann geschieht? Ich will es Euch sagen: Dann werden die Elfenkommandos aus den Wäldern kommen, zuhauf, und die Loyalen werden sich ihnen sofort anschließen. Glaubt Ihr, dass Eure loyalen Zwerge, Eure befreundeten Halblinge dann von Frieden und Eintracht reden werden? Nein, mein Herr. Sie werden uns die Bäuche aufschlitzen,

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