Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition)
die Düse hinten links aus. Vorne wäre schlimmer gewesen. Der Schweber setzte hart auf und kratzte noch ein Stück über das Geröll. „Sichtweite“ bedeutete unter den gegebenen Verhältnissen nur wenige Meter. Das war gut, denn Walter konnte nicht mehr ohne Hilfe stehen. Anne stützte ihn die paar Schritte zur Schleuse, seine Beine knickten immer wieder ein. Bei ihrer ersten Expedition war es ähnlich gewesen. Seltsam, wie sich manche Dinge wiederholten.
Auf der Steuerkonsole im Landemodul blinkte hektisch ein rotes Licht. Ein Funkspruch von der Erde. Höchste Priorität. Der musste warten.
Als Erstes öffnete sie Walters Helm. Er war schon zu ausgelaugt, um tief einzuatmen, aber er hatte eine gute Konstitution. Annes Luft war auch nur noch ein zäher Brei, der in ihre Lungen kroch. Sie hatte Mühe, ihren beschädigten Helm zu öffnen. Der Verschluss war verbogen und klemmte. Plötzlich, ein heftiger Ruck. Walter hatte sich aufgerichtet und nachgeholfen. Er sank sofort wieder zurück und atmete heftig wie nach einer Höchstleistung. Aber er atmete, und sein Gesicht gewann langsam wieder etwas Farbe. Anne sog die Luft gierig ein. Luft konnte so unglaublich gut riechen und schmecken.
„Noch nicht mal ausziehen kannst du dich alleine“, sagte Walter.
Anne wandte sich zu ihm um. „Ach, der Herr ist schon wieder zu Scherzen aufgelegt?“
„Ich dachte, Frauen wollten gerne unterhalten werden.“
„Ich habe mich nur unter den Felsen versteckt, damit du wieder als Held nach Hause kommen kannst.“
Anne lächelte. „Danke. Ohne dich würde ich irgendwo da draußen vertrocknen.“
Walter winkte ab. „Die Orden, die ich habe, reichen mir.“
Er legte seinen Kopf wieder auf den Boden, sah unter die Decke und atmete. „Wie bist du eigentlich auf die Idee mit dem Kristall gekommen?“
„Rufen ging ja schlecht. Ich habe das Streulicht deiner Helmscheinwerfer in dem aufgewirbelten Staub gesehen. Der Teleskopgreifer und der Kristall waren das Einzige, was ich hatte, um deine Aufmerksamkeit zu wecken. Da fiel die Auswahl nicht schwer.“
Anne kroch in den Pilotensitz und nahm den Funkspruch an.
„Anne Winkler. Was ist los?“
Sie hörte ein erleichtertes Aufatmen. Das war General Kowalev. „Wir haben uns Sorgen um Sie gemacht. Als die Störstrahlung weg war, dachten wir, alles ist gut. Dann das Mondbeben. Damit hatte keiner gerechnet. Und bei Ihnen ging niemand ran. Dr. Bardouin hatte schlimmste Befürchtungen.“
„Ach , das Mondbeben“, sagte Anne. „Ja, das hat ein bisschen Staub aufgewirbelt. Wir sind eben bei der Arbeit und haben keine Zeit, dauernd zu telefonieren. Morgen markieren wir die Container für die Bergungsmannschaften und erstellen die Lagekarte. Wir melden uns wieder.“
Anne unterbrach die Verbindung.
Walter hob den Daumen. Er grinste.
II Erde – Ein Jahr später
12.
Sand und ödes Land, so weit das Auge reichte. Benny hatte sich wie immer bei Flügen einen Fensterplatz erkämpft und sah unentwegt nach draußen.
„Mama, warum hat man Lantika mitten in die Wüste gebaut?“
„Aus Sicherheitsgründen“, sagte Anne, die neben ihm saß. „Niemand weiß, was in den Containern ist und was passiert, wenn man sie öffnet. Deshalb sollen die wissenschaftlichen Untersuchungen weitab von allen Städten stattfinden. Hundert Kilometer um Lantika herum gibt es keine Menschen mehr.“
„Dann hätte man doch eine Insel nehmen können, so wie in Jurassic Par k.“
Seit Benny wusste, dass die Lantis zur Zeit der Dinosaurier gelebt hatten, hatte er sich diesen alten Film über geklonte Saurier immer wieder angesehen.
„Kein schlechter Gedanke“, sagte Olaf, der zusammen mit Laura in der nächsten Reihe saß und ebenfalls aus dem Fenster sah. „Aber das Meer ist sehr lebendig, und wenn das Falsche hineingerät, kann es sich vielleicht vermehren und die Strömungen verteilen es dann um die ganze Welt.“
„Saurier?“, fragte Benny beeindruckt.
„Nein“, lachte Olaf. „In den Containern leben bestimmt keine Saurier, die uns gefährlich werden können, aber vielleicht Mikroben. Die könnten Krankheiten verursachen, gegen die niemand immun ist.“
„Ach so.“ Benny war sichtlich enttäuscht. Saurier waren spannend, aber Mikroben und Krankheiten?
„Du wirst genug Interessantes erleben. Die Wüste kann sehr beeindruckend sein.“
Benny sah wieder hinaus. Er wirkte nicht sonderlich beeindruckt von der Wüste. Plötzlich drückte er seine Nase am Fenster
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