Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition)
einen Rucksack mit Ausrüstung um, ähnlich wie Anne, dann stieg er aus dem Modul. Die Hydraulikstützen waren allesamt abgebrochen. In dem Wissen, dass sie in schwierigem Gelände landen mussten, hatten die Ingenieure einen doppelten Boden aus Metallschaum entwickelt. Der war leicht, aber ausgesprochen stabil und konnte durch seine besondere Struktur viel kinetische Energie aufnehmen. Ohne diesen Boden wäre das Modul aufgeplatzt wie eine geknackte Nuss.
Einen Vorteil hatte Walters Steigmanöver noch gehabt. Die letzten kleineren Felsen, die vorher gestört hatten, waren weg. Das Modul war zwar beschädigt, aber es lag auf dem Geröll. Das hieß, er konnte die Abdeckplatte lösen, hinter der ihre kleine Schwebeplattform befestigt war.
Dank hundertfacher Übung hatte Walter sie in einer Viertelstunde startbereit. Im Grunde musste er nur vier Ausleger in der Form eines großen X arretieren. An den Enden befanden sich frei bewegliche Düsen und in der Mitte, wo die Ausleger sich kreuzten, war en ein Tank und ein primitiver Sitz mit einer Joystick-Steuerung. Alles war so einfach wie möglich gehalten, um Gewicht zu sparen. Trotzdem war das Gerät so schwer, dass es auf der Erde niemals hätte starten können, aber glücklicherweise erledigten sich auf dem Mond manche Gewichtsprobleme von selbst.
Für Tests hatte Walter keine Zeit. Die Plattform musste einfach funktionieren.
Er schickte ein Stoßgebet zum Sternenhimmel hoch und drückte auf Start. Alle Düsen zündeten.
Ihm fiel ein Stein vom Herzen. Die erste Hürde war genommen, aber es kamen weitere. Das Ding war noch niemals geflogen, nur als Computermodell. Überhaupt war die Steuerung der Konstruktion nur mit ausgeklügelter elektronischer Unterstützung möglich. Alle Versuche, etwas Ähnliches zu bauen, das man per Handsteuerung fliegen konnte, waren als Crash gescheitert. Und an so etwas wie ein Mondmobil zu denken, das sich auf Rädern bewegte, war bei der Umgebung, in der sie agieren mussten, vollkommen unmöglich.
Walter schickte das nächste Stoßgebet los und erhöhte den Schub. Der Schweber hob sich um zehn Zentimeter. Dann um fünfzig. Er funktionierte! Walter war erleichtert, mit dem Ende der verdammten Störstrahlung wieder auf anspruchsvolleres, technisches Gerät zurückgreifen zu können. Er sah auf das Display, das fast die Hälfte seines linken Unterarms bedeckte und das eine Karte zeigte, die Anne aus den letzten Fotos der Umgebung generiert hatte. Aber eigentlich zeigte es mangels Qualität der Ursprungsaufnahmen fast nichts. Und selbst das stimmte wegen der Geröll-Lawine nicht mehr. Die ursprüngliche Umgebung war verschwunden. Abgerutscht. Die einzige Hilfe war, dass sein Display das Landemodul als kräftigen roten Punkt anzeigte und dass die Bewegungssensoren den Kurs aufzeichneten.
Das alles war mager, aber es musste genügen. Walter steuerte vorsichtig in die Richtung, in der er Anne vermutete.
Fast hätte es Walter aus dem Sitz gerissen. Obwohl er für sein Empfinden kroch wie eine Schnecke, hatte er den Lantis-Container erst gesehen, als es schon zu spät war. Wie sollte man auch auf Sicht fliegen, wenn man nicht weiter als bis zu den vorderen Düsen sehen konnte? Das geringe Tempo war sein Glück. Außer einem mächtigen Ruck war nichts passiert.
Walter stieg auf drei Meter, Treibstoffverbrauch hin oder her. Wenn er nicht vom Fleck kam, nützte ihm auch der eingesparte Treibstoff nichts. Unter ihm war es rabenschwarz, denn die Scheinwerfer leuchteten nur nach vorne. Er musste sich auf die Anzeige verlassen. Walter beschleunigte. In dieser Höhe sollte es nicht viele Hindernisse geben, und wenn doch, war es eben zu spät. Wenn er überhaupt etwas erreichen wollte, musste er das Risiko eingehen.
Wenig später näherte sich Walter der Stelle, an der laut Karte Container Fünf liegen sollte. Er flog in deutlichem Sicherheitsabstand einmal um den fraglichen Punkt herum - und wäre fast wieder gegen eine Wand geknallt. Dieses Mal hatte er aufgepasst, weil er wusste, dass der Container am Fuß einer kleinen Felswand lag. Trotzdem war er überrascht, wie schnell sie vor ihm auftauchte.
Von hier oben kam er nicht weiter, denn er konnte nicht bis auf den Grund sehen. Er flog etwas zur Seite und landete. Im Tiefflug in der Nähe des Containers zu fliegen, wagte er nicht. Wenn Anne hier irgendwo liegen sollte, sah er sie womöglich zu spät, flog d arüber hinweg und die Düsen gaben Anne den Rest. Unmöglich.
Er probierte ein
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