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Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition)

Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition)

Titel: Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
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ersetzt, den sie früher immer getragen hatte und der jetzt gut verstaut in einer Vitrine in ihrem Haus in Hofheim ruhte. Anne hatte keine Sehnsucht mehr nach dem Mond. Sie hatte Sehnsucht nach den Lantis. Dieser Kristallsplitter war ein Geschenk der Lantis an sie. Er hatte ihr das Leben gerettet.
    Auf der glatten Seite schimmerte der Kristall grünlich, mal wie ein Smaragd, mal heller. Er schien nicht immer gleich zu sein, und das war keine optische Täuschung. Die Bruchstelle sah aus wie Diamant - war es aber nicht. Mehr konnte Anne mit ihren eigenen Mitteln nicht feststellen, und den Kristall für Untersuchungen aus der Hand zu geben, kam nicht in Frage. Außer Walter Bullrider und ihrem Mann Olaf kannte niemand seine Herkunft. Und das sollte auch so bleiben. Er war ihr Lebensretter, ihr Lebenskristall.
    Anne legte ihre Hand so auf die Brust, dass der Kristall mit der glatten Seite ihre Haut berührte. Dann war es so, als würde er zu ihr sprechen.
    Anne schloss die Augen und drehte den Kopf zur Seite.

13.
     
    Professor Geoffrey Hawker wanderte an seiner Fensterfront entlang. Sein Gang war aufrecht, was seine Größe von knapp über zwei Metern voll zur Geltung brachte. Anzug und Schuhe stammten aus kleinen, aber feinen Geschäften in Italien. Obwohl sein Körper ausgesprochen hager war, machte er einen sehr eleganten Eindruck. Sein Büro lag im obersten Stock des höchsten Gebäudes von Lantika, dem Building 1, und bot einen hervorragenden Ausblick über die wachsende Stadt. Lantika sollte Symbol und gleichzeitig Beginn eines neuen Zeitalters sein, einer Zeit, in der sich die Menschen in den wesentlichen Dingen einig waren, sich auf Wissenschaft konzentrierten und ökologisch handelten.
    So war der Plan, und er, Professor Hawker, würde heute offiziell die Führung von Lantika übernehmen. Teile des Plans nahmen bereits sich tbare Formen an. Nach Südosten hin glitzerte ein schier endloses Meer an Spiegeln des Solarkraftwerks, das Lantika mit Energie versorgte. Mit der heutigen Ankunft der obersten Repräsentanten der Weltmächte wurden auch die letzten benzingetriebenen Fahrzeuge aus der Stadt verbannt. Man hatte sich in vielem an Masdar-City orientiert, einer Modellstadt, die Scheich bin Zayid Al Nahyan Anfang des 21. Jahrhunderts bauen wollte. Sie sollte CO2-neutral sein und der Wissenschaft dienen, wurde wegen der Finanzkrise, die auch die Scheichs traf, aber nie richtig fertiggestellt. Man baute immer noch daran, doch mit merklich weniger Elan.
    Das war die Chance für Scheich Al-Qummi gewesen, der jetzt in einem weich gepolsterten Sessel saß und beobachtete, wie der hochgewachsene, hagere Professor mit großen Schritten sein Büro durchmaß. Er selbst saß lieber.
    Hawker blieb stehen und wandte sich Al-Qummi zu.
    „Sie haben hervorragende Arbeit geleistet, Scheich.“
    Hawker redete Scheich Al-Qummi immer noch mit Scheich an, obwohl sich beide viele Jahre kannten. Al-Qummi hatte Hawker persönlich von Masdar-City abgeworben und damit seinem Konkurrenten eine kleine Niederlage bereitet.
    Al-Qummi lächelte. „Städte in der Wüste aus dem Boden zu stampfen, kann niemand besser als wir.“
    „Als Sie “, betonte Hawker. „Sie sind der Erbauer von Lantika und Sie werden in die Geschichtsbücher eingehen als derjenige, der der Welt ein modernes Arabien gezeigt hat.“
    Hawker beobachtete, wie sich die Züge Al-Qummis glätteten. Solche Worte hörte der Scheich, der sonst ein abgebrühter Geschäftsmann war, gerne. Hawker wusste sehr genau, was er sagen musste, damit sich das Herz dieses Mannes öffnete - und anschließend sein Geldbeutel.
    Hawker schlenderte zu seinem üppigen Schreibtisch und ließ seine Hand über das dunkle Mahagoni gleiten. Er fühlte sich so anders an als die üblichen Schreibtische in wissenschaftlichen Institutionen.
    „Vor allem bewundere ich, dass Sie trotz Ihres Engagements für die Wissenschaft so einen ausgeprägten Sinn für Schönheit besitzen.“ Und Luxus , ergänzte Hawker in Gedanken. Er hasste Sparsamkeit, die einem oft unter dem Deckmantel der Wissenschaft aufgezwungen wurde, so sehr, dass er manche verheißungsvolle Stelle abgelehnt hatte, weil sie schlecht dotiert war. Diesem Umstand schob Hawker zu, dass er bisher noch keinen Nobelpreis erhalten hatte. Ein schwer zu verkraftender Makel, der unbedingt behoben werden musste.
    Al-Qummi kannte die Schwächen des Professors genauso gut, wie d ieser die seinen kannte.
    „Dabei sind es die Wissenschaftler, die unsere

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