Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition)
Zivilisation voranbringen, und das sollte ausreichend honoriert werden.“
Der Scheich machte eine ausholende Geste mit der Hand, wobei der große Diamant an seinem Ring beeindruckend glitzerte.
„Heute werden Sie zum Bürgermeister von Lantika ernannt werden. Es ist Ihre Stadt.“
„Bürgermeister! Was für ein profanes Wort für das wichtigste Amt in der wichtigsten Stadt der Welt.“ Hawker hatte mehrere alternative Vorschläge eingebracht, die aber allesamt abgelehnt worden waren. „Ich werde dieses Wort neu definieren.“
Der Kongresssaal in Building 1 war gut gefüllt. In der ersten Reihe saßen die Präsidenten der wichtigsten Staaten, dahinter ihre Beauftragten für das Lantis-Projekt. Es folgten weitere Diplomaten, hinter denen die Vorstandsvorsitzenden bedeutender Konzerne saßen, alle sauber sortiert, je wichtiger, desto weiter vorne. Er selbst, Professor Hawker hatte seinen Platz ganz vorne.
Der UN-Generalsekretär kam zum Ende seiner Rede und deutete mit würdevoller Geste auf ihn. Jetzt war er dran.
Er stand auf und stieg gemessenen Schrittes die wenigen Stufen zur Bühne hoch. Auf dem für ihn markierten Punkt blieb er stehen.
Der Generalsekretär ging zu einer bereitstehenden Dame, nahm eine goldene Kette mit einem übergroßen Schlüsselanhänger von einem roten Samtkissen und ging zu Professor Hawker.
„Hiermit ernenne ich Sie zum ersten Bürgermeister von Lantika.“ Dann hängte er ihm die Kette um den Hals.
Die Anwesenden erhoben sich und applaudierten.
Nach seiner Dankesrede wartete sofort die erste Amtshandlung auf Hawker. Er bat Anne Winkler und Walter Bullrider auf die Bühne. Bullrider war fast so groß wie er selbst, allerdings wesentlich kräftiger. Er kam in der Paradeuniform der Vereinigten Staaten und hatte die Brust voller Orden. Anne Winkler kam in einem gut geschnittenen, aber schlichten Kleid. Für ihr Alter war sie eigentlich attraktiv, fand Hawker, aber sie wirkte irgendwie angestrengt. Er hatte von ihren Problemen in der Folge des Mondeinsatzes gehört, aber sich nicht weiter dafür interessiert. Nun ja, die beiden hatten ihren Einsatz für das Lantis-Projekt gebracht, sollten jetzt dafür geehrt werden - und würden dann voraussichtlich langsam aus dem Licht der Öffentlichkeit verschwinden. Im Moment wurden sie aber noch wie Helden verehrt, und dem musste er Rechnung tragen.
Anne Winkler und Walter Bullrider stellten sich jeweils rechts und links des Podiums auf, während der Professor in einer kleinen Ansprache an ihre Verdienste für das Projekt erinnerte.
„... ernennen wir Sie hiermit als Ehrenbürger von Lantika. Sie sind damit lebenslang jederzeit und an jedem Ort dieser Stadt willkommen.“
Professor Hawker hängte erst Anne und anschließend Walter ebenfalls eine Goldkette um, die aber dünner war und keinen Schlüsselanhänger besaß.
Anne war froh, als auch der letzte Gastredner das Podium verließ. Jeder glaubte, etwas Wichtiges zu sagen zu haben, was in einigen Fällen auch zutraf, aber wenn es zu viele waren, wurde es lang. Die ganze Festversammlung begab sich auf die riesige, stufenförmig angelegte Terrasse, von der sie einen prächtigen Ausblick auf den Kern von Lantika hatten und vor allem auf die Straße, die vom Militärgelände zu dem außerhalb liegenden Wissenschaftsareal führte. Die Terrasse war vollverglast, was man hauptsächlich daran merkte, dass die Temperatur so angenehm wie im Gebäude war, und das, obwohl draußen mindestens fünfunddreißig Grad im Schatten herrschten. Die Sonne strahlte von einem blauen Himmel, aber das Glas ließ nur das sichtbare Licht und keine Infrarotstrahlung durch.
Für einen Sekundenbruchteil blitzte etwas am Himmel auf, wo sonst nur Blau zu sehen war. Walter Bullrider, der mit seinem Sohn bei Anne und ihrer Familie stand, hatte es auch bemerkt.
„Ein Spionagesatellit“, sagte er.
Weit draußen und für das Auge kaum erkennbar, flogen Flugzeuge im Kreis um Lantika.
„Militärflugzeuge“, sprach Walter das Offensichtliche aus. „Noch weiter draußen fliegen Drohnen, aber die können wir nicht sehen.“
Anne war überzeugt, dass im Umkreis von hundert Kilometern keine Wüstenmaus aus ihrem Bau schlüpfen konnte, ohne sofort bemerkt zu werden.
„Seltsam, dass eine Stadt des Friedens so bewacht werden muss“, sagte sie.
„Bis sich der Frieden durchsetzt, wird es Jahrzehnte dauern“, sagte Olaf. „In dieser Beziehung ist die Menschheit sehr träge.“
„Hoffentlich kommt nicht
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