Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition)
spürte einen wachsenden Drang, die Handschuhe auszuziehen und den Kristall in die bloßen Hände zu nehmen.
Hawker legte den Kristall auf das Kissen zurück.
„Wer außer uns beiden weiß noch von diesem Kristall?“, fragte Hawker, während er seinen linken Handschuh auszog.
„Tun Sie das nicht, Professor“, sagte Bakshi, aber Hawker zog auch den rechten Handschuh aus. „Nur Henrichsen hat ihn gesehen. Er hat ihn im Container gefunden.“
„Henrichsen muss schweigen“, sagte Hawker wie nebenbei und ohne den Kristall aus den Augen zu lassen. „Wo ist er jetzt?“
„Auf dem Weg nach Oslo.“
Jetzt stutzte Hawker. „Was will Henrichsen in Oslo? Warum ist er nicht hier? Er darf keine Gelegenheit haben, über den Kristall zu berichten.“
Seine Hände wollten nach dem Kristall greifen, aber Bakshi trat einen Schritt vor und drückte die Hände beiseite.
„Nicht. Hören Sie erst zu.“
„Was ist?“, sagte Hawker ärgerlich. Er wollte endlich diese grünlich leuchtende Kugel mit seinen Händen berühren.
„Henrichsen hat sie angefasst. Deshalb ist er nicht mehr hier.“
„Reden Sie endlich“, forderte Hawker ungehalten, „oder lassen Sie mich in Ruhe.“
Bakshi holte tief Luft. „Henrichsen hatte natürlich die Order, alle Gegenstände des Containers nur mit Schutzkleidung zu berühren. Aber er muss auch diesen Drang gespürt haben, den die Kugel ausstrahlt. Schließlich hat er sie angefasst. Dann wurde er steif und stand da mit weit aufgerissenen Augen. So habe ich ihn hier im Raum gefunden.“
Bakshi zeigte auf eine Stelle unweit des Professors.
„Er muss sich hierhin zurückgezogen haben, um unbeobachtet zu sein. Ich habe ihm die Kugel sofort abgenommen, dann ist er zusammengebrochen. Er hat sich auf dem Boden gewälzt, gezuckt und immerfort gesagt: „Alles brennt“ und „mein Kopf explodiert“. Zum Schluss hat er nur noch wirres Zeug geredet.
Hawker trat einen Schritt von der Kugel zurück.
„Was haben Sie mit ihm gemacht?“
„Ich habe ihn ins obere Labor gebracht und einen Arzt gerufen.“
Hawker war sehr zufrieden. Selbst in dieser Ausnahmesituation hatte Bakshi daran gedacht, das Geheimnis des unterirdischen Labors zu wahren. Der Kleine musste sich ziemlich abgeschleppt haben.
„Den Kristall hat niemand gesehen?“
„Nein. Alle anderen waren beim Container und sind erst hergekommen, als ich mit Henrichsen auf dem Weg nach oben war und sie ihn reden gehört haben. Er war ziemlich laut. Es war nicht einfach, die anderen davon abzuhalten, mit nach oben zu kommen.“
„Das war sehr wichtig. Niemand darf von unserer Arbeit erfahren, sonst war alles umsonst. Aber was soll Henrichsen in Oslo?“
„Die Ärzte konnten keine organischen Schäden feststellen, aber sein Gehirn ... Es würde wirken, als ob es einen Kurzschluss gehabt hätte, sagen die Ärzte. Vollkommen überlastet - und dann abgeschaltet. Mit so etwas sind wir in Lantika überfordert. Wenn Henrichsen eine Chance zum Überleben haben soll, müssen wir ihn ausfliegen, haben die Ärzte gesagt. Einer hatte schon einen Flieger geordert.“
Das musste alles kurz vor seiner Ankunft geschehen sein. Hawker konnte sich an einen kleinen Flieger erinnern, der gestartet war, als er sich mit Al-Qummi auf den Weg zum Wissenschaftsareal gemacht hatte. Zuvor hatte er zwei Stunden mit dem Scheich zusammengesessen und einige Pläne diskutiert, bevor er ihm als Höhepunkt das unterirdische Labor zeigen wollte. Zwei Anrufe hatte er abgewiesen, der Scheich besaß für ihn höchste Priorität. Wahrscheinlich hatte man ihn informieren wollen. Jetzt war es zu spät.
Er konnte Bakshi keinen Vorwurf machen. Er hatte das Beste aus der Situation gemacht. Unangenehm war das Ganze trotzdem. Hawker presste die Kiefer aufeinander und überlegte. Er würde jemand hinschicken müssen, der aufzupassen hatte, dass Henrichsen nicht redete.
„Ich will über jede Veränderung von Henrichsens Zustand informiert werden.“
Bakshi nickte. „Dafür werde ich sorgen.“
Widerstrebend zog Hawker seine Handschuhe wieder an.
Sobald er den Kristall in Händen hielt, begann der Sog erneut.
Hawker drehte ihn, um ihn von allen Seiten zu betrachten.
„Hier fehlt ein Stück.“
20.
Es sah aus wie die Fahrt in einen Kurzurlaub zu zweit. Die Kinder waren bei den Großeltern. Ihren Freunden hatten Anne und Olaf via Facebook mitgeteilt, sie würden sich ein verlängertes Wochenende in der Toskana gönnen, Ziel unbekannt, um Ruhe zu haben.
Die
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