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Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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nehmt, dann auch um ihretwillen.«
    »J a«, murmelte Arvan finster.
    Er hatte das Bedürfnis, den Elbenstab zu umfassen und dessen Kraft zu spüren. Aber in diesem Moment widerstand er diesem Drang. Stattdessen ballte er nur die Hände zu Fäusten.
    Am nächsten Tag erreichten sie eine Stelle, an der sich der Fluss offenbar in zwei verschiedene und in etwa gleich breite Arme teilte. Das Land dazwischen war von so dichtem Nebel bedeckt, dass man so gut wie nichts davon sehen konnte. Nur ein paar vage, dunkle Schemen zeichneten sich ab. Es mochten uralte, verwachsene und durch Blitzschlag, schlechten Boden oder Hexerei missgestaltete Bäume sein– oder auch etwas anderes.
    »D ort liegt die Flussinsel Colintia«, erklärte Lirandil. »D er Strom teilt sich hier und fließt an zwei verschiedenen Stellen ins Meer.«
    »W ie gesagt, dieses Gebiet meide ich und kann Euch daher ausnahmsweise wohl kaum weiterhelfen«, bekannte Nomran-Kar. »E inmal bin ich auf einem Botenflug durch schlechtes Wetter etwas vom Weg abgekommen, und dabei näherte ich mich Colintia mehr als üblich…«
    Lirandil lächelte. »K onntet Ihr etwas erkennen?«
    »D er Nebel blieb unergründlich. Aber meine Riesenlibelle reagierte ganz eigenartig.«
    »V ermutlich ein Fall von magischer Verwirrung. Das kann übrigens nicht nur Riesenlibellen betreffen, sondern auch viele andere Geschöpfe, wie ich Euch als erfahrener Fährtensucher verraten darf.«
    »U nd was für eine Magie kann das gewesen sein?«, fragte Nomran-Kar. »V ielleicht der Fluch, der auf diesem Eiland liegt und der auf die Toten der Schlacht zurückgeführt wird, die hier vor vielen Zeitaltern getobt hat?«
    »N ein, diese Magie dürfte eher mit den gegenwärtigen Bewohnern von Colintia zusammenhängen.«
    »W as wisst Ihr noch darüber?«, verlangte Nomran-Kar zu wissen.
    »S päter«, wehrte der Elb ab.
    Lirandil ging zum Flussufer. Der Strom war breit und hatte eine hohe Fließgeschwindigkeit. In der Flussmitte waren kleinere Strudel zu sehen.
    »A lso, dieses Gewässer schwimmend zu überwinden dürfte unmöglich sein«, meinte Arvan, der Lirandil gefolgt war.
    »D as ist auch nicht nötig«, erklärte der Fährtensucher.
    »A ber wie sollen wir ans andere Ufer gelangen?«
    »M an wird uns abholen«, erklärte Lirandil, als sei dies eine Selbstverständlichkeit.
    Arvan wechselte einen Blick mit Borro und Zalea, die genauso erstaunt waren wie er.
    »H eißt das, wir werden erwartet ?«, wollte Zalea wissen.
    »J a, so könnte man sagen«, murmelte Lirandil, der einen Stein vom Boden aufhob. Er murmelte kaum hörbar eine Formel vor sich hin und schleuderte ihn dann fort, sodass er über die Wasseroberfläche sprang. Aber anstatt nach dem dritten oder vierten oder gar fünften Sprung in der Tiefe zu versinken, sprang der Stein immer weiter und weiter. Selbst die kleinen Strudel in der Strommitte schienen ihm nichts anhaben zu können.
    Lirandil schien im Moment nicht gewillt zu sein, irgendeine weitergehende Erklärung zu geben, weder zu den Bewohnern von Colintia noch gar zu ihrer Magie oder den Umständen, die den Elb zu der Annahme veranlassten, jemand werde kommen und sie abholen, und auch nicht zu dem Stein, der inzwischen das Ufer der Flussinsel erreicht hatte.
    Ein Vogel erhob sich daraufhin aus dem Uferschilf. Er hatte einen langen, nach unten gebogenen Schnabel, und da er vollkommen weiß war, hob er sich kaum gegen die Nebelschwaden ab. Nur wenn man genau hinsah, konnte man ihn überhaupt erkennen.
    Der Vogel war vollkommen lautlos, und die Bewegungen seiner Schwingen von einer geradezu majestätischen Langsamkeit.
    »M an hat unsere Ankunft bereits zur Kenntnis genommen«, erklärte Lirandil. »U nd anscheinend ist man hier bisher vom Feind verschont geblieben… Den Namenlosen Göttern der Elbenheit sei Dank!« Der Fährtensucher schien in diesem Augenblick mehr zu sich selbst als zu jemand anderem zu sprechen, was unter anderem dadurch deutlich zum Ausdruck kam, dass er während des letzten Satzes in die Sprache der Elben verfiel.
    Eine Barkasse tauchte wenig später aus dem Nebel heraus auf. Sie musste vom Nebel verborgen worden sein, solange sie im ufernahen Gewässer dicht bei der Flussinsel geblieben war. Jetzt trat die Barkasse jedoch deutlich hervor. Das Segel war zwar nicht gerade gebläht, da auch kam Wind blies. Trotzdem glitt das Boot viel schneller über das Wasser, als man es eigentlich hätte erwarten können.
    Magie?, fragte Arvan sich unwillkürlich. Oder

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