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Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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einfach nur eine fortgeschrittene Takelung, die die Kräfte des Windes besser auszunutzen weiß?
    Auf der Barkasse war nur ein einzelner Mann. Er trug eine Kutte aus fließendem Stoff, dessen Faltenwurf zumindest auf die Entfernung sehr stark an Elbenseide erinnerte. Oder an eine gröbere Variante, überlegte Arvan. Die Kapuze ließ das Gesicht im Schatten.
    Die Gestalt schlug die Kapuze schließlich zurück, als die Barkasse am Ufer anlegte. Das Gesicht gehörte einem Mann mit grauem, nicht mehr sehr üppigem und relativ kurz geschorenem Haar. Die Ohren blieben frei, und es war eindeutig zu sehen, dass es sich nicht um einen Elben, sondern ohne Zweifel um einen Menschen handelte. Arvan fiel allerdings jetzt aus der Nähe der Gürtel des Grauhaarigen auf. Das Leder war auf ähnliche Weise verarbeitet worden, wie es auch auf Lirandils Gürtel zutraf. Und in die Schnalle waren Elbenrunen eingearbeitet.
    Und davon abgesehen murmelte der Mann irgendetwas vor sich hin.
    »B ilde ich mir das jetzt ein oder ist das ein Menschling, der sich als Elb verkleidet hat?«, fragte Borro auf seine gewohnt vorwitzige Weise.
    »E s ist ein Elben schüler «, erläuterte Lirandil knapp. »M an nennt sie auch Elbenoiden.«
    »H abt ihr schon mal was davon gehört?«, fragte Borro an Zalea und Arvan gerichtet.
    »I n Pandanor ist das Wort Elbenoide gleichbedeutend mit Fluchgeist oder Nebelgespenst«, meinte Nomran-Kar. »H abe ich zumindest so gehört…«
    Lirandil hüllte sich in Schweigen. Er ging auf den Mann in der Kutte zu.
    »S eid gegrüßt, Ferach«, sagte Lirandil und ergriff den Mann bei den Schultern wie einen guten Bekannten. »E s ist lange her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben! Verzeiht mir, wenn ich das so offen äußere, aber für einen Menschen habt Ihr Euch über all die Jahre erstaunlich wenig verändert. Mein Kompliment, Ihr scheint die Heilkunde der Elben wirklich verstanden zu haben…«
    »L eider muss ich Euch enttäuschen«, sagte der Mann in der Kutte. »M ein Name ist Osgeion– und obgleich das gesunde Leben auf Colintia ihn inzwischen hundertundzwei Jahre hat werden lassen…« Er sprach Relinga, sodass alle seine Worte verstehen konnten. Allerdings war sein Akzent höchst eigentümlich. Alt, dachte Arvan. Das klingt uralt, so wie man vielleicht vor langer Zeit gesprochen hat.
    »I hr seid Ferachs Sohn?«, entfuhr es Lirandil.
    »S o ist es«, nickte Osgeion.
    »A ber Euer Vater lebt, denn wir waren vor Kurzem in geistiger Verbindung.«
    »E r ist immer noch der Sprecher unseres Ältestenrates. Allerdings machen seine Knie und sein Rücken ihm zu schaffen, und deswegen sitzt er nicht mehr gerne in einem Boot– weswegen er mich gebeten hat, Euch und Eure Begleiter abzuholen.« Osgeions Blick glitt über die Schar der Anwesenden. »M ein Vater sagte mir, dass ich die große Barkasse nehmen sollte. Er schien zu wissen, weshalb.«
    »J a, unsere Gruppe ist über die Zeit etwas angewachsen«, gab Lirandil zu.
    »K ommt an Bord. Mein Vater und die anderen aus unserer Gemeinschaft warten schon auf Euch. Und dann ist da noch jemand, der sich freut, Euch wiederzusehen… Jemand, der den Schlächtern entkommen ist, die zurzeit alle Lande verheeren…«
    Lirandil blickte auf. Ein mildes Lächeln spielte um seine dünnen Lippen. Zum ersten Mal seit längerer Zeit machte der Elb einen erfreuten Eindruck. »I ch ahne, von wem Ihr sprecht«, erklärte er.
    Alle stiegen an Bord der Barkasse. Es wurde ziemlich eng auf dem Boot, aber Osgeion hatte keine Bedenken, dass das Boot nicht in der Lage sein könnte, dieses Gewicht zu tragen.
    Arvan war der Letzte, der noch nicht an Bord gestiegen war. Irgendetwas ließ ihn zögern.
    »W as ist?«, fragte Zalea.
    »I ch weiß es nicht.« Er ließ suchend den Blick schweifen und umfasste plötzlich den Elbenstab. Kraft und Gegenkraft gehören zusammen, meldete sich plötzlich die Gedankenstimme. Es wird Zeit, dass du das erkennst …
    »H e, Arvan, du bist doch so stark!«, rief Borro. »G ib der Barkasse einen Schubs und schwing dich mit hinein. Du hast doch sowieso schon nasse Füße!«
    Arvan stand tatsächlich mit einem Fuß im Wasser. Das hatte er zuerst gar nicht bemerkt, aber es konnte nur Augenblicke dauern, bis es im Stiefel nass wurde. Die Stunde ist gekommen! Die Stunde der puren Kraft! Dieser Gedanke wirkte bedrängend auf Arvan. Er wiederholte sich immer wieder wie eine Litanei.
    »A rvan! Ist jemand bei dir im Oberstübchen zu Hause, oder spricht der größte

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