Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)
nicht einmal hinter die Mauern lassen, weil man Zwerge nur als einen unliebsamen Faktor der Unruhe ansieht.«
Umbros Gesicht veränderte sich. Die Augen wurden schmal, die buschigen Augenbrauen des Waffenmeisters zogen sich zusammen. »W as?«, entfuhr es ihm. Er war völlig fassungslos.
»E s war abgemacht, das Zwergenheer nach Gaa zu bringen. Das liegt ganz woanders, und dort hat die Schlacht längst begonnen. Eine Schlacht, die man hier in Carabor allerdings wohl schon lange aufgegeben hat.«
Umbro atmete tief durch.
»D as hört sich nicht gut an«, seufzte er.
»I ch gebe mir selbst eine Mitschuld an dieser Entwicklung«, gestand Rhelmi. »S chließlich habe ich den alten Mann, der zurzeit Hochadmiral von Carabor ist und der zunächst so bereitwillig seine Hilfsbereitschaft erklärte, wohl bei Weitem unterschätzt.«
Umbro warf einen Blick zu seinem König hinüber, der sich inzwischen von begeisterten Zwergenkriegern auf einem Schild hatte hochleben lassen.
»I ch werde einen günstigen Moment abpassen, um seiner Majestät diese Lage zu erklären«, meinte er und fuhr dann mit einem Rundblick fort, der zuerst über das hügelige caraboreanische Umland und anschließend über die imponierend mächtigen Mauern der Stadt selbst glitt. »S o gut wie niemand von uns ist in den letzten Jahrhunderten auf dem athranorischen Festland gewesen«, stellte er fest. »W ahrscheinlich hätte man uns sogar in die Länder der Orks führen und anschließend behaupten können, dass es sich eigentlich um das ferne Elbenreich handelt– und keiner von uns hätte sich auch nur gewundert.«
»D as wirklich Schlimme ist, dass Ghool durch das Taktieren des Hochadmirals vielleicht eine sehr wichtige Schlacht gewinnt und es ihm möglicherweise sogar gelingt, das gerade ohnehin nicht besonders feste Bündnis seiner Gegner zu sprengen.« Rhelmi ballte unwillkürlich die Hände zu Fäusten. »A ber das nimmt dieser alte Mann anscheinend billigend in Kauf, weil er glaubt, dass er dadurch Carabor retten kann. Zumindest vorerst.«
Elbenschüler
Die Kräfte der Hornechse waren schier unerschöpflich. Arvan und seine Gefährten hatten seit Tagen kaum eine Rast eingelegt, seit sie dieses massige Geschöpf zu ihrem Reittier erkoren hatten. Aber neben den schier unerschöpflichen Kraftreserven der Hornechse hatte das auch noch einen anderen Grund. Es war immer etwas heikel, dieses Reittier zu besteigen und einen Platz auf ihm zu finden, der Halt genug bot, sodass man nicht sofort wieder herunterrutschte. Orks hatten da einfach mehr Übung. Außerdem konnten sie notfalls mit den Fingern ihrer außerordentlich kräftigen Pranken genug von der schuppigen Reptilienhaut der gehörnten Monstren zusammenraffen, um sich daran festzuhalten. Die Hornechse machte so ein Kniff natürlich noch schneller– und auch noch deutlich aggressiver, als diese Geschöpfe ohnehin schon waren. Weder Menschen noch Elben, Dunkelalben oder gar Halblinge hatten jedoch auch nur annähernd genug Kraft in den Fingern, um sich auf dieselbe Weise festhalten zu können. Und vorn an den Hörnern konnte nur derjenige sitzen, der das Tier lenkte.
Aber glücklicherweise trug dieses Hornechsenexemplar einen breiten Gurt um den Körper, an dem unter anderem das Futteral mit den Speeren befestigt war. Daran konnte man sich festhalten, und er war auch eine Hilfe beim Hochklettern.
Arvan hatte mehrfach vergeblich versucht, die Hornechse dazu zu bringen, sich niederzubeugen, um damit den Aufstieg auf ihren Rücken zu erleichtern. Aber in diesem Punkt schien der Wille des Reptils einfach nicht beeinflussbar zu sein.
»N icht einschlafen, Arvan«, flötete Borro ihm mal wieder ins Ohr, denn Arvan war hundemüde. Während der kurzen Pausen, die sie einlegten, musste er nämlich darauf achten, dass das Tier nicht seinen eigenen Willen zurückerlangte und einfach fortlief oder sogar zum Angriff überging. Und wenn sie unterwegs waren, galt natürlich dasselbe! An Schlaf war nicht zu denken, denn es erforderte andauernde Aufmerksamkeit, dieses Tier zu lenken. Arvan schreckte hoch. Er hatte sich an den beiden Hörnern festgehalten, die aus dem Knochenschild emporragten, genau wie ein Orkreiter das getan hätte. Nur wusste er natürlich nicht, wie Orks nun genau die Hornechsen durch das Herumreißen an den Hörnern lenkten, sodass er sie ausschließlich zum Festhalten benutzte.
Lirandil hatte in dieser Hinsicht zwar durch seine Zeit in den Ländern der Orks ein tiefer gehendes Wissen.
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