Das Erbe der Jedi-Ritter 01 - Die Abtrünnigen
die ihn erreichten, denn ihr Zwillingsbruder blieb still, meditierte in der Macht, wie sie wußte.
Er passierte die Fünfeinhalb-Minuten-Marke – das bedeutete, daß man auch seinen Namen auf der Tafel lesen würde.
»Mach weiter«, flüsterte Jaina, aber noch während sie diese Worte aussprach, hörte sie ihren Bruder »Ho!« rufen und dann einen lang gezogenen Schrei ausstoßen.
»Er ist draußen«, hörte man von der ›Schildkappe I‹. »Hat ganz schön was abgekriegt.«
Jetzt entdeckte Jaina die wirbelnden Lichter, als der TIE-Jäger in den Raum hinaus geschleudert wurde. »Jacen?« rief sie, und als sie keine Antwort erhielt, berührte sie ihren Zwillingsbruder mit der Macht und begriff, daß er zwar erschüttert war, aber noch sehr lebendig.
Dabei beließ sie es, denn nun begann Anakin mit seinem Flug. Jaina entdeckte hin und wieder sein Schiff, wie es sich an den Felsen vorbei schob, und hörte sein Atmen und die gelegentlichen Rufe über ihr Komm. Er wirkte lebhafter als Jacen, mehr auf seine körperlichen Sinne eingestellt. Jaina verstand den philosophischen Kampf, der zwischen ihren Brüdern im Gang war, von denen jeder versuchte, das richtige Gleichgewicht zwischen Macht und Physiologie herauszufinden, und sie war von dem Unterschied nicht überrascht.
»Wir haben ihn«, hörte sie von einem von Landos Schleppern, gefolgt von Versicherungen, daß es Jacen gut ging. Jaina konnte sich das erleichterte Gesicht ihrer Mutter gut vorstellen.
»Ich will noch mal«, fügte er hinzu, und Jaina wußte, wie Leia die Stirn runzeln würde.
Nun kamen sie in Sicht, der TIE und der Schlepper. Der modifizierte Jäger schien unbeschädigt, wurde aber immer noch geschleppt. Sie holte tief Luft und versuchte ruhig zu bleiben. Dann hörte sie Anakins entzücktes Aufschreien und entdeckte seinen TIE, der um den Rand eines riesigen Felsens herumsauste.
Sie schaltete das Signal ab und wandte ihre Aufmerksamkeit nach innen, um den Frieden der Macht zu finden, die stille Leere. Beinahe unbewußt bediente sie die Pedale, versuchte ein besseres Gefühl für das Schiff zu erhalten, beschleunigte kurz, was sie in der federnd aufgehängten Pilotenkapsel zurückriß.
Die Sekunden vergingen, während sie tiefer in die Meditation sank. Sie hörte den Funkspruch von der Bodenkontrolle, daß Anakin Jacen übertroffen hatte – das würde später sicher noch lustig werden –, konzentrierte sich auf ihre Umgebung, stellte das Komm wieder auf Anakin ein und hörte gerade noch sein Prahlen.
»Ich hab dich, Jac…«, begann er.
Jaina sah es sofort. Anakin zog seinen TIE unter einem wirbelnden Felsen hindurch und dann sofort wieder steil nach oben, an einem anderen vorbei. Den dritten konnte er nicht mehr vermeiden. Er sah ihn nicht einmal, bevor er direkt vor seiner Nase war.
Er schlug frontal auf, der TIE-Jäger prallte nach oben und wirbelte mit ungeheurer Geschwindigkeit herum. Weiter und weiter nach oben schoß er und hörte dann auf, sich zu drehen – Anakin mußte die Bewegung mit den Triebwerken ausgeglichen haben, dann trieb er einfach weiter, leicht schräg und offensichtlich reglos.
»Anakin?« kam der besorgte Ruf von der Bodenstation.
Keine Antwort.
Als Leia abermals ihren Sohn rief, griff Jaina nach den Kontrollen, weil sie glaubte, ihren Bruder schneller als die anderen erreichen zu können, obwohl sie nicht wußte, was sie dann tun sollte. Bevor sie die Triebwerke zündete, meldete sich Anakin allerdings schon mit zitternder Stimme: »Verblüffend.« Er klang so, als sei ihm übel oder als hätte er sich gerade erst übergeben.
»Alles in Ordnung?« riefen Leia und Lando gleichzeitig.
»Ich glaube schon.«
»Du hast Jacen geschlagen«, warf Jaina ein.
»Wen interessiert das schon?« erklang die Antwort.
Erst jetzt begriff Jaina, wie erschüttert ihr kleiner Bruder tatsächlich war. Normalerweise hätte die Tatsache, daß er Jacen geschlagen hatte, in seinen Gedanken den ersten Platz eingenommen.
»Es genügt«, sagte Leia, der offenbar das Gleiche klar geworden war. »Komm sofort zurück, Jaina.«
»Bereit zur Zündung!« rief Jaina, schaltete auf einen anderen Kanal und tat einfach so, als hätte sie die Anweisung ihrer Mutter nicht gehört. Sie hatte nicht vor, sich von Anakins Mißgeschick zurückhalten zu lassen – sie wußte, sie hätte als Erste starten sollen! »Habe ich Starterlaubnis?« fragte sie bei der Station ›Schildkappe‹ nach.
»Starterlaubnis«, erklang die Antwort.
»Jaina!«
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