Das Erbe der Jedi-Ritter 01 - Die Abtrünnigen
Sowohl Jaina als auch Anakin starrten ihn ungläubig an, verdutzt, daß er sich gegen einen älteren, erfahreneren Jedi-Ritter wandte.
»Etwa nicht?« entgegnete Kyp mit einem Schnauben.
»Es gab Zeiten, zu denen die Schmuggler als Freunde der Jedi betrachtet wurden«, wagte Jacen zu sagen.
»Wie dein Vater«, meinte Kyp.
»Das waren andere Zeiten«, warf Jaina ein und schob sich ein wenig zwischen die beiden, um die Spannung abzubauen. »Das war zu Zeiten, als eine nichtlegitime Regierung die Galaxis beherrschte.«
Jacen schüttelte den Kopf. Er schien nicht überzeugt zu sein.
»Glaubst du, es sei unter unserer Würde?« fragte Kyp und schob sich höflich, aber entschieden an Jaina vorbei, um direkt vor Jacen zu stehen. »Wenn Unschuldigen ihr Wohlstand geraubt wird, wenn man sie gefangennimmt und vielleicht gar foltert – ist es dann nicht Sache der Jedi, ihnen zu Hilfe zu kommen?« sagte er mit volltönender Stimme.
»Genau«, stimmte Anakin ihm zu.
»Es gibt einen Unterschied, ob man Ärger auf dem Weg findet oder sich auf den Weg macht, um ihn zu suchen«, sagte Jacen. »Wir sind keine galaktische Polizei.«
»Das habe ich bereits alles von eurem Onkel gehört«, erwiderte Kyp.
»Und gibt es für irgendeinen Jedi in der Galaxis eine bessere Quelle der Weisheit?« fragte Jacen.
»Und dennoch, er hat mich von meiner Arbeit nicht abgehalten«, fügte Kyp rasch hinzu und fuchtelte mit dem Finger, um seine Worte zu betonen. »Er hat mich gebeten, vorsichtiger vorzugehen, aber nicht aufzuhören.«
Er nickte, dann wandte er sich Jaina zu. »Großartiger Flug, Jaina«, sagte er. »Wenn ich zurückkomme, werde ich deinen Rekord überbieten, und dann erwarte ich, daß du es mir nachtust.«
»Du wirst mich nie einholen«, meinte Jaina scherzhaft.
Kyp tätschelte ihr die Schulter, sein Lächeln war zurückgekehrt, und er ging weiter. »Wir machen uns auf den Weg«, erklärte er und drehte sich im Gehen noch einmal um. »Mein Angebot steht für euch alle drei, wenn ihr von eurer Tante und eurem Onkel wegkommen könnt. Ich könnte mehr Jedi in der Staffel brauchen.«
Er zwinkerte noch einmal und ging dann zum Sternhafen, wo sein X-Flügler wartete. Auf Anakins Vorschlag stiegen die drei Geschwister zum höchsten Stockwerk des Turms hinauf und gingen hinaus auf einen Balkon unter dem Nachthimmel, um dem Abflug zuzusehen. Irgendwie wußten sie, daß Kyp Durron sie nicht enttäuschen würde.
Es begann mit Musik, mit Dembalines ›Shwock Dubllon‹ oder ›Wellenkamm‹, der aufrüttelndsten Komposition des Mon-Calamari-Komponisten, die über alle Lautsprecher der Docks erklang. Die Eröffnungssequenz des Stücks verklang zu einem Wirbel ein wenig disharmonischer Töne, die ganz langsam harmonischer wurden, sich sammelten, wie sich Kyps Staffel in der Luft sammelte, Schiffe aller Arten, überwiegend ältere Modelle: B-Flügler und A-Flügler, sogar zwei Kopfjäger und drei ältere X-Flügler. Ein Dutzend Kampfjäger zog rote Fäden in den schwarzen Himmel, ein Pilotentanz zu der immer mehr an Spannung zunehmenden Musik. Dann schossen die beiden XJ-X-Flügler, Kyp und Miko, durch das Bild, gerade als der ›Wellenkamm‹ sein tosendes Crescendo erreichte, und die Schiffe rasten rasch und in disziplinierter Formation davon.
Jacen warf einen Blick zu Anakin, der eindeutig beeindruckt den Wolkenstreifen nachsah. Der Kopf seines Bruders war voller Gedanken an Abenteuer und Ruhm, das wußte Jacen; Anakin dachte daran, die Bösen zu jagen und den Guten zu helfen. Er verstand nicht, daß die Dinge selten nur schwarz oder weiß waren.
»Kyp hat eine gute Mischung aus Jägern zusammengestellt«, meinte Jaina, nachdem die Musik verklungen war. Sie sah ihre Brüder an und schüttelte den Kopf. »Und er weiß, wie man sich verabschiedet.«
»Und genau diese Art Heldentheater wird Onkel Luke darin bestätigen, daß er den Jedirat wieder zusammenrufen muß«, erwiderte Jacen.
»Und ein kluger Rat wird sich an solchen Zurschaustellungen erfreuen«, warf Anakin ein.
»Der Galaxis den Ruhm der Jedi vorzuführen?« fragte Jacen skeptisch.
»Jene, die sich der Neuen Republik entgegenstellen, das Fürchten lehren, und denen, die in Frieden unter der Herrschaft des Gesetzes leben wollen, Hoffnung bringen«, antwortete sein Bruder.
»Das reicht jetzt!« bat Jaina beide.
Und beide erfüllten ihre Bitte, schüttelten den Kopf und folgten Jaina zurück in den Turm, denn keiner war sich seiner Meinung so sicher, wie er
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