Das Erbe der Jedi-Ritter 02 - Die schwarze Flut
beeindruckte Corran. Der Junge hatte die Erwartungen seines Vaters längst übertroffen. Obwohl er erst elf Jahre alt war, reichte er Corran bereits bis an die Schulter und geriet, was seine Größe anging, eindeutig nach seinem Großvater. Sein dunkles Haar und die Haselnussaugen waren ein Kompromiss zwischen den Farben seiner Eltern, während seine Züge eher Mirax glichen, inklusive gewisser Anteile von Corrans eigener Mutter. Wie gut, dass er in dieser Hinsicht nicht auf Booster Terrik kommt. Es erging Corran nicht anders als jedem anderen Vater an jedem anderen Ort des Universums, und die Brust wurde ihm eng, als er sah, dass sein Sohn sich an etwas abarbeitete, von dem er wusste, dass er es nicht schaffen würde. Er wollte eingreifen, um Valin die Enttäuschung zu ersparen, hielt sich jedoch zurück. Diese Lektion mochte seinem Sohn wehtun, aber zu lernen, wie man mit Enttäuschungen umging, war mehr wert als die Fähigkeit, sämtliche Felsen der Galaxis zu bewegen.
Doch zu Corrans Überraschung rührte sich der kleine ovale Felsen, schwankte und kippte langsam auf die Seite.
Corran jubilierte lauthals. »Valin, das war fantastisch! Du hast ihn bewegt.«
»Dad?« Der Kopf des Jungen fuhr herum, und Schweiß sprühte aus den langen braunen Haaren. Eine Strähne blieb unter dem rechten Auge kleben. »Ich habe dich nicht kommen hören.«
»Nein, du warst so konzentriert. Das war wirklich fantastisch.« Corran trat auf die Lichtung hinaus und half seinem Sohn auf die Beine. »Ich meine, was du gerade geschafft hast. Ich konnte nicht mal…«
»Dad, es war nicht so, wie du denkst.«
»Ich weiß, was ich gesehen habe.«
Valin lächelte und zupfte sich die Haare vom Kinn. »Weißt du noch, was du über Blickwinkel gesagt hast?«
»Ja?«
»Hier geht es um den richtigen Blickwinkel.« Valin ging in die Hocke und winkte seinen Vater zu sich herunter. »Sieh noch mal hin.«
Corran musterte den Felsen. Der Boden darunter wimmelte von kleinen purpurnen Insekten. Sie schwärmten durch den Dreck und rings um den Felsbrocken. »Ich verstehe nicht. Hast du den Felsen auf den Eingang einer ihrer Kolonien gesetzt?«
»Nein. Ich habe die Garnants beobachtet. Sie verständigen sich durch Vibrationen und durch ihren Geruchssinn. Ich habe die Macht benutzt. Ich habe nach ihnen gegriffen und ihnen die Überzeugung vermittelt, dass es für sie einen Weg nach oben gibt. Ich habe sie glauben lassen, dass der Felsen Futter ist. Darauf hat der erste Garnant den Stein mit einem Duftstoff als Futter markiert.«
Valin hob verlegen die Schultern und zog ein kleines Stück eines Nahrungsriegels aus der Tasche. »Ich habe eine Belohnung für sie, es ist also nicht so, dass ich sie zu irgendwas zwingen würde.«
Corran zog einen Moment die Stirn kraus. Das Verhalten eines intelligenten Lebewesens zu beeinflussen, vor allem dann, wenn dies gegen den Willen dieses Lebewesens und zum selbstsüchtigen Nutzen des Jedi geschah, war ohne Zweifel ein Akt der Dunklen Seite. Nicht mit Intelligenz begabte Lebewesen dazu zu bewegen, etwas für sie Natürliches zu tun, gehörte indes eindeutig nicht in diese Kategorie, am wenigsten, wenn es sich um ein harmloses Unterfangen handelte und wenn die Probanden für ihr Verhalten eine Belohnung erhielten, die den zuvor geleisteten Kraftaufwand ausglich.
»Das ist vermutlich dichter an der Grenze zur Dunklen Seite, als dir lieb sein kann, aber ich bin beeindruckt.« Corran streckte die Hand aus und strich damit über den Kopf seines Sohnes. »Es ist nicht leicht, mit anderen Spezies zu kommunizieren.«
»Ich kommuniziere nicht wirklich, Dad.« Valin verdrehte die Augen. »Das sind bloß Käfer, und ich lasse sie glauben, ein Fels wäre Futter.«
»Das ist mehr, als ich in deinem Alter konnte.«
»Aber du warst nicht ausgebildet.«
»Das ist allerdings wahr.« Corran erhob sich. »Nichtsdestoweniger bin ich sehr stolz auf dich.«
»Ich würde dich gerne noch stolzer machen.« Valin kam ebenfalls hoch und stieß einen schweren Seufzer aus. »Zuerst habe ich eine Zeit lang versucht, den Felsen mit meinem Geist zu bewegen. Dann habe ich mir überlegt, es mal auf die andere Weise zu versuchen. Ich schätze, aus mir wird nie ein mächtiger Jedi.«
Corran legte Valin die Hände auf die Schulter und drückte die Stirn gegen die seines Sohnes. »Es gibt Jedi, die ihre Stärke danach bemessen, wie weit sie etwas von der Stelle bewegen können oder wie leicht sie etwas zerbrechen können. Aber die wahre
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