Das Erbe der Jedi-Ritter 02 - Die schwarze Flut
Ihre Arbeiter waren dem Anschein nach allesamt Sklaven, obwohl einige ihrer Aufseher Helfer hatten, bei denen es sich nach Jacens Eindruck um Menschen zu handeln schien, die mit ihnen zusammenarbeiteten. Alle besaßen die seltsamen Auswüchse, doch die Kollaborateure überfluteten die Macht nicht mit statischen Störungen, sondern minderten sie nur beträchtlich.
Dass Jacens Vision lediglich ein Traum gewesen sein sollte, ergab durchaus einen Sinn. Es handelte sich ohne Frage um eine Fantasie, die sich gewissermaßen erfüllt hatte, um ihn von seiner Frustration zu entlasten. Er war fast schon bereit, sein Erlebnis als einen Traum abzutun und sich wieder schlafen zu legen.
Doch zwei Dinge hielten ihn davon ab. Das eine war ein Gefühl der Dringlichkeit, das seine Vision gleichsam umgab. Obwohl er gerne zugeben wollte, dass seine Frustration ausreichte, um einen derartigen Traum entstehen zu lassen, war dieses Gefühl in der Nacht, nachdem sie den brutalen Mord beobachtet hatten, am stärksten gewesen. Und seitdem waren sie nicht an diesen Ort zurückgekehrt.
Das zweite war die Wahrhaftigkeit der Vision. Das Erlebnis war eigentlich nichts, an das er sich erinnerte, es fühlte sich vielmehr an wie der Ausblick auf etwas, das er erst noch tun musste. Ihm war sehr deutlich bewusst, dass sich einem Jedi, der sich der Macht geöffnet hatte, mitunter kurze Einblicke in die Zukunft auftaten. Der Meister seines Onkels, Yoda, war gleichermaßen für seine Weisheit sowie für die Fähigkeit bekannt gewesen, in gewissen Grenzen die Zukunft vorhersehen zu können. Jacen hatte noch nie zuvor das Gefühl gehabt, das die Macht ihm eine Vision beschert hatte, doch jetzt kam es ihm so vor, als wäre sein momentaner Zustand exakt die Folge, die eine derartige Vision mit sich bringen würde.
Er erhob sich von seinem Feldbett und wankte aus dem Zimmer, das früher mal Danni gehört hatte. Fast alles darin war zerstört, doch es war ihm gelungen, ein paar statische Holografien und eine Hand voll anderer Erinnerungsstücke zu retten, die er ihr mitbringen wollte. Er schob den Müll auf dem Gang mit den Füßen zur Seite und lehnte sich gegen den Rahmen der Tür, die in das Zimmer führte, das sein Onkel bezogen hatte.
Eine kleine Glühlampe erhellte den rückwärtigen Winkel des Zimmers mit einem warmen goldenen Licht. Sein Onkel saß auf dem Boden, das Gesicht der Tür zugewandt, und war in dem schwachen Schein nur in seinen Umrissen auszumachen. Jacen wollte etwas sagen, doch der Eindruck von Frieden und Konzentration, den er von seinem Onkel auffing, hielt ihn zurück.
Es war nicht das erste Mal, dass er sah, wie sein Onkel sich in eine Jedi-Trance versenkte, um seine Bindung an die Macht zu festigen. Seit dem Friedensschluss mit den Imperialen Restwelten und seit Luke gewisse Veränderungen im Gefüge der Akademie vorgenommen hatte, machten manche Schüler Witze darüber, dass ihr Meister alt geworden sei und seine gelegentlichen Machtnickerchen brauche. Jacen hatte darüber gelacht, doch in Wirklichkeit beneidete er seinen Onkel um dessen starke Verbindung zur Macht. Er wünschte sich diese Intimität für sich selbst, und er kannte den Preis, den sein Onkel bezahlt hatte, um sie sich zu verdienen. Aber obwohl er wusste, dass eine solche Verbindung nur schwer erworben werden konnte, hoffte er doch mit Leidenschaft, dass der Weg, den er eingeschlagen hatte, um es so weit zu bringen, weder so lang noch so steinig sein würde wie der seines Onkels.
Er wandte sich von der Tür ab und stand mit flach gegen die Wand gepresstem Rücken da. Die Erfahrung, hatte sein Onkel gesagt, lehrte einen, dass harte Entscheidungen zuweilen unumgänglich waren, und die Entscheidung darüber, ob das, was er gesehen hatte, real war oder nicht, erfüllte gewiss das Kriterium einer harten Entscheidung. Während sein Verstand ihm gebot, das Gesehene zu bezweifeln, drängte ihn sein Herz, sofort loszuziehen.
Dieser Entschluss fühlt sich ganz richtig an, und in der Macht kommt es mehr auf die Gefühle an als auf das Denken. Jacen atmete ruhig aus, dann kehrte er in Dannis Zimmer zurück und zog langsam seinen Kampfanzug an. Er befestigte ein Komlink am Revers, um die Daten seines Ausflugs aufzeichnen zu können. Auf diese Weise diene ich wenigstens Onkel Lukes Ziel, auch wenn ich mein eigenes nicht erreiche. Er sagte R.2-D2 nichts von seinem Aufbruch, da er wusste, dass der Droide sofort seinen Onkel wecken und die Mission beenden würde, ehe sie
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