Das Erbe der Jedi-Ritter 02 - Die schwarze Flut
Albtraum…
19
Anakin kauerte im lavendelfarbenen Gras und hielt durch die Halme nach der kleinen Horde Dantari Ausschau. Die eingeborenen Nomaden kamen ihm nicht allzu seltsam vor. Sie waren von humanoider Gestalt und benutzten, um sich zu verständigen, ein begrenztes Vokabular gesprochener Worte, die sie durch Handzeichen und verschiedene Mienen ergänzten. Sie stellten Werkzeuge her, hatten das Geheimnis der Metallverarbeitung jedoch noch nicht entdeckt. Zwei besaßen Messer, die sie aus Bruchstücken von AT-AT-Panzerplatten geformt hatten, doch Anakin hatte sie diese Messer bisher niemals verwenden sehen. Er nahm an, dass es sich dabei um ein äußeres Zeichen der Macht handelte, denn beide Messer gehörten großen männlichen Wesen, deren Haare bereits von grauen Strähnen durchsetzt waren.
Für einen kurzen Augenblick wünschte sich der Junge, dass C-3PO bei ihm wäre, der ihm die Sprache der Dantari hätte übersetzen können, doch die Vorstellung, wie der goldene Droide sich im hohen Gras versteckte, war so lächerlich, dass er um ein Haar laut aufgelacht hätte.
Die Dantari hatten ihr Lager auf einer kleinen Lichtung neben einem Gehölz aus Blbabäumen aufgeschlagen. Einer der Ältesten hatte anschließend mit Holzkohle ein Zeichen, ein imperiales Wappen, oben auf die linke Brusthälfte eines jüngeren Mannes gezeichnet. Jetzt rieb er die schwarze Asche mit einem Blbadorn und einem Stock, der den Dorn vorantrieb, in die Brust des jüngeren Mannes und tätowierte ihm das Zeichen für alle Zeiten in die Haut.
Der junge Dantari war nicht der Einzige in der Horde, der dieses Zeichen aufwies. Andere hatten grob gezeichnete AT-ATs oder die Abbilder von Blastern in die Haut geritzt und wieder andere ihre Beine und Arme mit den Konturen und Umrissen von Sturmtruppenrüstungen verziert. Kleine Kinder saßen in der Nähe und beobachteten fasziniert den Vorgang des Tätowierens, und auch die Ältesten sahen voller Stolz zu, während der junge Mann die Prozedur ohne einen Laut über sich ergehen ließ.
Anakin wandte den Blick ab und versuchte das Tick-Tick-Tick des Stocks, der immer wieder auf den Dorn traf, aus seinen Gedanken zu verbannen. Er warf einen Blick zu der Stelle, an der Mara kauerte, und erwischte sie in einem unbedachten Moment, in dem sie sehr müde aussah. Er senkte sofort den Blick, sah aber in der nächsten Sekunde wieder auf. Unterdessen hatte sie einen weniger abgespannten und wesentlich wärmeren Gesichtsausdruck angenommen.
Dass ich sie überhaupt müde sehen konnte, beweist, wie erschöpft sie in Wirklichkeit sein muss. Sie hätte sich mir nie im Leben so gezeigt, wenn es sich hätte vermeiden lassen. Anakin schenkte ihr ein Lächeln und kroch leise an ihre Seite. »Ich würde mir niemals ein Tattoo machen lassen«, flüsterte er.
»Die beste Methode, um besondere Kennzeichen zu vermeiden.« Sie warf ihm einen verschmitzten Blick zu. »Man weiß ja nie, wann irgendwelche Jedi hinter einem her sind und man sich absetzen muss.«
»Du hast kein Tattoo, oder?«
»Ich weiß es nicht, Anakin.« Mara zuckte spielerisch die Achseln. »Schließlich hat mich am Ende doch ein Jedi gekriegt. Also habe ich vielleicht doch eines.«
Er wollte ihr eine Frage stellen, überlegte es sich jedoch anders und hielt einen Augenblick lang den Mund. »Mehr als diese Antwort will ich gar nicht hören.«
Mara lachte einmal kurz auf und schlug sofort die Hand vor den Mund. Anakin griff in die Macht hinaus, ohne genau zu wissen, was er tun sollte, doch er sah sofort, dass der Schaden bereits angerichtet war. Mehrere Dantari kamen auf sie zu, wobei drei männliche Kinder als Erste losgestürmt waren, während einer der Ältesten aufsprang und sich zwischen sie und die Ursache des Geräuschs zu drängen versuchte.
Anakin kam, ohne nachzudenken, auf die Beine und bezog zwischen den Dantari und Mara Stellung. Der erwachsene Mann, der auf sie zukam, überragte Anakin weit. Er war leicht einen halben Meter größer als er, in den Schultern beinahe breiter als Anakin in der Höhe und außerdem gut sechzig Kilo schwerer. Anakins blaue Augen weiteten sich einen Moment lang vor Entsetzen.
Der angreifende Dantari stand bald dicht vor ihnen. Er hob die mächtigen Fäuste über den Kopf und brüllte, doch Anakin behauptete seinen Platz. Er ahmte die Bewegung des Dantari nicht nach, da ihn die Beobachtung dieser Spezies gelehrt hatte, dass er den anderen damit zu einem Kampf um die Vorherrschaft herausgefordert hätte.
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