Das Erbe der Jedi-Ritter 04 - Der Untergang
verstanden.«
Sie ließ sich zu einem trotzigen Nicken herab.
Obwohl der Kapitän ausdrücklich um Ruhe gebeten hat, brach überall Chaos aus. Piraten wurden selten mit Begeisterung empfangen, da jedoch die meisten Passagiere der Queen die Yuuzhan Vong bereits aus erster Hand kennen gelernt hatten, war alles noch schlimmer. Die meisten versuchten, sich in Abstellräumen, Luftschächten, Frachtcontainern und den kleinen Wandschränken der Kabinen auf den unteren Decks zu verstecken. Dies hatte zur Folge, dass massenweise Passagiere und Mannschaftsmitglieder die Gänge und die Transferschächte zwischen den Decks verstopften. Viele stürzten zu den Rettungskapseln, die allerdings blockiert waren; andere stürmten zu den oberen Decks, wo sie jedoch von bewaffneten Schiffsoffizieren zurückgewiesen wurden. Mit der deutlichen Absicht, die Einsicht zu ignorieren, dass Aufgabe gegen Piraten die beste Überlebensstrategie ist, verwandelten die Flüchtlinge die Queen in eine übervölkerte Katakombe.
Trotz allem schafften es Han und seine Begleiter zum Deck mit den Andockbuchten, wo das Durcheinander nicht ganz so groß war wie auf den anderen Ebenen. Schlimmstenfalls, so redete sich Han die ganze Zeit ein, würde er jetzt bald in der gleichen Klemme sitzen wie Roa und Fasgo.
Von einer Backbordkuppel aus konnte man die Ankunft des Piratenschiffs beobachten, das sich von achtern näherte. Es schien sich um ein langes, zylinderförmiges Schiff zu handeln, das von der Größe her einem alten Blockadebrecher ähnelte.
Während es sich langsam in Reichweite der Außenbordbeleuchtung der Queen schob, entdeckte Han – zu seinem größten Erstaunen –, dass es sich bei dem Schiff tatsächlich um eine alte corellianische Korvette handelte, die allerdings stark umgebaut worden war und eine Lackierung erhalten hatte, die kaum Licht reflektierte. Zusätzlich zu den Standardturbolaserbatterien an Heck und Unterseite trug das fassförmige Schiff an den Seiten Taim-&-Bak-H9-Kanonen, und die Kuppel, in der normalerweise die Kommunikationsanlage untergebracht war, hatte man erweitert und einen Störfeldgenerator von beträchtlichen Ausmaßen eingebaut – oder den Dovin Basal der Yuuzhan Vong, der die Queen aus dem Hyperraum geholt hatte.
Drei zwanzig Jahre alte Shuttles der Martial-Klasse lösten sich aus dem Bauch der Korvette und hielten auf das Andock-Deck an der Unterseite der Queen zu. Die Triebwerke der Korvette flammten auf, um sie auf die Luftschleuse des Liners an Backbord auszurichten, und Han konnte die Steuerbordseite betrachten, wo sich hinter dem Cockpit-Modul am mattierten Rumpf das Symbol der Friedensbrigade befand, die beiden ineinander greifenden Hände.
Die Worte von Big Bunjis aqualischanischem Leutnant kamen ihm in Erinnerung. Sie haben eine Operation auf Bilbringi geplant.
»Reck!«, sagte Han verblüfft zu sich selbst.
Die Friedensbrigade war hinter den Überläufern her. Reck befand sich möglicherweise schon an Bord der Queen, dachte er. Mit ein bisschen Glück war der Söldner sogar derjenige, den Showolter angeblich getötet hatte.
»Warum stehen wir hier herum?«, fragte Elan besorgt. »Der Söldner, der entfliehen konnte, wird nach uns suchen.«
»Das ist kein Yuuzhan-Vong-Schiff«, erklärte Han ihr.
»Aber das«, sagte Droma und zeigte weiter nach draußen.
Han folgte dem dünnen, pelzigen Zeigefinger des Ryn. Hoch oben glänzte das Sternenlicht auf der rauen Oberfläche eines flachen Ovals aus Yorik-Korallen, das parallel zur Korvette flog, als hielte es sich für etwas bereit. Bei der Erinnerung daran, wie er vor einigen Monaten gegen die Yuuzhan Vong bei Dubrillion und Helska gekämpft hatte, lief es Han kalt den Rücken hinunter.
Er wandte sich Elan zu. »Ich nehme zurück, was ich gesagt habe. Sie müssen ganz schön wichtig für die sein, wenn sie ein Kriegsschiff schicken.«
»So wichtig für meine Leute wie für Ihre«, antwortete sie ohne jede Spur von Arroganz. »Ich habe lebenswichtige Informationen für Ihre Jedi-Ritter.«
Han runzelte neugierig die Stirn. »Worüber?«
»Über eine Krankheit, die meine Leute eingeschleppt haben.«
Han konnte sich nicht zurückhalten und packte sie grob an den Schultern. »Meinen Sie das ernst?«
Sie nickte, und offensichtlich erschütterte sie der Druck seiner Hände nicht. »Ich bin gegen den Einsatz bakteriologischer Waffen. Mit solchen Taktiken erniedrigen sich die Yuuzhan Vong selbst.«
Han packte sie fester und sah ihr starr in die Augen.
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