Das Erbe der Jedi-Ritter 04 - Der Untergang
einer seiner Schubladen herum. Einen Augenblick später hielt er seinen dreißig Jahre alten BlasTech DL-44 in der Hand. Er strich mit dem Daumen über den Knopf an der vorderen Sichtblende, dann schob er die Waffe in ihr Holster.
Leia beobachtete, wie er die Waffe in sein Handgepäck steckte. »Versprich mir, dass du keinen Wettbewerb im Schnellziehen mitmachst«, sagte sie besorgt.
Auf den ersten Blick erschien der Diplomatenkoffer, den der hellhäutige Mensch in der billigen Hose hielt, wie ein gewöhnliches Gepäckstück, etwas, an dem kein Taschendieb im Bagsho-Terminal auf Nim Drovis auch nur das geringste Interesse gezeigt hätte. Der feste Griff des Mannes deutete vielleicht darauf hin, dass sich etwas Wertvolleres darin befand, allerdings würde ein einziger Blick auf den Träger genügen, um selbst den verzweifeltsten Dieb zögern zu lassen. Sein Gang war zu selbstbewusst, die locker sitzende Jacke konnte die breiten Schultern kaum vollständig verbergen. Und wichtiger noch, er gab sich zu viel Mühe, unscheinbar zu wirken.
Ohne in irgendeiner Weise aufzufallen, erledigte der Mann die Einreiseformalitäten und folgte den Wegweisern zum Pubtransflitzer, der ihn zum Medizinischen Institut des Sektors bringen sollte.
Seit der Zeit, in der Ism Oolos Leiter des Instituts gewesen war, hatte sich Nim Drovis sehr verändert. Nachdem die Todessaatseuche während der Herrschaft von Seti Ashgad auf dem nahen Nam Chorios gewütet hatte, finanzierte die Neue Republik eine Wetterstation, um den täglichen Sturzregen zu regulieren, und die Jedi-Ritter hatten eine Vereinbarung zwischen den Drovianern und den Gopso’o-Stämmen vermittelt. Die infektiösen Schimmelpilze und Schwämme, die sich so fruchtbar vermehrt hatten, waren durch diese Maßnahmen unter Kontrolle gebracht worden, und sogar die Kanäle der Altstadt konnte man nicht mehr mit den stinkenden Sümpfen von einst vergleichen. Schneckenzucht war heutzutage das große Geschäft.
Der Mann mit dem Diplomatenkoffer erreichte das renovierte medizinische Zentrum und amüsierte sich im Stillen über die Schar der bewaffneten drovianischen Wachen, die hier Streife gingen und die Blastergewehre in den Tentakeln wiegten oder mit den Zangen hielten. Nach einem Routinecheck wurde ihm Zutritt zum weitläufigen Eingangsbereich gewährt, in dem sich Drovianer und Menschen tummelten – von denen manche noch direkte Nachfahren der ursprünglichen Kolonisten von Alderaan sein mochten.
Der Neuankömmling wandte sich an die drovianische Empfangsdame hinter ihrem Tresen. »Ich habe eine Verabredung mit Dr. Saychel.«
»Ihr Name?«, fragte sie, während sie weiter auf dem Priem Zwil in ihrer Wange kaute.
»CofYoly.«
Sie bat ihn mit einer Handbewegung, Platz zu nehmen. Augenblicke später winkte sie ihn wieder zum Tresen, wo aus dem Interkom eine menschliche Stimme sprach.
»Ich bin Dr. Saychel. Sie haben nach mir gefragt?«
»Ja. Ich glaube, ich habe mir auf Ampliquen Trichinen zugezogen.«
»Warum haben Sie es nicht dort behandeln lassen?«
»Das medizinische Zentrum hat meine Versicherung nicht akzeptiert.«
Saychel schwieg einen Moment lang. »Nehmen Sie die Tür links vom Tresen und folgen Sie den Hinweisen zum Labor.«
Die Markierungen führten ihn an Untersuchungszimmern und primitiven Operationssälen vorbei, in Holzgebäude hinein und wieder heraus, bis er schließlich durch ein Labyrinth düsterer Korridore ging, die an der Quarantänestation endeten, wo vor zwölf Jahren die Opfer der Todessaatseuche isoliert worden waren. Saychel, der Stationschef von Nim Drovis, trug einen teilweise versiegelten Schutzanzug und eine Schutzbrille mit Makrolinsen.
»Willkommen in Bagsho, Major Showolter«, sagte Saychel herzlich. »Ich hatte nicht damit gerechnet, dass jemand von ihrem Format herkommen würde.«
»Also, um ehrlich zu sein, ich habe beim Münzenwurf gewonnen«, sagte Showolter.
»Ich schätze, mir ist das Interesse nicht unverständlich.«
Showolter und Saychel kannten sich von Coruscant, wo sie in einem Unterschlupf des Geheimdienstes in den Katakomben des Regierungsbezirkes zusammengearbeitet und gelegentlich auch Luke Skywalker, Han Solo und Lando Calrissian getroffen hatten. Saychels dichtes blondes Haar hatte sich seitdem zu einer gelbweißen Kappe entwickelt, und seine Wangen waren von geplatzten Kapillargefäßen gerötet.
»Ich bin überzeugt, dass Sie es sind«, sagte Saychel, »aber ich würde gern ganz sicher gehen.«
Showolter nickte
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