Das Erbe der Jedi-Ritter 05 - Die letzte Chance
tötete ihn.
Einen Moment lang stand er vor der Leiche des Yuuzhan Vong, bevor er sich das Gemetzel anschaute, das er und die anderen angerichtet hatten. Ganner und Deak knieten bei ihren gefallenen Kameraden.
»Wir gedenken ihrer später«, sagte Kyp und winkte seine Männer mit eingeschaltetem Lichtschwert voran.
Sie drangen tiefer in das Schiff ein und betraten eine weitere Kugel, stießen dabei nicht auf weiteren Widerstand. Seit ihrer Ankunft an Bord war Kyp aufgefallen, dass die Macht stumm blieb: Sie wurde nicht etwa unterdrückt, sondern schwieg einfach. Seine Jedi-Fähigkeiten waren dadurch nicht vermindert, aber es kam ihm vor, als habe er eine Terra incognita betreten. Plötzlich spürte er etwas durch die Macht, und kurz darauf erreichten sie ein verschlossenes Portal, das äußerlich den vielen glich, die sie bereits passiert hatten, und sich doch ganz anders anfühlte.
Kyp drehte sich zu Ganner um, der nickte, dann stieß er das Lichtschwert in die Mitte des Portals. Nachdem er die Klinge zurückgezogen hatte, zischte lautstark Luft in den Raum hinter der Tür, und die Irisblende öffnete sich. Dahinter lag auf weichem Boden, der nach Schweiß und anderen Ausscheidungen roch, eine Anzahl Gefangener, die unterschiedlichen Spezies angehörten. Sie waren mit zerlumpten Gewändern bekleidet, aber sie lebten. Nach und nach rührten sie sich, während sich der Raum mit Luft füllte.
Kyp ging zu einem von ihnen – einem grauhaarigen Menschen, der vermutlich mit wesentlich mehr Fleisch auf den Rippen hier angekommen war. Neben ihm lagen zwei männliche und eine weibliche Ryn.
Der Mann schlug die glasigen Augen auf und betrachtete Kyps Gesicht, bis er schließlich das deaktivierte Lichtschwert entdeckte.
»Sie halten ihn auf dem Deck unter diesem gefangen«, sagte der Mensch schwach. »Im nächsten Modul achtern von hier. Aber seien Sie vorsichtig, Jedi. Vielleicht ist er nicht mehr der Wurth Skidder, den sie einmal kannten.«
Einer Hand voll der betrogenen Flüchtlinge von Ruan, die über technische Fähigkeiten verfügten, war es gelungen, einige der Systeme der Orbital-Station einzuschalten, und daher konnte jeder, der wollte, den Fall von Fondor in Farbe mitverfolgen.
Der größte Teil der Yuuzhan-Vong-Flotte lag weiterhin in einer großen Sichelformation hinter Fondors äußerstem Mond, ein Dutzend Trägerschiffe hingegen war, eskortiert von Geleitschiffen, kernwärts gezogen. Als würde es sich um Belagerungswaffen aus alten Zeiten handeln, hatten die Yuuzhan Vong von ihren Trägerschiffen Korallenskipper auf jedes Ziel geschleudert, das sich ihnen bot, und Kriegsschiffe und Orbitalwerften gleichermaßen zerstört. Nachdem sich die Formation der Ersten Flotte aufgelöst hatte, gingen sie systematischer vor, griffen die Werften an und pflasterten Fondor mit glühenden Plasmaprojektilen.
Melisma betrachtete das Chaos aus einer Sichtkuppel und dachte bei sich, dass die Yuuzhan Vong wahrscheinlich nicht einmal eine verlassene Werft verschonen würden, was den Flüchtlingen von Ruan bei der momentanen Zerstörungswut etwa eine Stunde Zeit ließ. Die meisten Flüchtlinge hatten sich schon mit ihrem bevorstehenden Ende abgefunden und beteten still zu den Göttern, die sie verehrten, oder weinten leise. Andere schrieen Angst und Wut laut heraus und verlangten immer wieder, man müsse das Kommando von Fondor auf ihre Not aufmerksam machen oder sich den Yuuzhan Vong ergeben, auch wenn das Gefangenschaft oder Opferung bedeutete.
Dem Fatalismus treu, der ihr Glaubensbekenntnis war, sangen die Ryn. Ihre Fähigkeit, mit Würde in den Tod zu gehen, hatte auch viele der anderen Flüchtlinge beruhigt.
Melisma wandte sich vom Sichtfenster ab und lauschte dem melodiösen Klagelied, das R’vanna sang. »Wenn die Leute erfahren, dass sie nur durch unsere hervorragenden Fälschungen in diese Lage gekommen sind, bedeutet das unseren sicheren Tod, auch ohne die Geschosse der Yuuzhan Vong«, sagte sie zu Gaph.
Ihr Onkel zuckte lediglich mit den Schultern. »Auch ohne die Dokumente hätten die Piraten einen Weg gefunden. Vergiss nicht, Kind, diese Leute haben bezahlt, um von Ruan fortzukommen.«
»Willst du uns damit von Schuld freisprechen?«
»Wir tragen Schuld daran, in dieser Misere gelandet zu sein. Aber das ist nun einmal das Leben der Ryn. Wenn uns niemand sonst Schwierigkeiten macht, übernehmen wir das selbst.«
Melisma seufzte. »Haben wir das denn wirklich verdient – nur weil wir Ruans Angebot,
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